Die extra-lange Presseschau zum extra-langen Wochenende sieht den Wald vor lauter abgeholzten Bäumen nicht. Am Donnerstag hat der Club of Rome in Berlin das neue Buch von Claude Martin, langjähriger Generaldirektor des WWF International, zum Zustand der tropischen Regenwälder vorgestellt. Fast die Hälfte der Tropenwälder ist demnach bereits verschwunden, so Martins Warnung. DEUTSCHLANDRADIO KULTUR machte dazu ein ausführliches Interview.
Wald und Gen-Soja
Über die „Axt im Wald“ und den Kahlschlag weltweit berichtet auch mein WWF-Kollege Jörg-Andreas Krüger in einem Gastkommentar für die BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG. Vor allem der Anbau von gentechnisch verändertem Soja in Südamerika verursacht Waldrodungen und der enorme Pestizideinsatz in den riesigen Monokulturen gefährdet die biologische Vielfalt. Es mutet beinahe surreal an, dass in der BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG am selben Tag, auf der selben Kommentarseite Johannes Kaufmann im Leitartikel vor dem „grünen Gen-Gespenst“ warnt. Kaufmann kommt zu dem Schluss: „Und selbst wenn alles stimmte, was Monsanto vorgeworfen wird, so wäre das kein Grund, gleich die ganze Technologie zu verbieten. Die Risikodebatte verschüttet die enormen Chancen dieser Technologie.“ Gegensätzlicher können publizierte Meinungen auf so engem Raum kaum sein.
Kuh der Woche: Ein Tatort-Kommissar, die Wurst…
Nutztierhaltung und Fleischkonsum sind auch ohne Gentech-Soja möglich. Darauf habe ich bereits vergangene Woche hingewiesen. Der neue WWF-Einkaufsratgeber für Fleisch und Wurst war auch Anlass für eine ganz besondere Landpartie: Gemeinsam mit Genussmensch und WWF-Kampagnenbotschafter Andreas Hoppe (TATORT-Kommissar Mario Kopper) haben wir mal geschaut, wo eigentlich das (Bio-)Fleisch herkommt, das in Berliner Metzgereien und Supermärkten über die Ladentheke geht. Gelandet sind wir in einer Gläsernen Fleischerei in der Müritz-Region. Dort durfte Hoppe selbst Hand anlegen und Wurst herstellen. Lecker, lecker!
… und jede Menge Kühe
Doch jede Wurst hat einmal gelebt. Es ist daher nur konsequent, zu schauen, wo die Schweine und Rinder, die paniert, gekocht oder gebraten auf dem Teller landen, eigentlich mal gestanden, gefressen und geschissen haben. Daher ging es nach dem Mittagessen weiter zur Bio-Ranch Zempow. Dort zeigt Kuhflüsterer Dr. Schäkel, dass es keine „blöden Kühe“ gibt und alles eine Frage der richtigen Kommunikation ist. Die Neugier war auf beiden Seiten groß – und der Respekt voreinander auch. Weitere Eindrücke von der Landpartie gibt es hier. Die mitgereiste BAMS-Redakteurin hat für Sonntag ein ausführliches Interview mit Fotostrecke angekündigt. Wer jetzt schon nachlesen will, wie Andreas Hoppe zur Fleischfrage steht, dem empfehle ich seinen Gastkommentar in DER WELT.
Gekröntes Gemüse
Mit dem Abendbrot auf dem (Müritz-)Bauernhof — es gab (natürlich) Wurst — habe ich meine vom WWF empfohlene Wochenration an Fleisch dann aufgebraucht. Die nächsten Tage gibt es wieder Leckeres aus dem Gemüsebeet. Glücklicherweise ist gerade Spargel-Saison. Über den alljährlichen, typisch deutschen Spargelwahn lassen sich Verena Mayer und Marten Rolff sehr unterhaltsam in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG aus.
Artenschutzreport 2015
Ansonsten kann ich jedem gestressten (oder auch entspannten) Großstädter ans Herzen legen, die traumhafte Müritz-Region und den Nationalpark zu besuchen. Eine der schönsten Ecken Deutschlands! Hier tummeln sich auch noch viele bedrohte Arten wie Seeadler, Kranich, Fischotter oder Wolf. Dass es ansonsten um die Fauna und Flora in Deutschland nicht sehr gut bestellt ist, hat diese Woche der Artenschutz-Report 2015 des Bundesamtes für Naturschutz verdeutlicht. Nach dem Bericht gelten ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten hierzulande als gefährdet.
Bedrohte Naturschätze „ums Eck“
Ein wichtiges Instrument zum Schutz von bedrohter Natur in Deutschland und Europa sind die EU-Vogelschutz- und Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie. Die darin ausgewiesenen Areale bilden eines der größten Schutzgebiets-Netzwerke der Welt. Wie bereits berichtet, befürchtet der WWF eine massive Lockerung dieser Vorschriften durch die neue EU-Kommission. Daher auch die Kampagne Nature Alert. Das Brüsseler WWF-Büro hat jetzt eine interaktive Karte veröffentlicht, in der jeder EU-Bürger schauen kann, welche ökologischen Schätze bei ihm „ums Eck“ entdeckt werden können – und zugleich auch bedroht sind.
Whodunit?
Zum Schluss ein TV-Tipp fürs Pfingstwochenende: Eben noch auf der Kuhweide, ermittelt Andreas Hoppe gemeinsam mit Ulrike Folkerts am Montagabend schon wieder in seinem neusten TATORT: „Roomservice“. Angeregt durch die Vorkommnisse und Prozesse um den ehemaligen IWF-Präsidenten Dominique Strauss-Kahn lautet wie immer die Frage: Whodunit?
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