Hya­lom­ma & Co: Zecken auf dem Vormarsch


Zecken und FSME: Zeckenmännchen sitzt auf einer vollgesogenen weiblichen Zecke
Zeckenmännchen sitzt auf einer vollgesogenen weiblichen Zecke © IMAGO / Frank Sorge

Zecken sind läs­tig, eklig —  und an immer mehr Orten auch rich­tig gefähr­lich. Und die­se Gefahr wird realer.

Zecken­bis­se kön­nen Krank­hei­ten über­tra­gen, wie zum Bei­spiel die Früh­som­mer­me­nin­go­en­ze­pha­li­tis (FSME). Das Virus kann die Hirn­haut und das zen­tra­le Ner­ven­sys­tem angrei­fen. Jedes Jahr erkran­ken dar­an in Deutsch­land eini­ge hun­dert Menschen.

Immer mehr FSME-Risikogebiete

Das Risi­ko für eine FSME-Infek­ti­on besteht vor allem in Bay­ern, Sach­sen, Baden-Würt­tem­berg, Hes­sen und Thü­rin­gen. Ein­zel­ne Risi­ko­ge­bie­te befin­den sich zudem im Saar­land, in Rhein­land-Pfalz und in Nie­der­sach­sen. Jedes Jahr muss das RKI in sei­nem Epi­de­mio­lo­gi­sche Bul­le­tin neue Risi­ko­ge­bie­te auf­neh­men. 2022 kamen sechs neue hin­zu. Erst­ma­lig dabei ist Bran­den­burg mit drei Krei­sen und Nord­rhein-West­fa­len mit Solin­gen. Somit sind jetzt 175 Krei­se FSME-Risikogebiete.

Zecken: FSME Gebeite in Deutschland, Karte des RKI
FSME Risi­ko­ge­bie­te in Deutsch­land © Robert-Koch-Insti­tut, 2022

 

In den FSME-Risi­ko­ge­bie­ten tra­gen 0,1 bis 5 Pro­zent der Zecken das Virus in sich. Von den Men­schen, die von einer FSME-infi­zier­ten Zecke gebis­sen wer­den, erkrankt etwa jeder Dritte.

Gute Idee: FSME-Impfung

Wenn die Krank­heit erst ein­mal aus­ge­bro­chen ist, kann sie nicht mehr durch Medi­ka­men­te gestoppt wer­den. Es gibt aber zum Glück eine Imp­fung, die man für FSME-Risi­ko­ge­bie­te drin­gend emp­feh­len kann.

Über­all in Deutsch­land über­tra­gen Zecken aber auch Bor­re­lio­se. Zwei bis sechs Pro­zent der Men­schen infi­zie­ren sich durch einen Biss mit Bor­re­li­en — und die­se Bak­te­ri­en kön­nen bedroh­li­che Infek­ti­ons­krank­hei­ten aus­lö­sen. Die Lyme-Bor­re­lio­se kommt am häu­figs­ten vor. Typi­sches Zei­chen: Rötung an der Biss­stel­le, die sich lang­sam aus­brei­tet (Wan­der­rö­te). Dann heißt es flugs zum Arzt. Die Bor­re­lio­se lässt sich als bak­te­ri­el­le Erkran­kung vor allem im Früh­sta­di­um gut anti­bio­tisch behandeln.

900 Arten Blutsauger

Welt­weit gibt es mehr als 900 Zecken­ar­ten. Etwa zwan­zig davon kom­men aktu­ell in Deutsch­land vor, zum Bei­spiel Igel­ze­cke, Schaf­ze­cke oder die (ursprüng­lich in Süd­eu­ro­pa behei­ma­te­te) Auwald­ze­cke. Wegen den ver­än­der­ten Kli­ma­be­din­gun­gen dro­hen neue Arten nach Deutsch­land einzuwandern.

Gefähr­li­cher Neu­zu­gang: Hyalomma-Zecke

Einer die­ser Blut­sauger tauch­te in den letz­ten Jah­ren bereits ver­mehrt auf und könn­te sich bei zuneh­mend tro­cken­hei­ßen Som­mern in unse­ren Brei­ten noch woh­ler füh­len: die Hyalomma-Zecke.

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Die Super­ze­cken in Deutschland

Die­se Super­ze­cken sind deut­lich grö­ßer als die nor­ma­len hei­mi­schen Blut­sauger — näm­lich mit bis zu zwei Zen­ti­me­ter drei­mal so groß. Beson­ders unan­ge­nehm: Hya­lo­ma sind Jagd­ze­cken. Anders als hei­mi­sche Zecken war­tet die Hya­lom­ma nicht auf den Wirt, son­dern jagt gezielt. Sie kön­nen dabei hun­der­te Meter zurück­le­gen und schei­nen es beson­ders auf Pfer­de abge­se­hen zu haben.

Ein­ge­schleppt wur­de sie wahr­schein­lich von Zug­vö­geln. 2022 wur­den sie in Baden-Würt­tem­berg, Rhein­land-Pfalz, Hes­sen, Nord­rhein-West­fa­len und Nie­der­sach­sen nach­ge­wie­sen. Ten­denz klar steigend.

Zecken: Hyalomma und Holzbock
Die viel grö­ße­re Hya­lom­ma ist gut an den gestreif­ten Bei­nen zu erken­nen © pic­tu­re alliance/dpa | Fabi­an Sommer

Eini­ge haben in Deutsch­land auch schon nach­weis­lich über­win­tert. Was aller­dings noch nicht heißt, dass sie auch in unse­ren Brei­ten hei­misch wer­den. Hof­fen wir es mal nicht: Die­se Zecken sind nicht nur eklig, son­dern kön­nen auch Krank­hei­ten wie Zecken-Fleck­fie­ber und das Krim-Kon­go-Fie­ber (CCHF) über­tra­gen. Von den 2019 gefun­de­nen Exem­pla­ren der Hya­lom­ma trägt fast jede zwei­te den Fleck­fie­ber-Erre­ger in sich. Das Krim-Kon­go-Fie­ber wur­de bis­her zum Glück nicht gefunden.

Bes­ser vor Zecken schützen!

Trotz­dem ist man natür­lich gut bera­ten sich zu schüt­zen. Die Deut­sche Gesell­schaft für Neu­ro­lo­gie emp­fiehlt, in der Natur geschlos­se­ne Klei­dung zu tra­gen. Und man soll ver­mei­den im Unter­holz her­um­zu­krie­chen — dort lau­ern Zecken am liebs­ten. Kurz­fris­tig kön­nen Zecken-Abwehr­mit­tel die läs­ti­gen Blut­sauger vom Lei­be hal­ten. Wie man eine Zecke ent­fernt (und was man dann mit der Zecke macht) könnt ihr hier nach­le­sen. Dabei kommt es durch­aus auch auf Zeit an.

Zecken bit­te einschicken!

Was wir aber auf jeden Fall tun kön­nen ist der Wis­sen­schaft zu hel­fen: Die Uni Hohen­heim und das Robert-Koch-Insti­tut bit­ten dar­um gefun­de­ne Hya­lom­ma-Zecken ein­zu­sen­den – tot oder leben­dig. Die Wissenschaftler:innen kön­nen so deren Aus­brei­tung bes­ser ein­schät­zen und auch Gegen­maß­nah­men entwickeln.

Oder eben per Post an: Prof. Dr. Ute Macken­stedt, Fach­ge­biet Para­si­to­lo­gie 220B, Emil-Wolff-Stra­ße 34, 70599 Stuttgart-Hohenheim.

Wich­tig: Zet­tel bei­le­gen mit Fund­ort und Funddatum.

Auch wer eine die­ser Rie­sen­ze­cken gese­hen, aber nicht gefan­gen hat, kann der Wis­sen­schaft­ler hel­fen: Ein­fach eine Mail mit der Beob­ach­tung an tropenzecken@uni-hohenheim.de schicken.

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