Zecken sind lästig, eklig — und an immer mehr Orten auch richtig gefährlich. Und diese Gefahr wird realer.
Zeckenbisse können Krankheiten übertragen, wie zum Beispiel die Frühsommermeningoenzephalitis (FSME). Das Virus kann die Hirnhaut und das zentrale Nervensystem angreifen. Jedes Jahr erkranken daran in Deutschland einige hundert Menschen.
Immer mehr FSME-Risikogebiete
Das Risiko für eine FSME-Infektion besteht vor allem in Bayern, Sachsen, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und inzwischen auch in Brandenburg. Jedes Jahr muss das RKI in seinem Epidemiologischen Bulletin neue Risikogebiete aufnehmen. 2024 kamen zwei neue hinzu, der Stadtkreis Frankfurt (Oder) und das Altenburger Land in Thüringen. Somit sind jetzt 180 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen.
![Karte Verbreitung FSME Krankheit durch Zecken nach Landkreisen © Robert Koch-Institut, 2024](https://blog.wwf.de/wp-content/uploads/2022/08/RKI-Zeckenverbreitung-Blog-1920-©-Robert-Koch-Institut-2024.jpg)
In den FSME-Risikogebieten tragen 0,1 bis 5 Prozent der Zecken das Virus in sich. Von den Menschen, die von einer FSME-infizierten Zecke gebissen werden, erkrankt etwa jeder Dritte.
Gute Idee: FSME-Impfung
Wenn die Krankheit erst einmal ausgebrochen ist, kann sie nicht mehr durch Medikamente gestoppt werden. Es gibt aber zum Glück eine Impfung, die für FSME-Risikogebiete dringend empfohlen wird. Laut RKI waren 99 Prozent der FSME-Erkrankten nicht oder nicht ausreichend geimpft.
Überall in Deutschland übertragen Zecken aber auch Borreliose. Zwei bis sechs Prozent der Menschen infizieren sich durch einen Biss mit Borrelien — und diese Bakterien können bedrohliche Infektionskrankheiten auslösen. Die Lyme-Borreliose kommt am häufigsten vor. Typisches Zeichen: Rötung an der Bissstelle, die sich langsam ausbreitet (Wanderröte). Dann heißt es flugs zum Arzt. Die Borreliose lässt sich als bakterielle Erkrankung vor allem im Frühstadium gut antibiotisch behandeln.
900 Arten Blutsauger
Weltweit gibt es mehr als 900 Zeckenarten. Etwa zwanzig davon kommen aktuell in Deutschland vor, zum Beispiel Igelzecke, Schafzecke oder die (ursprünglich in Südeuropa beheimatete) Auwaldzecke. Wegen den veränderten Klimabedingungen drohen neue Arten nach Deutschland einzuwandern.
Gefährlicher Neuzugang: Hyalomma-Zecke
Einer dieser Blutsauger tauchte in den letzten Jahren bereits vermehrt auf und könnte sich bei zunehmend trockenheißen Sommern in unseren Breiten noch wohler fühlen: die Hyalomma-Zecke.
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Die Superzecken in Deutschland
Diese Superzecken sind deutlich größer als die normalen heimischen Blutsauger — nämlich mit bis zu zwei Zentimeter dreimal so groß. Besonders unangenehm: Hyaloma sind Jagdzecken. Anders als heimische Zecken wartet die Hyalomma nicht auf den Wirt, sondern jagt gezielt. Sie können dabei hunderte Meter zurücklegen und scheinen es besonders auf Pferde abgesehen zu haben.
Hyalomma auch in Urlaubsländern zuhause
Eingeschleppt wurde sie wahrscheinlich von Zugvögeln. Sie wurde schon in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen nachgewiesen. Tendenz klar steigend. Urlauber aufgepasst: Die Riesenzecken sind laut dem Europäischen Gesundheitsamt ECDC auch in großen Teilen Italiens, in Portugal, Spanien, Südfrankreich, Kroatien und Griechenland zu finden.
![Zecken: Hyalomma und Holzbock](https://blog.wwf.de/wp-content/uploads/2021/07/Ixodes-ricinus-und-Hyalomma-rufipes-213903458-1920-c-picture-alliance-dpa-Fabian-Sommer.jpg)
Einige haben in Deutschland auch schon nachweislich überwintert. Was allerdings noch nicht heißt, dass sie auch in unseren Breiten heimisch werden. Hoffen wir es mal nicht: Diese Zecken sind nicht nur eklig, sondern können auch Krankheiten wie Zecken-Fleckfieber und das Krim-Kongo-Fieber (CCHF) übertragen. Von den 2019 gefundenen Exemplaren der Hyalomma trägt fast jede zweite den Fleckfieber-Erreger in sich. Das Krim-Kongo-Fieber wurde bisher zum Glück nicht gefunden.
Besser vor Zecken schützen!
Trotzdem ist man natürlich gut beraten sich zu schützen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt, in der Natur geschlossene Kleidung zu tragen. Und man soll vermeiden im Unterholz herumzukriechen — dort lauern Zecken am liebsten. Kurzfristig können Zecken-Abwehrmittel die lästigen Blutsauger vom Leibe halten. Wie man eine Zecke entfernt (und was man dann mit der Zecke macht) könnt ihr hier nachlesen. Dabei kommt es durchaus auch auf Zeit an.
Zecken bitte einschicken!
Was wir aber auf jeden Fall tun können ist der Wissenschaft zu helfen: Die Uni Hohenheim und das Robert-Koch-Institut bitten darum gefundene Hyalomma-Zecken einzusenden – tot oder lebendig. Wenn also jemand ein Exemplar entdeckt: Mit Klebestreifen auf Papier kleben und an das RKI, ZBS1-Zecke, Seestr.10, 13353 Berlin schicken. Wichtig: Zettel beilegen mit Fundort und Funddatum. Auch wer eine dieser Riesenzecken gesehen, aber nicht gefangen hat, kann helfen: Einfach eine Mail mit der Beobachtung an tropenzecken@uni-hohenheim.de schicken.
Die Wissenschaft sagt Danke! Die Wissenschaftler:innen können so die Ausbreitung besser einschätzen und auch Gegenmaßnahmen entwickeln.
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