Die Corona-Pandemie und die Folgen treffen auch uns beim WWF. Bis auf Weiteres werden wir nicht in unsere Projektgebiete reisen können. Zugleich haben wir unsere Naturschutzarbeit weitgehend aufs Home-Office verlegt und wollen so unseren kleinen Beitrag leisten, Andere und uns selbst zu schützen.
Corona-Notspende: Hilferufe aus der ganzen WeltIn unserer täglichen Arbeit verlegen wir so viel wie möglich ins Digitale und stellen so sicher, dass wir unsere nationale, europäische und internationale Arbeit für Natur und Klima auch weiterhin ausführen können. Und die meisten unserer Projektmitarbeiter:innen vor Ort können ihrer Arbeit ebenso weiterhin nachgehen. Doch natürlich führt die Corona-Pandemie in einigen Naturschutzprojekten zu drastischen Änderungen, von denen wir euch hier exemplarisch berichten wollen.
Kongobecken: Auch Menschenaffen brauchen Schutz vor Corona!
Ich setze mich seit vielen Jahren für den Schutz von bedrohten Tierarten im Kongobecken ein. Ganz besonders liegen mir Menschenaffen am Herzen. In unserem Projektgebiet Dzanga-Sangha in der Zentralafrikanischen Republik habituieren wir seit vielen Jahren einzelne Familien der bedrohten Westlichen Flachlandgorillas, das heißt, wir gewöhnen sie an die Nähe von Menschen. Dieses Projekt ist extrem wichtig, um nachhaltigen Tourismus in der Region anzukurbeln und somit langfristige Einnahmen für den Naturschutz und die Bevölkerung vor Ort zu schaffen. Seit Jahren betreiben wir hier auch schon präventiv ein sogenanntes One Health Projekt, bei dem wir die Gesundheit der Menschen vor Ort, der Tiere und des Waldes überwachen und zum Ziel haben, Krankheitsübertragungen zwischen Mensch und Tier zu verhindern.
Nun stellt uns Covid-19, das neuartige Coronavirus, in diesem Projekt vor eine neue Herausforderung: Es ist zwar noch nicht erwiesen, dass sich Menschenaffen auch mit dem Virus infizieren können, doch da sie uns genetisch sehr ähnlich sind, ist es sehr wahrscheinlich. Wir müssen alles dafür tun, dass die habituierten Gorillas nicht mit dem Virus in Berührung kommen. Und wir müssen natürlich auch unbedingt verhindern, dass sich die Krankheit unter den Menschen ausbreitet. Daher haben wir uns in Dzanga-Sangha für drastische Maßnahmen entschieden, um unsere nächsten Verwandten und die Bevölkerung vor Ort zu schützen.
Corona: Dzanga-Sangha wird geschlossen
Man hat daher entschieden, den Nationalpark ab sofort für alle Besucher:innen zu schließen und alle touristischen Aktivitäten zu unterbinden. Es werden bis auf Weiteres auch keine externen Wissenschaftler:innen im Nationalpark zugelassen und die Einreise in das Projektgebiet soll auf das Nötigste beschränkt werden. Genau wie Politiker:innen in Deutschland zu drastischen Maßnahmen greifen, um die Bevölkerung zu schützen, müssen wir alles Denkbare tun, um zu verhindern, dass die Corona-Pandemie auf die Region in Dzanga-Sangha und unsere nächsten Verwandten, die Menschenaffen, überspringt.
Ich bin optimistisch, dass ein strenges Besucherverbot im Nationalpark eine Ansteckung verhindern kann.
Österreich: Die Handaufzucht der Waldrappe gestoppt
Eigentlich läuft alles super: Die Waldrappe im Tierpark Rosegg in Kärnten brüten und es sieht so aus, als ob auch in diesem Jahr genug Küken schlüpfen werden. Trotzdem wird es 2020 nichts mit der Handaufzucht und dem gemeinsamen herbstlichen Flug ins Winterquartier in die Toskana. Aufgrund der Corona-Pandemie haben sich die Spielräume des Waldrappteams derart eingeengt, dass schon die Vorbereitungen für die Aufzucht weder zu bewerkstelligen noch zu verantworten waren.
Diese “menschengeführte Migration” hat eigentlich schon Tradition. Nachdem diese Zugvögel faktisch ausgestorben waren, hat das Waldrappteam es geschafft, dass mehr als 100 Waldrappe wieder selbstständig von Italien über die Alpen nach Deutschland und Österreich migrieren.
Hoffnungsschimmer: Der erste Waldrapp ist aus Italien zurück
In diesem Jahr ist jedoch einiges anders. Die Reise der Vögel muss leider ausfallen. Der Grund dafür ist klar: Es ist aufgrund der Corona-Quarantänemaßnahmen derzeit nicht möglich, ein so aufwändiges Projekt wie dieses umzusetzen.
Corona: Unterschreiben Sie für grüne Konjunkturprogramme!
Auf der anderen Seite gibt es ja noch die Waldrappe, die derzeit in der Toskana überwintern. Mit Jazu ist auch schon der erste von ihnen nach Burghausen zurückgekehrt.
BBC plant Portrait über die Waldrappe
Und im nächsten Jahr, wenn alles hoffentlich überstanden ist, werden die Waldrappe zu Leinwandhelden. Denn die BBC plant eine zweijährige Produktion und will dabei das großartige Projekte und seine fliegenden Hauptdarsteller portraitieren. There is always hope, so lautet ja auch der Projektname. Passender könnte der derzeit nicht ausgewählt sein.
Ausgangssperren in Asien: keine Arbeit möglich
Vermutlich kennen das die Meisten, die mit Projektarbeit vertraut sind: Am Anfang wird ein Plan oder eine Idee ausgearbeitet, wenn sie finanziert ist, läuft alles langsam an und gegen Ende wird alles immer reibungsloser und dynamischer. So wäre es auch bei meinem Projekt für nachhaltige Lebensmittelproduktion und Konsum in Asien gelaufen. Wenn nicht in der dynamischsten Phase das Corona-Virus dazwischen gekommen wäre.
Mein Projekt beschäftigt sich mit der nachhaltigen Lebensmittelproduktion. Und damit, wie die Lebensmittel vom Acker in die Geschäfte und zu den Konsument:innen nach Hause gelangen. Das Projekt gibt es schon in Thailand, in Indonesien und auf den Philippinen. Das sind alles Orte, die über eine besonders vielfältige Biodiversität verfügen, wo aber gleichzeitig auch sehr viele Menschen leben. Gerade hier wollen wir zeigen, wie nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie funktionieren können, ohne die wertvolle Natur zu zerstören.
Corona verhindert Workshops und Trainings
In der aktuellen Phase hätten wir Trainings und Workshops organisiert, damit die zuvor geleistete Arbeit optimal umgesetzt werden kann. Und viele Events, mit denen wir an die Öffentlichkeit in den Ländern gehen wollten. Doch leider müssen die nun aufgrund der aktuellen Situation alle ausfallen.
Indonesien, Thailand und Philippinen im Ausnahmezustand
Indonesien versucht mit aller Macht, die Wirtschaft zu schützen. Thailand immerhin scheint sein Infektionsplateau erreicht zu haben, aber das öffentliche Leben liegt schon seit einiger Zeit weitgehend brach. Manila, eine Metropolregion mit fast 13 Millionen Einwohner:innen, ist seit dem 15. März mit einer Ausgangssperre belegt. Nichts geht mehr. Unter solchen Bedingungen, ist es nahezu unmöglich, an unserem Projekt weiterzuarbeiten, außer wir schaffen es uns online zu vernetzen.
Meine aktuelle Prognose lautet: Einen Monat Stillstand würden wir irgendwie noch schaffen. Alles, was darüber hinausgeht, wird extrem schwierig. Wir müssen aber optimistisch bleiben!
Liebes Team, ihre Berichte gefallen mir sehr gut. Besonders die Aufklärung über die ansteckungsgefahr auf die Affen, die wir auch so schützen müssen. Es sind alles interessante Artikel auf hohem Niveau. Wir müssen die Umwelt schützen und achtsam mit ihr umgehen. Tierschutz ist besonders wichtig, wir müssen alle helfen, um durch diese schwere Zeit zu kommen. Bleiben sie gesund tierische Grüße k.erker
Vielen Dank für diesen tollen Blog Artikel! Beste Grüß aus Fürth, Nick Freund