Die Coro­na-Kri­se & ers­te Fol­gen für den Naturschutz


Dzanga-Sangha wird wegen des Coronavirus für alle Besucher:innen geschlossen. © Anup Shah / Naturepl / WWF
Dzanga-Sangha wird wegen des Coronavirus für alle Besucher:innen geschlossen. © Anup Shah / Naturepl / WWF

Die Coro­na-Pan­de­mie und die Fol­gen tref­fen auch uns beim WWF. Bis auf Wei­te­res wer­den wir nicht in unse­re Pro­jekt­ge­bie­te rei­sen kön­nen. Zugleich haben wir unse­re Natur­schutz­ar­beit weit­ge­hend aufs Home-Office ver­legt und wol­len so unse­ren klei­nen Bei­trag leis­ten, Ande­re und uns selbst zu schützen.

Coro­na-Not­spen­de: Hil­fe­ru­fe aus der gan­zen Welt

In unse­rer täg­li­chen Arbeit ver­le­gen wir so viel wie mög­lich ins Digi­ta­le und stel­len so sicher, dass wir unse­re natio­na­le, euro­päi­sche und inter­na­tio­na­le Arbeit für Natur und Kli­ma auch wei­ter­hin aus­füh­ren kön­nen. Und die meis­ten unse­rer Projektmitarbeiter:innen vor Ort kön­nen ihrer Arbeit eben­so wei­ter­hin nach­ge­hen. Doch natür­lich führt die Coro­na-Pan­de­mie in eini­gen Natur­schutz­pro­jek­ten zu dras­ti­schen Ände­run­gen, von denen wir euch hier exem­pla­risch berich­ten wollen.

Kon­go­be­cken: Auch Men­schen­af­fen brau­chen Schutz vor Corona!

Ilka Herbinger Ilka Herbinger ist Afrika-Referentin beim WWF
Dr. Ilka Her­bin­ger ist Pro­gramm­lei­te­rin für Zen­tral- und  West­afri­ka beim WWF © Dani­el Seif­fert / WWF

Ich set­ze mich seit vie­len Jah­ren für den Schutz von bedroh­ten Tier­ar­ten im Kon­go­be­cken ein. Ganz beson­ders lie­gen mir Men­schen­af­fen am Her­zen. In unse­rem Pro­jekt­ge­biet Dzan­ga-Sang­ha in der Zen­tral­afri­ka­ni­schen Repu­blik habi­tu­ie­ren wir seit vie­len Jah­ren ein­zel­ne Fami­li­en der bedroh­ten West­li­chen Flach­land­go­ril­las, das heißt, wir gewöh­nen sie an die Nähe von Men­schen. Die­ses Pro­jekt ist extrem wich­tig, um nach­hal­ti­gen Tou­ris­mus in der Regi­on anzu­kur­beln und somit lang­fris­ti­ge Ein­nah­men für den Natur­schutz und die Bevöl­ke­rung vor Ort zu schaf­fen. Seit Jah­ren betrei­ben wir hier auch schon prä­ven­tiv ein soge­nann­tes One Health Pro­jekt, bei dem wir die Gesund­heit der Men­schen vor Ort, der Tie­re und des Wal­des über­wa­chen und zum Ziel haben, Krank­heits­über­tra­gun­gen zwi­schen Mensch und Tier zu verhindern.

Nun stellt uns Covid-19, das neu­ar­ti­ge Coro­na­vi­rus, in die­sem Pro­jekt vor eine neue Her­aus­for­de­rung: Es ist zwar noch nicht erwie­sen, dass sich Men­schen­af­fen auch mit dem Virus infi­zie­ren kön­nen, doch da sie uns gene­tisch sehr ähn­lich sind, ist es sehr wahr­schein­lich. Wir müs­sen alles dafür tun, dass die habi­tu­ier­ten Goril­las nicht mit dem Virus in Berüh­rung kom­men. Und wir müs­sen natür­lich auch unbe­dingt ver­hin­dern, dass sich die Krank­heit unter den Men­schen aus­brei­tet. Daher haben wir uns in Dzan­ga-Sang­ha für dras­ti­sche Maß­nah­men ent­schie­den, um unse­re nächs­ten Ver­wand­ten und die Bevöl­ke­rung vor Ort zu schützen. 

Coro­na: Dzan­ga-Sang­ha wird geschlossen

Derzeit ist noch nicht klar, ob sich Menschenaffen auch mit dem Coronavirus infizieren können. © Fiona Rogers Naturepl / WWF
Es ist noch nicht klar, ob sich Men­schen­af­fen auch mit dem Coro­na­vi­rus infi­zie­ren kön­nen. © Fio­na Rogers Naturepl / WWF

Man hat daher ent­schie­den, den Natio­nal­park ab sofort für alle Besucher:innen zu schlie­ßen und alle tou­ris­ti­schen Akti­vi­tä­ten zu unter­bin­den. Es wer­den bis auf Wei­te­res auch kei­ne exter­nen Wissenschaftler:innen im Natio­nal­park zuge­las­sen und die Ein­rei­se in das Pro­jekt­ge­biet soll auf das Nötigs­te beschränkt wer­den. Genau wie Politiker:innen in Deutsch­land zu dras­ti­schen Maß­nah­men grei­fen, um die Bevöl­ke­rung zu schüt­zen, müs­sen wir alles Denk­ba­re tun, um zu ver­hin­dern, dass die Coro­na-Pan­de­mie auf die Regi­on in Dzan­ga-Sang­ha und unse­re nächs­ten Ver­wand­ten, die Men­schen­af­fen, überspringt. 

Ich bin opti­mis­tisch, dass ein stren­ges Besu­cher­ver­bot im Natio­nal­park eine Anste­ckung ver­hin­dern kann.

Öster­reich: Die Hand­auf­zucht der Wald­rap­pe gestoppt

Wildtierreferent Moritz Klose
Wild­tier­re­fe­rent Moritz Klo­se © Dani­el Seif­fert / WWF

Eigent­lich läuft alles super: Die Wald­rap­pe im Tier­park Rosegg in Kärn­ten brü­ten und es sieht so aus, als ob auch in die­sem Jahr genug Küken schlüp­fen wer­den. Trotz­dem wird es 2020 nichts mit der Hand­auf­zucht und dem gemein­sa­men herbst­li­chen Flug ins Win­ter­quar­tier in die Tos­ka­na. Auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie haben sich die Spiel­räu­me des Wald­rapp­teams der­art ein­ge­engt, dass schon die Vor­be­rei­tun­gen für die Auf­zucht weder zu bewerk­stel­li­gen noch zu ver­ant­wor­ten waren.

Die­se “men­schen­ge­führ­te Migra­ti­on” hat eigent­lich schon Tra­di­ti­on. Nach­dem die­se Zug­vö­gel fak­tisch aus­ge­stor­ben waren, hat das Wald­rapp­team es  geschafft, dass mehr als 100 Wald­rap­pe wie­der selbst­stän­dig von Ita­li­en über die Alpen nach Deutsch­land und Öster­reich migrieren. 

Hoff­nungs­schim­mer: Der ers­te Wald­rapp ist aus Ita­li­en zurück

In die­sem Jahr ist jedoch eini­ges anders. Die Rei­se der Vögel muss lei­der aus­fal­len. Der Grund dafür ist klar: Es ist auf­grund der Coro­na-Qua­ran­tä­ne­maß­nah­men der­zeit nicht mög­lich, ein so auf­wän­di­ges Pro­jekt wie die­ses umzusetzen.

Coro­na: Unter­schrei­ben Sie für grü­ne Konjunkturprogramme! 

 

Auf der ande­ren Sei­te gibt es ja noch die Wald­rap­pe, die der­zeit in der Tos­ka­na über­win­tern. Mit Jazu ist auch schon der ers­te von ihnen nach Burg­hau­sen zurückgekehrt.

BBC plant Por­trait über die Waldrappe

Inzwischen gibt es schon ungefähr 100 Waldrappe, die selbstständig über die Alpen ziehen. © Waldrappteam / LIFE Northern Bald Ibis
Inzwi­schen gibt es schon unge­fähr 100 Wald­rap­pe, die selbst­stän­dig über die Alpen zie­hen. © Wald­rapp­team / LIFE Nor­t­hern Bald Ibis

Und im nächs­ten Jahr, wenn alles hof­fent­lich über­stan­den ist, wer­den die Wald­rap­pe zu Lein­wand­hel­den. Denn die BBC plant eine zwei­jäh­ri­ge Pro­duk­ti­on und will dabei das groß­ar­ti­ge Pro­jek­te und sei­ne flie­gen­den Haupt­dar­stel­ler por­trai­tie­ren. The­re is always hope, so lau­tet ja auch der Pro­jekt­na­me. Pas­sen­der könn­te der der­zeit nicht aus­ge­wählt sein.

Aus­gangs­sper­ren in Asi­en: kei­ne Arbeit möglich

Tanja Plötz leitet ein Projekt für nachhaltige Lebensmittelproduktion und Konsum
Tan­ja Plötz, Pro­jekt­lei­tung für nach­hal­ti­ge Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on und Kon­sum © Dani­el Seif­fert / WWF

Ver­mut­lich ken­nen das die Meis­ten, die mit Pro­jekt­ar­beit ver­traut sind: Am Anfang wird ein Plan oder eine Idee aus­ge­ar­bei­tet, wenn sie finan­ziert ist, läuft alles lang­sam an und gegen Ende wird alles immer rei­bungs­lo­ser und dyna­mi­scher. So wäre es auch bei mei­nem Pro­jekt für nach­hal­ti­ge Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on und Kon­sum in Asi­en gelau­fen. Wenn nicht in der dyna­mischs­ten Pha­se das Coro­na-Virus dazwi­schen gekom­men wäre.

Mein Pro­jekt beschäf­tigt sich mit der nach­hal­ti­gen Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on. Und damit, wie die Lebens­mit­tel vom Acker in die Geschäf­te und zu den Konsument:innen nach Hau­se gelan­gen. Das Pro­jekt gibt es schon in Thai­land, in Indo­ne­si­en und auf den Phil­ip­pi­nen. Das sind alles Orte, die über eine beson­ders viel­fäl­ti­ge Bio­di­ver­si­tät ver­fü­gen, wo aber gleich­zei­tig auch sehr vie­le Men­schen leben. Gera­de hier wol­len wir zei­gen, wie nach­hal­ti­ge Land­wirt­schaft und Lebens­mit­tel­in­dus­trie funk­tio­nie­ren kön­nen, ohne die wert­vol­le Natur zu zerstören. 

Coro­na ver­hin­dert Work­shops und Trainings

In der aktu­el­len Pha­se hät­ten wir Trai­nings und Work­shops orga­ni­siert, damit die zuvor geleis­te­te Arbeit opti­mal umge­setzt wer­den kann. Und vie­le Events, mit denen wir an die Öffent­lich­keit in den Län­dern gehen woll­ten. Doch lei­der müs­sen die nun auf­grund der aktu­el­len Situa­ti­on alle ausfallen.

Indo­ne­si­en, Thai­land und Phil­ip­pi­nen im Ausnahmezustand

Indo­ne­si­en ver­sucht mit aller Macht, die Wirt­schaft zu schüt­zen. Thai­land immer­hin scheint sein Infek­ti­ons­pla­teau erreicht zu haben, aber das öffent­li­che Leben liegt schon seit eini­ger Zeit weit­ge­hend brach. Mani­la, eine Metro­pol­re­gi­on mit fast 13 Mil­lio­nen Einwohner:innen, ist seit dem 15. März mit einer Aus­gangs­sper­re belegt. Nichts geht mehr. Unter sol­chen Bedin­gun­gen, ist es nahe­zu unmög­lich, an unse­rem Pro­jekt wei­ter­zu­ar­bei­ten, außer wir schaf­fen es uns online zu vernetzen. 

Mei­ne aktu­el­le Pro­gno­se lau­tet: Einen Monat Still­stand wür­den wir irgend­wie noch schaf­fen. Alles, was dar­über hin­aus­geht, wird extrem schwie­rig. Wir müs­sen aber opti­mis­tisch bleiben!

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2 Kommentare

  1. 31. März 2020
    Antworten

    Lie­bes Team, ihre Berich­te gefal­len mir sehr gut. Beson­ders die Auf­klä­rung über die anste­ckungs­ge­fahr auf die Affen, die wir auch so schüt­zen müs­sen. Es sind alles inter­es­san­te Arti­kel auf hohem Niveau. Wir müs­sen die Umwelt schüt­zen und acht­sam mit ihr umge­hen. Tier­schutz ist beson­ders wich­tig, wir müs­sen alle hel­fen, um durch die­se schwe­re Zeit zu kom­men. Blei­ben sie gesund tie­ri­sche Grü­ße k.erker

  2. Nick Freund
    7. September 2020
    Antworten

    Vie­len Dank für die­sen tol­len Blog Arti­kel! Bes­te Grüß aus Fürth, Nick Freund

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