Fünf riesige Plastikmüllstrudel gibt es mittlerweile in unseren Meeren. Im Atlantik, im Pazifik und om Indischen Ozean. Der größte und bekannteste ist der Great Pacific Garbage Patch. Er liegt zwischen Hawaii und Kalifornien und hat einen Umfang von rund 1,6 Millionen Quadratkilometern. Das entspricht viermal der Fläche Deutschlands! Der große pazifische Müllstrudel besteht aus etwa 79.000 Tonnen Plastik und insgesamt ungefähr 1,8 Billionen Plastikteilchen.
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Nicht nur an der Oberfläche kratzen
Wie groß der Müllteppich auch ist: Der Müll an der Oberfläche ist nur ein winziger Bruchteil des gesamten Problems. Nur ein Prozent (!) des gesamten Mülls im Meer schwimmt oben. 99 Prozent des Mülls befinden sich in Bereichen, von denen wir nicht einmal genau wissen, wo sie sind. Der größte Teil des Plastikmülls sinkt trotz des geringen Gewichts in Richtung Boden.
In etwa 100 Meter Tiefe gibt es eine Ebene, in die Plastik durch den Wind sehr oft gespült wird. Soviel wissen wir. Doch unzähliger weiterer Plastikmüll schwebt in unterschiedlichen Tiefen und wird immer wieder von Wellen und Strömung herabgedrückt. Das ist schon mal ein Grund, warum es eben nicht so einfach ist, das Meer mit gigantischen Staubsaugern oder Kämmen vom Plastikmüll zu befreien. Trotzdem:
Projekte, die den Plastikmüll aus dem Meer fischen wollen
Es gibt überall auf der Welt, um den Müll von Stränden wegzuräumen. Das ist prima, vielleicht hast Du ja auch schon mal mitgemacht. Auch Projekte wie das „The Ocean Cleanup“ von Boyan Slat aus Holland sind wichtig und gut. Es gibt verschiedene Ansätze, um die Meere vom Plastikmüll zu befreien. Und die sind durchaus beeindruckend. Und ein Hoffnungsschimmer im ganzen Plastikdesaster.
- Das OCEAN CLEAN UP Projekt: Mit gerade einmal 18 Jahren entwickelte der Niederländer Boyan Slat vor rund sieben Jahren einen Meeressauger, der ähnlich eines Staubsaugers Plastik aus dem Meer holen sollte. Mit seiner Idee war der Schüler aus Holland Vorreiter und Inspiration für viele weitere Aufräumprojekte. Leider funktioniert das Gerät in der Umsetzung noch nicht – aber Boyans Team arbeitet an der Nachbesserung.
- PACIFIC GARBAGE SCREENING (PGS): Ursprungsidee der Architektin Marcella Hansch aus Aachen war es die Kunststoffe mit einer Art Riesenkamm aus dem Great Pacific Garbage Patch zu holen. Inzwischen hat die PGS ganz bewusst die Strategie gewechselt. Der Fokus liegt nun ebenfalls auf den Flüssen. Oberste Priorität ist es zu verhindern, dass Plastik überhaupt in die Flüsse gelangt — mindestens aber zu verhindern, dass sie von dort ins offene Meer transportiert werden.
- SAMMELFLOTTEN: Seit inzwischen 16 Jahren sind vor Mallorca Müllboote des balearischen Umweltminsteriums im Einsatz und konnten nach eigenen Angaben bisher ganze 700 Tonnen Plastik bergen. Auffällig dabei ist, dass die weiter draußen operierenden Müllboote deutlich mehr Plastik einsammeln als die Boote in Strandnähe.
Warum das Rausfischen von Meeresplastik wenig hilft
Aber hier wie überall ist Vorsorge besser als Nachsorge und alle Projekte, die unsere Meere im Nachhinein vom Plastik befreien wollen, stoßen auf die gleichen Probleme:
- Die Aufräumaktionen kratzen an der Oberfläche, wie ich schon beschrieben habe, und können gar nicht allen Plastikmüll aus den Meeren herausholen.
- Auch weil ganz viel Meeresplastik bereits zu unsichtbarem (!) Mikroplastik zerfallen ist.
- Viele Plastikteile gelangen nie bis zu den großen Plastik-Strudeln, sondern landen vorher schon im Magen der Meeresbewohner oder binden sich an Algen.
- Vor allem aber gefährden die Plastik-Sammelaktionen immer auch Meerestiere und –pflanzen. Es gibt bisher keine vollkommen umweltschonende und effektive Lösung, unseren Plastikmüll wieder aus den Meeren zu entfernen!
Vorsorgen statt entsorgen!
Der beste Weg, die Meere vor der Plastikflut zu retten? Das Plastik gar nicht erst hinein gelangen lassen! Klar, wir müssen Strände und Flussufer vom Müll befreien. Vor allem aber müssen wir dafür sorgen, dass nicht täglich wieder X‑Tonnen dazukommen! Wir müssen der Plastikflut den Hahn zudrehen und Plastikproduktion wie ‑Konsum radikal reduzieren.
In den letzten 20 Jahren haben wir unseren Plastikkonsum verdoppelt. Er droht weiter zu steigen. Genau hier müssen wir ansetzen – und zwar mit aller Kraft und auf allen Ebenen.
Die verschiedenen Projekte zum „Herausfischen“ von Plastik aus dem Meer sind letztendlich nicht nur eine ökologische Augenwischerei, sondern unter dem Aspekt ökologischer Nachhaltigkeit eine Katastrophe (gar nicht zu reden von dem direkten Ressourcen- und Energieaufwand für das Einsammeln). Es ist ein Geschäft und kein Dienst an der Natur. Das Plastik muss nicht nur eingesammelt werden, sondern u.a. in die verschiedenen Plastikarten sortiert werden, da kontaminiert gereinigt werden und sehr häufig chemisch aufbereitet werden, da das Plastik die chemische Fähigkeit zum Recycling nach einer bestimmten Anzahl/Häufigkeit verloren hat. Das ist nur eine sehr verkürzte Darstellung des Aufwands. Wer da eine ökologische Rechnung von CO2-Werten, Energieverbrauch, etc. aufstellen möchte, wird nicht fertig werden. Am Ende verbleibt dann eine bestimmte überschaubare Menge “recyceltes Plastik”, für das der Energieaufwand geschätzt etwa das drei bis vierfache von sogenannten „virgin“ Plastik (also neu produziertes Plastik) beträgt. Und diese „Restmenge“ wird dann für den etwa vier- bis achtfach-höheren Preis zB in der Kosmetikindustrie angeboten. Eine weitere oder abschließende Bewertung dieses (Geschäfts-)Modells wäre eher frustrierend.
Ganz offenbar dient konkreter Druck aber hilfreich dazu, die technologische Fantasie der Menschen aktiv zu fördern. Denn speziell in der Kosmetikindustrie entsteht und besteht nicht nur eine sehr hohe Bereitschaft, sondern ein ganz konkreter Einsatz, neue, nachhaltige Verpackungslösungen zu entwickeln. Das ist tatsächlich sehr herausfordernd. Als einfaches Beispiel: ein Haarshampoo in eine biologisch abbaubare Verpackung zu realisieren ist das Ziel. Die Verpackung darf sich allerdings nicht zu schnell abbauen, da das Produkt sonst ausläuft. Warum schreibe ich diesen Beitrag? Ja, es braucht noch weitere Forschung und konkrete Fortschritte, aber es ist auf dem Weg, es gibt bereits vielversprechende Ansätze (über die seltenst berichtet wird) und was noch wichtiger ist, es passiert tatsächlich etwas. Und das sollte auch in unser Bewusstsein.
Eine Aussage die ich so nicht teilen kann. Es gab früher schon alles in Pappe, Glasbehältern und Seifenstücke statt Flüssigseife… Es wird immer nur erzählt das Plastik alternativlos ist. Ich gehe mit das es Produkte gibt aus Kunststoff sein müssen aber 90% der Verpackungen nicht. Wir leben über unsere Verhältnisse auf Kosten anderer.
Wir sind ein sechsköpfiger Haushalt und kaufen Milch in Flaschen, Käse und Wurst an der Theke, statt abgepackt und Säfte nicht im Tetrapack, sondern ebenfalls in Flaschen. Waschmittel gibt es im Karton. Seife statt Shampo. Mit vielen kleinen Schritten haben wir über ca. zwei Jahre unseren Haushalt systematisch unter dem Aspekt der Müllvermeidung/Recycling umgestellt. Es funktioniert und ist gar nicht so schwer, wie man glaubt. Schwer ist es allenfalls, damit zu beginnen. Aber das ist alternativlos.
Finde ich großartig!
Natürlich ist es schwierig, den Müllteppich zu entfernen. Doch ist auch dieses alternativlos. Durch den Müllteppich gibt es immer mehr Kleinstteile, die im Meer alles verseuchen. Ja, wir kommen nicht an alles heran, aber wir sollten das offensichtliche dringend angehen. Super, das die Menschen probieren, den Müll nicht in das Meer zu lassen, Klasse, dass es die Müllschiffe gibt, die Müll aus dem Meer holen. Doch die fünf Strudel sind eine unheimliche Größenordnung an Kleinstpartikeln, die in den nächsten Jahren in allen Tieren wiederzufinden ist.
Ich habe eine Theorie, die ich gerne teilen würde, aber es interessiert sich niemand dafür. In meiner Theorie könnten wir das Material, das oben schwimmt, was ja einige Milliarden Tonnen hat, herausholen, um es dann entweder vernünftig umzuwandeln, den es besteht ja aus Öl, oder aber zumindest aus dem Meer zu holen. Inzwischen ist es soweit, dass sich an diesen Müllzentren der Welt die Tiere anpassen, was nicht in unserem Sinne sein kann. Ich sehe, dass es Projekte gibt, die in die richtige Richtung laufen, aber ich sehe nicht, dass wir die großen Müllteppiche angehen. Wir klauben angeschwemmtes Plastik auf, holen es vor den Küsten heraus, aber die großen Teppiche werden weiter wachsen, da sie immer noch Nachschub bekommen. Und genau deswegen sollten wir diesen Müllbergen den Kampf ansagen. Ja, es ist Kostenintensiv, nein, es wird nicht morgen gehen, aber es würde gehen, wenn man das Prinzip einhält. Wenn es auch lange dauern wird.