Er ist in schwarz gekleidet, macht manchmal ziemlich komische Laute und hat eine fetzige Punkfrisur – nein, wir reden nicht von Tokio Hotel-Sänger Bill Kaulitz, sondern von einer in freier Wildbahn ausgestorbenen Vogelart: dem Waldrapp!
Genau der ist das Zentrum eines Artenschutzprogrammes, dem Waldrapp-Projekt. Dabei werden Waldrappküken von menschlichen Zieheltern aufgezogen. Und dann wird ihnen mit einem Ultraleichtflugzeug der Weg über die Alpen in ihr Wintergebiet gezeigt. Oh ja, damit kann man eine ganze Vogelart in Mitteleuropa wieder heimisch machen!
Aber das ist nicht nur irgendeine Vogelart. Der Waldrapp ist ein schwarzer, gänsegroßer Zugvogel aus der Gattung der Ibisse und war bis vor 400 Jahren heimisch in Mitteleuropa. Im Mittelalter wurde er durch den Menschen ausgerottet. Heute findet man diesen seltenen Vogel nur noch in Zoos. Das Waldrappteam — bestehend aus Biologen, Wildtierexperten, Umweltingenieuren und Landschaftsplanern, Wissenschaftler aus allen Bereichen der Biologie — arbeitet bereits seit 2002 an der atemberaubenden Geschichte, diesen besonderen Vogel wieder zurück zu bringen. Und ich bin ein halbes Jahr für die WWF-Jugend dabei.
Bereits Ende April 2018 ist die erste Phase der Handaufzucht in Wien im Tiergarten Schönbrunn gestartet. Die Ziehmütter Corinna Esterer und Anne-Gabriela Schmalstieg haben 33 Waldrappküken unter ihre Fittiche genommen. Sie waren jeden Tag bei ihren Schützlingen, um die jungen Vögel zu füttern, zu putzen und natürlich auch zu kuscheln. In den Aufzuchtcontainer, in dem die Küken ihre ersten Wochen verbrachten, durften nur die Ziehmütter. Diese erste Phase ist vor allem für die Prägung wichtig, damit die Küken vollständig auf Anne und Corinna und nicht den Menschen allgemein geprägt sind.
Das klingt alles ein bisschen wie Amy und die Wildgänse? Kein Zufall. Genau der Film über ein Projekt mit Wildgänsen hat den Biologen Johannes Fritz als Projektleiter zu der Idee inspiriert.
Waldrapp im Trainingscamp
Seit Ende Mai sind die Küken jetzt in ihrem neuen Zuhause, im Trainingscamp in Überlingen am Bodensee. Sie werden von den Ziehmüttern natürlich nach wie vor intensiv betreut und lernen eifrig das Fliegen: Mittlerweile sind auch fast alle flügge, nur Vogel „Smaug“ sieht sich das alles lieber noch vom Boden aus an. Aber nicht mehr lange. Dann sind alle Jungvögel bereit für das Flugtraining!
Mit den Waldrappen über die Alpen fliegen…
Schließlich müssen sie dann auch alle startklar sein, wenn es heißt: Wir fliegen ins Wintergebiet nach Italien. Bis dahin muss aber natürlich noch eifrig geübt werden. Das Camp ist jetzt auch für Besucher zugelassen und es gibt zu den Besuchszeiten Führungen, um Interessierten „Hope“, „Sky“ und ihre Freunde ein bisschen näher und den Waldrapp wieder ins Bewusstsein der Menschen zu bringen.
Der WWF hat in diesem Jahr eine Patenschaft für die beiden Waldrappküken „Hope und Sky“ übernommen und in einer Umfrage ihre Namen von den Unterstützern des WWF mitbestimmen lassen. Eine Patenschaft übernehmen heißt, dass mit dem Geld das Waldrapp-Projekt weiter unterstützt wird.
Mehr vom Waldrapp? Hilf uns!
Auf der Internetseite des Projektes kann man noch allerlei Infos über diesen seltenen Vogel nachlesen und sich auch über die Möglichkeiten informieren, wie man vielleicht auch selbst helfen kann, dass auch in den Wäldern Mitteleuropas wieder der Waldrapp ein Zuhause finden kann!
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