Die Rechten sind auf dem Vormarsch. In öffentlichen Debatten werden sie nicht müde, zu behaupten: Die wachsende Weltbevölkerung sei der Hauptgrund für die Klimakrise. Das ist rechter Populismus. Überkonsum und nicht „Überbevölkerung“ ist das Problem.
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Am 15. November 2022 haben wir Weltgeschichte geschrieben: Die Zahl der Menschen auf der Erde knackte eine weitere Milliardenmarke. Mehr als acht Milliarden Menschen leben seitdem auf unserem Planeten. Was für eine Zahl: 8.000.000.000. Das beispiellose Bevölkerungswachstum ist die Folge einer – dank Fortschritten in der öffentlichen Gesundheit, Ernährung, Hygiene und Medizin – stetig steigenden Lebenserwartung.
Es gibt eine Formel
Die Auswirkungen der stetig wachsenden Menschheit auf unseren Planeten lassen sich schwer beziffern. Wissenschaftler:innen haben trotzdem den Versuch unternommen und die so genannte IPAT-Formel aufgestellt. Die Umweltbelastung (Impact) hängt demnach ab von der Anzahl der Menschen (Population), die auf der Erde leben, vom Wohlstand (Affluence), über den diese verfügen, sowie von der Technologie (Technology), die wir einsetzen, um diesen Wohlstand bereitzustellen. Wenn einer der drei Faktoren P, A und T wächst, dann wächst auch die Umweltbelastung. Sinkt ein Faktor, sinkt auch die Umweltbelastung.
Zurzeit wachsen Weltbevölkerung (P) und Wohlstand (A), gleichzeitig nimmt der Technologieeinsatz (T) ab, weil die technische Effizienz fortschreitet. Ein schwindender Technologieeinsatz allein reicht allerdings nicht, um die Zunahme der Weltbevölkerung und des Wohlstands auszugleichen.
Die letzten Jahrzehnte zeigen, dass der materielle Wohlstand sehr viel stärker gewachsen ist, als die Bevölkerungszahl auf der Erde. Aus Gerechtigkeitsgründen liegt es deshalb nahe, primär den hohen materiellen Konsum zu reduzieren und nicht bei der Anzahl der Menschen anzusetzen, die auf unserem Planeten lebt.
Eine ungleiche Welt
Während in vielen Teilen der Welt die Bevölkerungszahlen steigen, sind es nicht diese Regionen, die den größten Beitrag zur globalen Erderhitzung leisten. Anders formuliert: Nur ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung ist für einen Großteil der globalen Emissionen verantwortlich.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!Laut Oxfam sind die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung für mehr als die Hälfte der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Im Gegensatz dazu tragen die ärmsten 50 Prozent nur zu rund zehn Prozent der Emissionen bei. Oder wie es das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung weiter eingrenzt: Die 20 größten Industrienationen produzieren rund 80 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.
Schauen wir uns nun die geburtenstärksten Länder der Welt an, wird der Unterschied besonders deutlich. Laut Emissionsdatenbank der EU lag 2021 in Angola der jährliche CO2-Ausstoß pro Kopf bei 0,7 Tonnen, in Niger bei 0,1 Tonnen und in der Demokratischen Republik Kongo bei 0,04 Tonnen. Im Land mit dem derzeit stärksten Bevölkerungswachstum, Syrien, betrug der Pro-Kopf-Ausstoß 1,3 Tonnen. Zum Vergleich: Ein einziger Mensch etwa in Katar verursachte mehr CO2 als 1.000 Kongoles:innen. Und ein:e Deutsche:r stieß zur gleichen Zeit das 13-fache eines Menschen in Angola aus.
Wie wir leben ist entscheidend
Es geht also nicht allein darum, wie viele Menschen auf der Erde leben – sondern wie sie leben. Der ökologische Fußabdruck eines Menschen hängt stark vom Lebensstil und seinem Konsumverhalten ab. In den Ländern des globalen Nordens mit ihren hohen Einkommen und hohem Konsumniveau ist der Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen erheblich höher als in den Ländern des globalen Südens.
Darüber hinaus gibt es Unterschiede in den Bevölkerungsstrukturen. Eine alternde Bevölkerung in einem Land kann zu einer geringeren Gesamtemission führen, während ein Land mit einer jüngeren Bevölkerung und schnell wachsenden Städten möglicherweise einen steigenden CO2-Ausstoß verzeichnet. Aber auch hier spielen Faktoren wie Technologie, Politik und Infrastruktur eine wichtige Rolle.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es Länder gibt, die trotz ihres hohen Bevölkerungswachstums bedeutende Anstrengungen unternehmen, um ihre Emissionen zu reduzieren und auf nachhaltige Entwicklungswege zu setzen. Daher sollten wir uns hüten, das Bevölkerungswachstum als Hauptverursache der Klimakrise zu brandmarken.
Fazit: Dort wo die Bevölkerung am schnellsten wächst, ist der ökologische Fußabdruck am geringsten. Eine Fixierung auf das Bevölkerungswachstum als Hauptursache für die Klimakrise schürt daher nicht nur rassistische Ressentiments. Sie lenkt auch von den eigentlichen Herausforderungen ab: einer gerechten Verteilung von Ressourcen und dem gesellschaftlichen Wandel hin zu nachhaltigen Produktions- und Konsumgewohnheiten.
Fakt ist, die Menschenpopulation wächst und sprengt alle Dimensionen. Es auf ein Verteilungsproblem zu reduzieren ist naiv und meiner Meinung nach von religiösen Weltanschauungen geprägt. In wohlhabenden Ländern sinkt die Geburtenrate und irgendwann die absolute Zahl, wenn man es zulässt, aber der Wohlstand überkompensiert den Impact auf die Natur. Auch wenn in armen Ländern, wo die Bevölkerung noch sehr stark wächst, der Fußabdruck des Einzelnen viel geringer ist, so bildet die große Anzahl eben doch eine starke Beeinträchtigung. Es geht ja nicht nur um CO2 und Klima. Es geht um den Erhalt der Biodiversität oder einfach mal so gesagt: darum, dass wir Menschen alle anderen Arten an die Wand drücken und ihnen ihr Existenzrecht nehmen. Und das ist in Afrika nicht anders als in Europa, egal, wie arm oder reich die Menschen jeweils sind. Für die nichtmenschlichen Species wären aus Gründen der Chancengerechtigkeit (hier mal nicht nur im menschlichen Rahmen gedacht) eine deutlich geringere Menschenpopulation besser, verbunden mit Technologie, nämlich derart, dass via Biotechnologie Nahrung aus Sonnenenergie hergestellt wird, und wir uns aus der Natur maximal zurückziehen, um eine ungestörte Entwicklung anderer Arten zu gewährleisten.
Die Sicht von Christian Roman ist aus mehreren Gründen sehr eindimensional. Ich stimme Michael Scholz völlig zu und ergänze hier nur folgendes:
Erstens: den Umwelteinfluss auf Emissionen zu reduzieren ist naiv und gefährlich. Was Natur und Biodiversität angeht ist der Landverbrauch viel wichtiger, angesichts der Tatsache dass die Menschheit schon 70% des beackerbaren Landes schon für sich beansprucht (und damit gleichzeitig die Natur plattmacht).
Zweitens: natürlich verbrauchen die armen Ländern viel weniger Energie, aber “Armen” werden immer weniger: nach Berechnungen von Homi Kharas (Brookings) gehören zur Zeit 40% der Weltbevölkerung zur globalen Mittelklasse. In 10 Jahren werden es aber schon 60% sein, d.h. deren Impact nimmt stetig zu. Und wer wollte es den Armen nicht gönnen, reicher zu werden und mehr Ressourcen zu verbrauchen? Wenn 20% der Weltbevölkerung ausreichen, um das Klima zu killen, sollten es entsprechen auch nur 2 Milliarden geben. Niemand behauptet ja, dass nur die Reichen leben sollen und die Armen nicht. Deshalb ist eine Reduzierung der Weltbevölkerung auch nichts mit Rechts oder Links zu tun: ALLE, vor allem natürlich die Reichen, müssen weniger werden. Aus diesem Grund habe ich als Biologe eine strikte 1‑Kind-Politik.
Drittens: natürlich ist der CO2-Ausstoß pro Kopf im Niger verschwindend gering, aber bei 7 Kindern pro Frau sollte selbst dem naivsten Linken klar sein, dass das nicht nachhaltig ist — vor allem in einem Land, in dem Landwirtschaft nur schwer möglich ist, und ein weiteres Bevölkerungswachstum unweigerlich zu Verteilungskonflikten und Kriegen führt — und genau das sieht man ja überall im Sahel. Als Folge flüchten immer mehr Arme aus dem Sahel nach Europa, wo das einzige Ziel (zu Recht!) darin besteht, reich zu werden und möglichst viel zu konsumieren.
Einfach alles in die “rechte “Ecke schieben was ungemütlich ist geht natürlich auch, bietet aber keine Lösung. Natürlich ist das exponenzielle Wachstum der Bevölkerung in den ärmeren Ländern (und weltweit), ein nicht außer Acht zu lassender, hochprozentualer Anteil an der Umweltverschmutzung! Man heizt dort seinen separaten Holzofen, oder nutzt offenes Feuer ‑summiert sich in Unmengen an CO2. Die Mülldeponien brennen Tag und Nacht. Wälder werden abgeholzt für Ackerfläche oder besagtes Feuerholz. Mit jedem neuen Nachwuchs wird der Druck größer. Beispiel China gehört gerade zu den “führenden” Industrienationen und größten Umweltsündern überhaupt.….…Es müssen kurzfristig weniger Menschen werden! Sorry an die Schönredner wir haben keine 40 Jahre mehr zum Abwarten.