Auch wir in Europa befeuern die globale Entwaldung. Die EU gehört zu den größten Importeuren von Produkten, für die Wälder abgeholzt werden, wie Fleisch, Soja und Palmöl. Versteckt als Inhaltsstoffe in Wurst, Keksen, Pizza und Eiern, landen diese Produkte dann bei uns im Supermarkt. Und wir greifen zu. Vielleicht sogar ohne zu wissen, dass dafür woanders Wald zerstört wurde. Waldschutz fängt beim Einkaufen an. Auch beim Online-Einkauf übrigens, allein schon wegen der unzähligen Paketverpackungen.
1) Bewusstsein: Konsum hinterfragen
Was haben Tütensuppen, Kekse, Eis, Margarine, Pizza, Chips und Süßigkeiten gemeinsam? In (fast) allen steckt Palmöl. Um die Palmöl-Problematik wissen viele: Regenwälder in Südostasien werden abgeholzt, Menschen und Tiere wie Orang-Utans verlieren ihre Heimat. Denn die Nachfrage nach Palmöl steigt global enorm. Und so hat sich der Anbau seit 1990 weltweit verdoppelt, in Indonesien sogar verzehnfacht.
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Palmöl findet sich heute in rund jedem zweiten Supermarktprodukt und so schwer ist es auch Palmöl zu vermeiden. Der erste Schritt ist klar: Hinterfragen! Braucht es immer das bequeme Fertigprodukt oder kann ich auch etwas selbst machen. Klar, Aufstriche selbst herstellen ist eher für Fortgeschrittene, aber Pizza und Kekse selbst zu backen, macht nicht nur Spaß, sondern ist in der Regel auch gesünder.
In der Kurzform: Aus frischem Obst und Gemüse sowie Getreide aus heimischem Bio-Anbau lassen sich viele leckere Sachen zaubern. Nehmt euch also lieber etwas mehr Zeit fürs Kochen und schmeißt die Tütensuppe aus der Küche! Regional, saisonal und Bio ist eine gute Faustregel für umweltfreundliches Einkaufen.
2) Einkaufen: Nachhaltigkeit statt Boykott
Palmöl komplett zu boykottieren, ist übrigens nicht sinnvoll. Durch den schlechten Ruf von Palmöl wurde es in vielen Produkten durch andere Öle ersetzt, zum Beispiel findet sich im Eis neunmal häufiger Kokosöl als Palmöl.
Doch Palmöl ist ertragreicher als jede andere Pflanze, aus der Öl gewonnen werden kann. Wird Palmöl durch andere Öle wie Kokosöl ersetzt, steigt der Flächenverbrauch weiter und verschlimmert mitunter die Umweltprobleme.
Auch heimische Öle bringen nicht immer die Lösung: Um Palmöl beispielsweise durch Raps zu ersetzen, bräuchten wir 730.000 Hektar mehr Fläche. Das ist allein 40 Prozent unserer kompletten Anbaufläche in Deutschland!
Statt eines Palmöl-Boykotts ist es sinnvoller Fertiggerichte, Pizza und Co. zu vermeiden. Und bei Palmöl auf Nachhaltigkeitssiegel wie Bio und RSPO zu achten.

3) Umweltfreundliche Kosmetik
Auch in vielen Kosmetikprodukten stecken Palmöl und andere Rohstoffe wie Aluminium oder Erdöl, für die ebenfalls Wälder abgeholzt werden. Ganz abgesehen vom umweltschädlichen Mikroplastik. Nachhaltige Kosmetik könnt Ihr entweder selbst machen – das ist in vielen Fällen gar nicht so schwer. Oder Ihr nutzt Bio-Produkte. Das ist auch gesünder, als sich Erdöl oder Aluminium auf die Haut zu schmieren.
4) Fleisch: Zurück zum Sonntagsbraten
Um ein Vielfaches schlimmer als die Palmöl-Problematik ist Soja. Während Palmöl auf 19 Millionen Hektar weltweit angebaut wird, beträgt die globale Anbaufläche von Soja 125 Millionen Hektar. Das ist dreimal so groß wie Deutschland!

Bevor ihr anfangt, Tofu, Tempeh und Sojadrink aus dem Kühlschrank zu werfen: Es geht nicht um das Soja für Sojaprodukte, denn das wird häufig in Europa und oft in Bio-Qualität angebaut.
Soja aus Lateinamerika, für das wertvolle Regenwälder wie der Amazonas zerstört werden, wird zu 80 Prozent zu Tierfutter verarbeitet. Auch bei uns in Deutschland. Das meiste landet im Futter für Geflügel, dicht gefolgt von Schweinen, aber auch Kühe erhalten besonders in konventioneller Haltung zum Teil Soja als Futter.
Wichtig ist daher: Weniger Fleisch und andere tierische Produkte wie Eier konsumieren. Am besten zurück zum Sonntagsbraten, also Fleisch nur einmal die Woche. Das ist gesund für Dich, den Wald, die Welt.
5) Kaffee, Kakao und das rechte Maß
Keine Sorge! Es gibt für Kaffeetrinker und Schokoholics keinen Grund in Panik zu verfallen. Die Entwarnung gleich vorweg: Wenn man auf nachhaltige Siegel achtet, muss man auf sein Laster keineswegs verzichten.

Aber wichtig ist: Auch für Kaffee und Kakao muss durchaus (Ur-)Wald weichen. Allein der deutsche Markt braucht für Kakao, Kaffee und Tee zusammen über eine Million Hektar Anbaufläche. Besonders drastisch passierte das in Westafrika: In der Elfenbeinküste wurden in einigen Regionen rund 90 Prozent der Wälder abgeholzt und durch Kakaoplantagen ersetzt.
Wie immer: Alles in Maßen. Und vor allem auf nachhaltigen Anbau und fairen Handel achten, also auf die Siegel von Bio, Rainforest Alliance und Fairtrade. Damit weder Umwelt noch Menschen unter unseren dunkel-süßen Sünden leiden.
6) Online-Bestellungen vermeiden
Wenn der Paketbote klingelt, bringt er nicht nur das, was wir bestellt haben, sondern auch jede Menge Papier. Denn das Gewünschte kommt meist im Karton. Und der ist oft nicht recycelt: Es ist auch der Online-Handel, der uns Deutsche zu Weltmeistern im Papierverbrauch macht. Ihr stutzt? Das ist keine Übertreibung: Beim Pro-Kopf-Verbrauch von Papier, Pappe und Karton belegt Deutschland Platz Eins aller G20 Staaten! Wir schlagen sogar die USA.
Wichtig auch hier wieder: Hinterfragen. Braucht Ihr das Produkt wirklich? Verwendet der Händler einen umweltschonenden Versand? Könnt Ihr es nicht in der Nähe bekommen? Wenn Ihr zum Kauf nicht das Auto nutzt, spart Ihr im Vergleich zur Online-Bestellung dann auch noch CO2.
7) Papierlos glücklich?!
Nicht jedes Dokument muss zwingend ausgedruckt werden und wenn doch, solltet Ihr auch die Rückseite des Papiers verwenden. Unnötige Verpackungen könnt Ihr in Unverpackt-Läden vermeiden, die inzwischen vielerorts aus dem Boden schießen.
Und wo Ihr gar nicht auf Papier verzichten könnt – zum Beispiel auf dem Klo — hilft Recyclingpapier, unsere Wälder zu schonen. Achtet außerdem auf Umweltsiegel wie FSC.
8) Möbel: Upcycling statt Neukauf
Unser Papierverbrauch und die Produktion ständig neuer Massenmöbel gehen nicht nur auf Kosten der Regenwälder, sondern plündern auch die borealen Nadelwälder des Nordens. Eine Lösung: Gebrauchte Möbel neu aufhübschen. Und wenn Ihr doch dringend etwas Neues braucht, achtet wieder auf das FSC-Siegel.
9) Die Verschwendung stoppen
Ob Möbel, technische Geräte, Klamotten oder Lebensmittel: Insgesamt hilft es unserer Umwelt und den Wäldern enorm, wenn wir weniger verschwenden. Also Dinge so lange wie möglich nutzen, bewusst einkaufen und weniger wegwerfen!

10) Werde politisch aktiv!

Das geht zum Beispiel vor Ort bei lokalen Waldschutzmaßnahmen und Klima-Aktionen oder auch durch Petitionen. Welchen Erfolg eine Petition haben kann, zeigt unser Beispiel #Together4forests:
Gemeinsam mit über 160 weiteren Organisationen hatten wir Euch dazu aufgerufen, die EU-Politik unter Druck zu setzen. Denn oft wissen wir nicht, wieviel Umwelt- und Waldzerstörung in einem Produkt steckt, das wir kaufen. Wir vom WWF wollen entwaldungsfreie Lieferketten, damit keine Produkte mehr importiert werden, für die Wald zerstört wurde. Mehr als eine halbe Million Menschen haben sich an unserer Online-Petition beteiligt und die EU aufgefordert, ein Gesetz für entwaldungsfreie Lieferketten zu schaffen. Ein riesen Danke an alle, die mitgemacht haben!
Es wird immer unverantwortlicher, wie WIR alle mit diesem unseren einmalig schönen Planeten umgehen!!! Ein Mindestmaß ist uns allen zum Glück möglich — tun wir’s doch!!!
Safe
Wenn ich etwas “Falsches” gekauft habe, werfe ich es nicht weg, ich brauche es auf. Das Wegwerfen ändert nichts. Aber ich kaufe es nicht mehr wieder.
Mahatma Gandhi (1869- 1948), indischer Staatsmann sagte:
Die Erde bietet genug , um jedermanns Bedürfnisse zu befriedigen, aber nicht jedermanns Gier.
Es ist interessant zu lesen, dass der beste Weg zum Schutz der Wälder darin besteht, weniger einzukaufen. Ich versuche bereits, dies zu tun, aber ich möchte noch mehr tun. In meiner Nähe gibt es ein Stück Wald zu verkaufen. Ich möchte diesen Wald bewerten lassen und überlege, ihn zu kaufen. Indem ich den Wald auf naturfreundliche Weise pflege, kann ich meinen kleinen Beitrag leisten.
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Schutz der Wälder. Es ist ein wirklich wichtiger Hinweis, dass man seinen Konsum bewusst hinterfragen sollte. Mir ist auch die Pflege des heimischen Waldbestandes wichtig und ich möchte mich dafür engagieren.