Wun­der­sa­me, gefähr­de­te Welt der Aale


Aal am Meeresgrund
Nicht charismatisch, aber faszinierend © Philipp Kanstinger / WWF

Zuge­ge­ben, der Aal gehört nicht gera­de zu den cha­ris­ma­tischs­ten Tie­ren. Wer auch Schlan­gen nicht lei­den oder die eine Sze­ne aus “Die Blech­trom­mel” nicht ver­ges­sen kann, mag Aale wahr­schein­lich nicht so ger­ne. Aber wenn man sich etwas genau­er mit ihnen beschäf­tigt, stellt man fest: Aale sind fas­zi­nie­ren­de Wesen.

Glas­aa­le: In drei Jah­ren als Winz­ling um die hal­be Welt

Jeder Euro­päi­sche Aal begibt sich in sei­nem Leben zwei­mal auf eine wahn­sin­ni­ge Rei­se. Dabei durch­läuft er einen kom­ple­xen und ein­zig­ar­ti­gen Lebens­zy­klus. Ähn­lich wie Rau­pen, die zu Schmet­ter­lin­gen wer­den. Sein Leben beginnt in der Sar­gas­so­see weit, weit von der Küs­te Flo­ri­das. Hier kom­men die Aale als Fisch­lar­ven zur Welt.

Die Lar­ven sehen am Anfang aus wie win­zi­ge trans­pa­ren­te Wei­den­blät­ter und wer­den mit dem Golf­strom für etwa ein bis drei Jah­re in Rich­tung der euro­päi­schen und nord­afri­ka­ni­schen Küs­te getra­gen. Da sind die jun­gen Aale zu etwa fünf Zen­ti­me­ter gro­ßen und ein Gramm schwe­ren Fischen her­an­ge­wach­sen, die bereits die schlan­gen­ähn­li­che Aal­form haben. In die­sem Sta­di­um sind sie immer noch durch­sich­tig und wer­den daher Glas­aa­le genannt.

Kleiner Al, weitgereist: Glasaal
Jung, weit­ge­reist, begehrt: Glas­aal © ima­go images / blickwinkel

Gel­baal: Wach­sen und Fressen

Die anschlie­ßen­de Auf­wuchs- und Fress­pha­se ver­brin­gen sie als soge­nann­te Gel­baa­le im Meer. Oder auch in Flüs­sen und Seen, zum Bei­spiel auch in Deutsch­land. Hier blei­ben sie bis zu ihrer Geschlechts­rei­fe im Alter von 6 bis 30 Jahren.

Sil­ber­aal: Der lan­ge Weg zurück

Dann wird es Zeit, den Rück­weg zu ihrem Geburts­ort anzu­tre­ten, in die Sar­gas­so­see in der Nähe des Ber­mu­da-Drei­ecks. Denn Aale pflan­zen sich nur dort und nur ein ein­zi­ges Mal in ihrem Leben fort. Nach einer kom­plet­ten Meta­mor­pho­se, bei der sich ihr Rücken silb­rig färbt, sich grö­ße­re Augen und ein spit­zerer Kopf bil­den sowie der Darm ver­küm­mert, sind die Aale bereit für die Rei­se. Jetzt beginnt ihre Zeit als Silberaale.

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Anders als auf dem Hin­weg nach Euro­pa, wo sie durch die Strö­mun­gen getra­gen wur­den, müs­sen die Aale nun die Stre­cke von bis zu 8000 Kilo­me­ter aus eige­ner Kraft bewäl­ti­gen. Das kann bis zu drei Jah­ren dau­ern. Wäh­rend die­ser gan­zen Zeit neh­men die Fische kei­ne Nah­rung zu sich.

Kei­ner weiß, wo die Aale Eier legen

In den Tie­fen der Sar­gas­so­see ange­kom­men, lai­chen die Weib­chen ihre Eier ab. Wo genau, ist immer noch unbe­kannt. Die Eier wer­den dann dort von den Männ­chen befruch­tet. Danach ster­ben die Aale hier. An ihrem Geburtsort.

98 Pro­zent weni­ger Aale: War­um Aale vom Aus­ster­ben bedroht sind

Seit den 1970ern ist die Anzahl an Glas­aa­len an euro­päi­schen Küs­ten um dras­ti­sche 98 Pro­zent gesun­ken. Die Ursa­chen hier­für sind wahr­schein­lich viel­fäl­tig. Pes­ti­zi­de und Gif­te in der Nah­rungs­ket­te, Ver­bau­ung der Flüs­se und Seen, Über­fi­schung und Kli­ma­wan­del set­zen den Aalen stark zu.

Auf ihrer Rei­se lau­ern den Aalen vie­le Gefah­ren. Vie­le sind mensch­ge­macht. So behin­dern unzäh­li­ge Stau­däm­me und ande­re Quer­bau­wer­ke in Euro­pas Flüs­sen ihre Wan­de­rung und ver­nich­ten ihre Lebens­räu­me. Vie­le Aale ster­ben sogar in den Tur­bi­nen der Was­ser­kraft- und Pumpanlagen.

War­um die Fische­rei den Aal gefährdet

Auch die Fische­rei gefähr­det den Aal. Denn die Tie­re sind beson­ders emp­find­lich für Über­fi­schung. Das liegt unter ande­rem dar­an, dass sie sich nur ein­mal im Leben fort­pflan­zen. Die spä­te Geschlechts­rei­fe trägt zusätz­lich dazu bei.

Schmug­gel­wa­re Glasaal

Gleich zu Beginn ihres Lebens sind die fünf Zen­ti­me­ter gro­ßen Glas­aa­le bereits heiß begehrt. Sie wer­den ille­gal gefischt — für mich ist das nichts ande­res als Wil­de­rei auf dem Meer. Aale gel­ten in eini­gen Tei­len der Welt als Deli­ka­tes­se. Für ein Kilo­gramm Glas­aa­le wer­den in Asi­en bis zu 19.000 Euro bezahlt. Dort wer­den sie dann in Fisch­far­men gemästet.

Doch nicht nur Fische­rei und Däm­me set­zen den Tie­ren zu. Aale sind näm­lich auch sehr sen­si­ble Fische. Sie kön­nen zum Bei­spiel selbst einen Trop­fen Par­fum im Boden­see „erschnüf­feln“. Aale reagie­ren auch sehr emp­find­lich auf Schmutz in Gewäs­sern. Fett­lös­li­che Schad­stof­fe rei­chern sich in ihrem Kör­per an und machen die Tie­re krank.

Aal
Der alte Aal muss noch ein­mal um die hal­be Welt — gegen die Strö­mung © Erling Sven­sen / WWF

Mög­li­cher­wei­se sind außer­dem bereits die Lar­ven der Aale durch die kli­ma­ti­schen Ver­än­de­run­gen in Gefahr. Die Erd­er­hit­zung beein­flusst ver­mut­lich auch die Strö­mun­gen der Mee­re. Dadurch ändert sich auch das ver­füg­ba­re Nah­rungs­an­ge­bot auf der Rou­te der Lar­ven und gefähr­det damit das Über­le­ben der jun­gen Fische.

Um den Aal vor dem Aus­ster­ben zu schüt­zen for­dern wir daher:

  • ein kom­plet­tes Aal­fang­ver­bot in der EU
  • durch­gän­gi­ge­re Gewäs­ser, etwa durch Fischtreppen
  • Abschal­tung der Tur­bi­nen wäh­rend der Hauptmigrationszeit
  • gerin­ge­re Schad­stoff­be­las­tung der Gewäs­ser durch eine kon­se­quen­te Umset­zung der Was­ser­rah­men­richt­li­nie
  • kei­ne Aalmast
  • der ille­ga­le Han­del mit Glas­aa­len muss unter­bun­den werden

Nur wenn wenigs­tens die­se Punk­te umge­setzt wer­den haben wir auch in Zukunft die Chan­ce die wun­der­sa­men Wege der Aale wei­ter zu bestaunen.

Und was kann ich tun?

Ganz ein­fach: Nicht essen! Wenn ihr irgend­wo an einer Fisch­bu­de noch irgend­wo Aal im Ange­bot seht: Fin­ger weg!

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