„Fahrräder sind das neue Klopapier“, so brachte es der Besitzer eines australischen Fahrradgeschäftes auf den Punkt. Nachdem sich der Run auf die Hygienepapiere inzwischen abgekühlt hat, hält die Nachfrage nach Zweirädern nicht nur in Australien unvermindert an. Corona macht es möglich. Es passiert etwas zugunsten des Fahrrads.
Neue Radwege in Großstädten wie Berlin, Brüssel, Paris oder Barcelona. Autofreie Sonntage in Bogotá und anderswo sind die Antwort auf den Verkehrskollaps in unseren Städten. Ein Trend, der sich angesichts überfüllter U‑Bahnen, fehlender Parkplätze und nerviger Staus in den Innenstädten hoffentlich noch weiter verstärken wird. Gut für das Klima, für die Gesundheit, für unsere Städte.
Fahrrad-Prämie in Italien
Während hierzulande heftig über eine Kaufprämie für Autos gestritten wird, will Italien den Kauf von Rädern mit bis zu 500 Euro fördern. Ob das ein Vorbild für Deutschland sein könnte, um die Verkehrswende voranzubringen, sei dahingestellt. Zumindest in Deutschland gibt schon jetzt es mehr Fahrräder als Autos. Die Frage ist aber, ob die Drahtesel auch benutzt werden. Nicht nur Pkws stehen mehr als 23 Stunden am Tag ungenutzt, meist im öffentlichen Raum, herum. Auch viele der fast 80 Millionen Velos verstauben in Deutschland auf Dachböden oder Kellern. Ja, auch bei mir.

Wir brauchen keine neuen Fahrräder, wir brauchen Infrastruktur!
Ich bin mir sicher: Fahrräder haben wir in Deutschland echt genug. Das Rad muss nur deutlich attraktiver werden. Als alltägliches Verkehrsmittel war das Fahrrad bisher vielen schlicht zu unbequem und vor allem zu gefährlich. Angesichts von mit Schlaglöchern gespickten oder nicht vorhandenen Radwegen, der Angst vor plötzlich aufgehenden Autotüren oder mit Scherben übersäten Pisten kann ich das ehrlicherweise verstehen. Natürlich strampele ich mit dem Rad zur Arbeit. Aber in einer Stadt wie Berlin ist das mitunter lebensgefährlich.
Statt wie in Italien generell den Kauf von Fahrrädern zu bezuschussen, scheinen mir Investitionen in eine bessere Infrastruktur zielführender. Wann, wenn nicht jetzt, liebe Verkehrspolitik? Denn die Zeichen der Zeit sind positiv. Eine aktuelle Studie zu Mobilität in Deutschland belegt, dass der Anteil der mit dem Rad zurückgelegten Wege hierzulande in Städten auf immerhin 15 Prozent gestiegen ist.
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Zurückzuführen ist das wohl vor allem darauf, dass Autos angesichts von Dauerstaus, Baustellen und Parkplatzmangel für den innerstädtischen Verkehr schon lange immer unattraktiver werden.
Trend zum Elektrofahrrad
Warum die Menschen ihr Geld trotzdem noch immer mit wachsender Vorliebe für überdimensionierte Stadtpanzer und schwergewichtige SUV ausgeben, bleibt für mich ein Rätsel des Alltags. Jenseits der noch immer wachsenden Zulassungszahlen beim Kraftfahrzeugbundesamt gibt es aber durchaus interessante Trends bei der Verkehrsmittelwahl hierzulande. Dazu gehört der Zuwachs beim Verkauf von Elektrofahrrädern. Trendsetter sind hier aber nicht die Hipster aus der Großstadt sondern ältere Menschen vom Land.
Unsere Oma fährt nicht mehr im Hühnerstall Motorrad, sondern sattelt auf’s Pedelec um. Weil sie uns weiter tragen als unsere Muskelkraft allein, sind die elektrobetriebenen Pedelecs — und nebenbei auch Lastenräder — zunehmend eine Alternative zum Auto.
Das ist doch immerhin ein Lichtblick zum Welttag des Fahrrads.
Wir müssen was für den Klimaschutz tun. 10000 WEA und 10000000 Dächer mit PV-Anlagen.