Wir brauchen das Meer. Milliarden von Menschen sind vom Meer und den Fischbeständen abhängig. Doch weltweit wird die Fischerei immer noch mit Subventionen gefördert. Das führt dazu, dass Fangflotten auch aufs Meer fahren, wenn es sich ohne die staatlichen Mittel gar nicht lohnen würde – und die Überfischung vorantreiben. Über ein Drittel der kommerziell genutzten Fischbestände sind überfischt, fast 60 Prozent werden bis an ihre Grenzen genutzt.
Das Problem ist seit 20 Jahren bekannt – und trotzdem weiter vertagt
Der Überfischungskrise stehen immense wirtschaftliche Interessen gegenüber, die oft dann die Politik bestimmen, auch wenn nur wenige davon profitieren. Umweltschädliche Fischerei-Subventionen sind ein weltweites Problem und seit zwei Jahrzehnten (!) auf der Agenda der Welthandelsorganisation WTO. Am Donnerstag, 15. Juli sollte nun endlich ein Abkommen geschlossen werden, welches die Subventionen stoppt. Doch die Positionen einiger Länder lagen noch immer zu weit auseinander, der politische Willen reichte nicht aus, um zu einer Einigung zu kommen. Trotz großer Anstrengungen der Generaldirektorin und des Verhandlungsführers wurde die Entscheidung weiter vertagt.
Schädliche Subventionen treiben schädliche Fischerei an
Die Summen zur Subventionierung des Raubbaus am Meer sind enorm. 2018 waren es weltweit geschätzte 22 Milliarden Euro. Subventioniert wurden unter anderem Treibstoff, neue Motoren und der Bau neuer Schiffe. Sie ermöglichen es den Fischereiflotten, ihre Fangkapazität zu erhöhen und Fangaktivitäten aufrechtzuerhalten oder auszuweiten, selbst wenn dies wirtschaftlich nicht rentabel ist. Damit nicht genug: Der Economist schätzt, dass jedes Jahr Subventionen in Höhe von mehr als vier Milliarden Dollar sogar der illegale Fischerei zu Gute kommen. Auch das soll das WTO-Abkommen unterbinden.
Staaten wie Japan, China, die EU und die USA geben am meisten für Fischereisubventionen aus. Leidtragende dieser Subventionspolitik sind nicht nur die Weltmeere, sondern oft auch die ärmsten Länder und Menschen im globalen Süden.
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Es ist längst klar, dass diese schädlichen Subventionen nicht nur ungerecht und unökologisch sind, sondern auch unwirtschaftlich. Zum Beispiel in Mexiko. Fischereisubventionen haben weder dem Land bei der Entwicklung seiner Fischereiindustrie geholfen, noch kommen sie den Küstengemeinden zugute, wie eine Analyse des WWF aus dem Jahr 2019 gezeigt hat: Die Subventionen haben die Flottengröße vergrößert, jedoch sind die Fangmengen in den letzten zwei Jahrzehnten konstant geblieben. Die Fischerei ist also weniger produktiv und die Fischer:innen verdienen weniger Geld.
Fischerei-Subventionen endlich stoppen: #StopFundingOverfishing
Wenn die Politik Fischerei subventioniert, die zu einem Rückgang der Fischbestände und dadurch zu Nahrungsknappheit und Arbeitslosigkeit führt, dann handelt sie gegen die Interessen der Menschheit. Das muss enden. Punkt. Und zwar jetzt.
Auf Basis der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung sollten die Regierungen schädliche Fischereisubventionen eigentlich schon bis 2020 abgeschafft haben!
Immer noch läuft deshalb unsere #StopFundingOverfishing-Kampagne.
Regierungen sollten Geld für die richtigen Subventionen ausgeben
Natürlich sind nicht alle Ausgaben schlecht. Tatsächlich können staatliche Förderungen für die richtigen Dinge dem Meer, den Fischer:innen und dem Markt helfen. Fischereiökonomen haben untersucht, was passiert, wenn Regierungen ihre Subventionsprogramme reformieren. Das Ergebnis: Die wirtschaftlichen und ökologischen Ergebnisse verbessern sich erheblich, wenn die Ausgaben so umgelenkt werden, dass nachhaltige Managementpraktiken gefördert werden und sie den Fischer:innen direkt zu Gute kommen. Die Weltbank schätzt, dass ein effektives Management der globalen Meeresfischerei und die Erholung der Fischbestände zu höheren Einnahmen von mehr als 83 Milliarden Euro pro Jahr führen würde.
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Es geht auch uns in Deutschland an
Über 90 Prozent seines Bedarfs an Fisch und Meeresfrüchten importiert Deutschland aus dem Ausland. Der Fisch der internationalen, großen und subventionierten Fangflotten landet also auch auf unseren Tellern.
Auch das Problem der Überfischung betrifft uns in Europa mehr als viele denken: In europäischen Gewässern, direkt vor unserer Haustür, werden viele Fischbestände überfischt. Das Mittelmeer ist das Gewässer mit der höchsten Überfischungsrate weltweit und auch in der Ostsee sind wichtige Bestände wie Dorsch und Hering betroffen!
Und die EU vergibt weltweit mit am meisten Fischereisubventionen. Experten sind sich einig, dass Treibstoffsubventionen für die Schiffe eine der schädlichsten Formen von Fischereisubventionen sind. Nach China vergibt die EU die meisten Treibstoffsubventionen weltweit. Diese werden allerdings nicht als direkte Fischereisubventionen vergeben, sondern in Form von horizontalen Steuervergünstigungen für Treibstoff, die auch dem Fischereisektor zu Gute kommen. Derzeit erhält die europäische Fischereiflotte jährlich mehr als 605 Millionen Euro an Steuerbefreiungen für Schiffsdiesel – fast ein Drittel der gesamten kapazitätssteigernden Subventionen.
Im WTO-Kontext setzt sich die EU vehement dafür ein, dass die Steuervergünstigung für Treibstoff aus dem Geltungsbereich eines WTO-Abkommens über Fischereisubventionen ausgeschlossen wird. Die Bundesregierung als Mitglied der EU muss hier endlich Mitverantwortung übernehmen und sich für die Abschaffung dieser umweltschädlichen Begünstigungen einsetzen.
Endlich für das Meer entscheiden!
Die Abschaffung und Umlenkung schädlicher Fischereisubventionen ist ein entscheidender Schritt für die Erholung der Meere und für die wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit des Fischereisektors. Mit der Natur lässt sich nicht über mehr Zeit verhandeln!
Wir als WWF fordern zusammen mit über 170 Organisationen die WTO auf, endlich ein Ende schädlicher Fischereisubventionen zu beschließen. Damit weltweit keine öffentlichen Mittel mehr für die Überfischung und die Schädigung der Lebensgrundlage von Küstengemeinden bereitgestellt werden. Es ist Zeit zu handeln.
So wichtig!!!! Dran bleiben.
Gibt es dazu auch eine Petition?
Ich finde das alles vollkommen richtig was da steht.
Trotzdem finde ich es schade das nichts in dem Artikel steht das durch die massive Fischerei der Lebensraum der Tiere zerstört wird und vor allen in den Netzen oft mehr Wale Delfine etc. als Nutztiere fangen und alle davon sterben