Industrie der Zukunft: Könnte nicht ein Industriezweig, der besonders viel Wasser benötigt, das Abwasser eines anderen Betriebes nutzen? Und könnten nicht auch Industrieabfälle eines Bereiches für andere Produktionen als Rohstoffe wieder verwendet werden? Doch, das geht! Und es wird in einem Vorzeigeprojekt in Dänemark, der sogenannten Kalundborg Symbiose genauso gemacht.
So geht Zukunft
Kalundborg — Wo die Utopie Realität ist
Kalundborg liegt im äußersten Nordwesten der dänischen Insel Seeland. In der Hafenstadt siedeln viele große Industriebetriebe – und geben sich heute ihre Materialabfälle, ihr Wasser, ihre Energie und auch ihr Wissen gegenseitig weiter. Darunter Dänemarks größtes Kraftwerk Asnæs, die größte dänische Raffinerie von Statoil und der Pharmakonzern Novo Nordisk, der übrigens 40 Prozent des weltweiten Insulins herstellt. Eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft, die Umweltauswirkungen und Produktionskosten verringert.
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Wie Abfall zu Rohstoffen werden kann

Im Kraftwerk beispielsweise fällt bei der Entschwefelung Industriegips an, der an einen Hersteller von Gipskarton abgegeben wird. Dieser ist dadurch kaum noch auf Gips aus Tagebauten angewiesen. Heißen Wasserdampf leitet das Kraftwerk zur Raffinerie und zur Pharmafirma Novo Nordisk, um dort chemische Prozesse mit Wärmeenergie zu versorgen und muss dadurch selbst weniger kühlen.
Novo Nordisk bezieht seinen gesamten Bedarf an Dampf aus dem Kraftwerk und stellt seinerseits Industrieabfälle zur Verfügung: Bei der Pharma-Produktion anfallende Hefe-Schlacken werden als Biogas zur Energiegewinnung und in der Landwirtschaft verwertet. Die landwirtschaftlichen Betriebe wiederum liefern überschüssiges Stroh aus der Getreideernte zur Herstellung von Bio-Kraftstoff. Und die Raffinerie Statoil überlässt dem Kraftwerk Asnæs ihr Abwasser als Kühlwasser, außerdem überschüssiges Gas, das sonst abgefackelt würde. Diese Kreisläufe setzen sich unter Beteiligung weiterer Firmen fort.
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Industrie der Zukunft nach dem Vorbild der Natur
So stelle ich mir Kreislaufwirtschaft vor: Es gibt keine Abfälle, Abwasser und Abluft mehr, denn diese werden die Rohstoffe und Energieträger anderer Prozesse. Genau so macht es die Natur. Ein Wald beispielsweise produziert eine Vielzahl an Lebewesen — Pflanzen, Tiere, Pilze, Bakterien usw. — und deren Produkte, beispielsweise Holz, Nahrung, Wohnraum, fruchtbaren Boden, saubere Luft, gutes Trinkwasser. All das, ohne dass irgendwelche Abfälle aus dem Wald entsorgt oder fossile Energie zugeführt werden müssten.
Der Wald, das Korallenriff und die Bergwiese sind perfekte Beispiele für sogenannte saubere Technologien (Clean-Technology), Kreislaufwirtschaft (Circular-Economy) und abfallfreie Produktion (Zero-Waste-Production).
Ressourcen schonen durch industrielle Symbiose
Die Kalundborg Symbiose in Dänemark ist der weltweit erste industrielle Zusammenschluss dieser Art. Beteiligt sind heute elf öffentliche und privatwirtschaftliche Unternehmen aus den Bereichen Wasser- und Energieversorgung, Zement- und Baustoffherstellung, Lebensmittelproduktion, Pharmazie und Chemie. Nicht nur, aber gerade für ressourcenintensive Industrien ist Kalundborg ein wichtiges Vorbild, um die enormen Umweltbelastungen zu reduzieren. Denn auch wenn wir Extremwetter wie die durch Starkregen verursachten aktuellen Hochwasser zukünftig bremsen wollen, brauchen wir im Kampf gegen die Klimakrise eine zukunftsfähige, umweltfreundlichere Industrie.
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