Nach den traurigen Nachrichten zum Tod des Patrouillenelefanten Yongki komme ich jetzt endlich dazu, von den positiven und eindrucksvollen Seiten meiner Reise nach Indonesien zu erzählen. Auf dieser indonesischen Insel war ich vor einigen Wochen auf Reisen für den WWF, um ein Projekt zu Waldschutz und Sumatra-Nashornschutz im Bukit Barisan Selatan Nationalpark zu planen. Dieser Park liegt ganz im Süden der fast 1800 Kilometer langen Insel und beherbergt noch hoch bedrohte Arten und Unterarten, die es nur auf Sumatra gibt, wie den Sumatra-Elefant, den Sumatra-Tiger und das Sumatra-Nashorn.
Das sehr, sehr seltene Tigerkaninchen
Die Planung und Vorbereitung eines großen Projekts bringen immer viele Meetings mit sich. So verbringe ich sehr viel Zeit in intensiven Diskussionen in geschlossenen Räumen und sehe Indonesien oft nur aus dem fahrenden Auto oder durchs Bürofenster. An einem Abend dieser Reise hatten wir aber etwas Besonderes vor. Mit Stirnlampen ausgerüstet wollten wir durch den nächtlichen Regenwald streifen auf der Suche nach dem Sumatra-Kaninchen. Mit seinen Streifen erinnert dieses außergewöhnliche Nagetier ein bisschen an einen Tiger. Nur ist es noch seltener. Und viel weniger bekannt – lange kannte man nur tote Exemplare aus Museen und einige Fotos auf Kamerafallen. Hier im Nationalpark kennen die Ranger der indonesischen Nashornschutzorganisation YABI aber sogar den Ort eines Baus des Tigerkaninchen.
Wenn die Spinnenaugen leuchten…
Ein kleines Stück fuhren wir durch den Wald auf der Ladefläche eines Pick-up, dann ging es zu Fuß weiter auf engen Pfaden durch das dichte Unterholz. Eindrucksvoll, wie sich der Blick verengt, wenn man nur die Dinge im Kegel der eigenen Stirnlampe erkennt. Die Geräusche werden lauter, und nach kurzer Gewöhnung fängt man an, Dinge zu entdecken. Von überall spiegeln kleine, stecknadelkopfgroße Punkte das Licht der Lampen zurück. Genaueres Hinsehen zeigt: Es sind die Augen von Spinnen, die hier des Nachts auf Beute lauern. Manche leuchten grün, andere rot oder auch weiß. Tagsüber hätte man diese unglaublich gut getarnten Tiere niemals gefunden, aber nachts verraten sie sich sofort.
Welcher Hirsch kann das behaupten?
Ein kleines Stück weiter schnalzt einer der Ranger plötzlich leise aber deutlich mit der Zunge und winkt uns zu sich heran. Im Licht seiner Lampe spiegeln sich zwei große Augen, nur einige Handbreit über dem Waldboden. Für einen kurzen Moment denken wir, wir haben das Kaninchen gefunden. Aber dann sehen wir: Es ist ein Kleinkantschil. Mit nur 30 Zentimetern Schulterhöhe und etwa zwei Kilo Gewicht heißt diese kleinste Hirschart der Welt auf Englisch treffenderweise Mouse Deer, also Mäusehirsch. Bisher kannte ich dieses exotische Tier nur aus dem Zoo und freue mich umso mehr, es jetzt hier in Indonesien “in echt” vor mir zu haben. Denn welche Hirschart kann schon von sich behaupten, dass man sie mit einem Kaninchen verwechseln kann?
Überraschung im Unterholz
Nachdem das Kantschil dann doch schnell weggelaufen war – Hirsche sind doch ziemlich scheue Tiere, auch kleine Hirsche – ging es wieder weiter durch den nächtlichen Wald. Weiter auf der Suche nach reflektierenden Augen im Stirnlampenlicht. Umso größer war die Überraschung als mich plötzlich aus nur zwei Metern Entfernung zwei große braune Augen neugierig anguckten, und das ganz ohne auffällige Reflektionen. Ein Koboldmaki saß da im Unterholz und guckte uns genauso neugierig an wie wir ihn. Und, was ich vorher nicht wusste, die Augen von Koboldmakis werfen das Licht eben nicht zurück. In den nächsten fünf Minuten haben wir dann alle in Ruhe diesen kleinen Affen angeschaut, bevor wir ihn wieder seiner nächtlichen Insektenjagd überließen.
Bald danach mussten wir dann leider zurück zur Straße und zu unserem Auto. Denn an diesem Abend wollten wir noch einige Stunden fahren, um am nächsten Morgen am richtigen Ort für die nächsten Planungsmeetings für unser Projekt zu sein. Mit dem mysteriösen Tigerkaninchen wurde es dieses Mal also leider nichts. Aber der Koboldmaki war für mich ein mehr als guter Ersatz – wirklich eine Begegnung, an die ich noch lange denken werde. Und das Kaninchen kann ich beim nächsten Besuch wieder suchen; vielleicht habe ich dann mehr Glück.
Woooow das sieht aber echt verdammt süß aus, das Tigerkaninchen, will mir auch ein Kaninchen demnächst anschaffen, denke aber, dass ich so ein süßes Kaninchen wie das Tigerkaninchen nicht bekommen werde! *Lach LG Marie
Toller Artikel über das Tigerkaninchen! Finde ich auch sehr süß. Danke für die tollen Beiträge! Weiter so!
Hallo und vielen Dank, dass du uns an deiner Reise teilhaben lässt! Ich war “leider” bisher nur auf Bali und merke immer wieder, dass ich deshalb von Indonesien noch lange lange nicht alles gesehen habe. Dein Bericht macht auf jeden Fall Laune auf einen Road- bzw. Rollertrip durch das Land. Freu mich auf deinen nächsten Bericht — und viel Erfolg bei der Kaninchensuche 😉
Kaninchen sind keine Nagetiere sondern Hasenartige und Tigerkaninchen fressen vermutlich nur Fruchtfleisch. Aber auf den Fotos sind doch wohl nur andere Tiere, wie wäre es denn mal mit Archivaufnahmen vom Gemüsemörder?
Die sind ja wirklich süß diese Kaninchenart. Eine sehr spannende Geschichte mit diesem “mysteriösen” Tiegerkaninchen. Das ganze klingt ja schon fast wie ein Krimi. Ich liebe Kaninchen und habe selber viele daheim.
Viele Grüße