Wäl­der in Flam­men: neu­er Normalzustand?


Waldbrand Zerwelin, Uckermark
Kein Einzelfall mehr: Vielerorts in Deutschland brennen die Wälder © Mattes Krüger / BIMA

Neu­es Jahr, neue Wald­brän­de. Trotz eines über­durch­schnitt­lich feuch­ten Früh­jahrs brennt es vie­ler­orts schon wie­der. Haben unse­re hei­mi­schen Wäl­der ange­sichts der vor­an­schrei­ten­den Kli­ma­kri­se noch eine Zukunft?

Fol­ge uns in Social Media 

Facebook
Twitter
Youtube
Instagram
LinkedIn
TikTok
Newsletter

Wie­der brennt eines der muni­ti­ons­be­las­te­ten Wild­nis­ge­bie­te im Süden Bran­den­burgs, die auch der WWF mit­be­treut. Auch andern­orts ste­hen so früh im Jahr bereits Wäl­der in Flam­men – etwa auf der WWF-Flä­che Zer­we­li­ner Hei­de in der Uckermark.

Loeschfahrzeug-brandenburg-imago258728792. © IMAGO / Andreas Friedrichs
Gewohn­tes Bild: Feu­er­wehr bei Lösch­ein­satz in Bran­den­burg © IMAGO / Andre­as Friedrichs

Dabei füh­len wir uns erin­nert an die letz­ten Jah­re, als Brän­de bereits gro­ße Wald­flä­chen zer­stör­ten. Als Ein­zel­fäl­le kön­nen wir die­se Ereig­nis­se nicht mehr bezeich­nen. Bewe­gen wir uns auf eine Step­pen­land­schaft zu?

Fol­gen der Klimakrise

Mitt­ler­wei­le ist wohl allen bekannt, dass die Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­kri­se uns direkt betref­fen. Mit den anhal­ten­den Dür­ren, sin­ken­den Was­ser­stän­den und rasch ver­schwin­den­den Seen sind sie für uns alle längst sicht- und greif­bar. Unzäh­li­ge Seen, in denen die Eltern und Groß­el­tern schwim­men lern­ten, sind zu Gras­flä­chen ver­dorrt. Und mit dem schwin­den­den Was­ser steigt auch das Risi­ko für Waldbrände.

qualmender-Waldboden-imago258728769. © IMAGO / A. Friedrichs
Bran­den­burg ist deutsch­land­weit am stärks­ten von Wald­brän­den betrof­fen © IMAGO / A. Friedrichs

Laut Umwelt­bun­des­amt ist das Land Bran­den­burg deutsch­land­weit am stärks­ten von Wald­brän­den betrof­fen. Erst­mals seit 1992 sind in den Jah­ren 2018 und 2019 wie­der grö­ße­re Flä­chen ver­brannt. In Bran­den­burg fie­len zwi­schen 2018 und 2019 über 3.000 Hekt­ar Wald den Flam­men zum Opfer. Mit jetzt schon über 700 Hekt­ar Brand­flä­che bei Jüter­bog droht auch 2023 wie­der ein schlim­mes Wald­brand­jahr zu wer­den – soll­te es nicht doch noch zu einer län­ge­ren Regen­pe­ri­ode kommen.

Feu­er auf ehe­ma­li­gen Truppenübungsplätzen

Ehe­ma­li­ge Trup­pen­übungs­plät­ze in Süd­bran­den­burg, die sich der­zeit zu Wild­nis­ge­bie­ten ent­wi­ckeln, sind mit rie­si­gen Men­gen an alten Kampf­mit­teln belas­tet. Dies stellt die Feu­er­wehr vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen: Wald­brän­de löschen, ohne das Leben der Mit­ar­bei­ten­den zu gefährden.

Fuchs_TiloGeisel
In den Wild­nis­ge­bie­ten ist das Löschen beson­ders gefähr­lich, die Zer­stö­rung der Umwelt umso grö­ßer © Tilo Geisel

Dank aus­führ­li­cher Schutz­kon­zep­te, die in Abstim­mung mit Behör­den, Feu­er­wehr, der Flä­chen­ei­gen­tü­me­rin Stif­tung Natur­land­schaf­ten Bran­den­burg – Die Wild­nis­stif­tung und vie­len wei­te­ren Akteu­ren erar­bei­tet wur­den, konn­ten für den Ernst­fall not­wen­di­ge Vor­be­rei­tun­gen getrof­fen werden.

Mit dem WWF-News­let­ter nichts mehr verpassen!

Die Maß­nah­men zei­gen trotz Groß­brand Erfol­ge: Mit­tels Brand­schutz­strei­fen ließ sich die Gefahr für anlie­gen­de Sied­lun­gen abwen­den. Doch der Scha­den für die Natur ist unvor­stell­bar. Denn im Herz­stück des Wild­nis­ge­biets, wo Wolf, Wild­schwein, Wie­de­hopf und Co. unge­stört leben soll­ten, ist das Löschen zu gefährlich.

Wie umge­hen mit Dür­re und Wald­brän­den? 

Bis auf Wei­te­res wer­den wir dank Kli­ma­kri­se wohl oder übel ler­nen müs­sen, mit jähr­li­chen Wald­brän­den zu leben. Auf­fäl­lig ist, dass es bei den Brän­den meist die für Bran­den­burg typi­schen Kie­fern-Mono­kul­tu­ren trifft. Die tro­cke­nen Nadeln am Wald­bo­den fun­gie­ren als idea­ler Zun­der. Und durch die ein­heit­li­che Struk­tur kön­nen sich Feu­er unge­hin­dert aus­brei­ten – es sei denn, es wer­den rie­si­ge Wald­brand­schnei­sen ange­legt wie in Jüter­bog. Struk­tur­rei­che, hei­mi­sche Wäl­der mit einem gro­ßen Laub­holz­an­teil ver­rin­gern das Wald­brand­ri­si­ko erheb­lich. Also: Mehr Laub­wäl­der müs­sen her.

Kiefer-Monokultur-imago203638734-c-IMAGO_Zoonar_Stefan-Laws
In Mono­kul­tur-Kie­fern­wäl­dern kön­nen sich Feu­er unge­hin­dert aus­brei­ten © IMAGO / Zoo­nar / Ste­fan Laws

Beim Umbau der Wald­struk­tu­ren han­delt es sich jedoch um einen äußerst lang­wie­ri­gen Pro­zess. Die Effek­te bereits ange­sto­ße­ner Bemü­hun­gen wer­den erst in vie­len Jah­ren oder gar Jahr­zehn­ten spür­bar sein. Dazu ist bei fort­schrei­ten­der Kli­ma­kri­se unge­wiss, ob an tro­cke­nen und nähr­stoff­ar­men Stand­or­ten wie Jüter­bog über­haupt noch hei­mi­sche Laub­bäu­me groß­flä­chig über­le­bens­fä­hig sein wer­den. Unter­sucht wird das der­zeit unter ande­rem im For­schungs­pro­jekt PYROPHOB.

Der Fak­tor Zeit

Neben wald­bau­li­chen Maß­nah­men müs­sen – dort wo es mög­lich ist – schleu­nigst wei­te­re Kampf­mit­tel besei­tigt wer­den. Schließ­lich kön­nen die sich bei gro­ßer Hit­ze selbst ent­zün­den und somit neue Wald­brän­de ver­ur­sa­chen und Leben gefähr­den. An Stand­or­ten wie Jüter­bog ist es dafür aber eigent­lich schon zu spät: Die inzwi­schen hoch­ge­wach­se­nen Wäl­der müss­ten dafür voll­stän­dig gero­det wer­den. Kos­ten: min­des­tens 10.000€ pro Hektar. 

Kampfmittelraeumdienst-in-brandenburg-imago58933709. © IMAGO / IPON
Ver­blie­be­ne Kampf­mit­tel auf ehe­ma­li­gen Trup­pen­übungs­plät­zen müs­sen schleu­nigst besei­tigt wer­den © IMAGOIPON

Prio­ri­tät soll­te es also sein, schnellst­mög­lich die rich­ti­gen Bedin­gun­gen in der Land­schaft zu schaf­fen. Damit sich hei­mi­sche Laub- und Misch­wäl­der wie­der eta­blie­ren kön­nen. Dazu gehört auch die Ver­rin­ge­rung der Was­ser­ent­nah­me aus unse­ren Böden: Die Tage gro­ßer Bereg­nungs­an­la­gen, die rie­si­ge Bio­gas-Mai­sä­cker bewäs­sern und dabei Jahr für Jahr der Land­schaft das Grund­was­ser ent­zie­hen, soll­ten längst gezählt sein. Vie­ler­orts sind sie lei­der immer noch gän­gi­ge Pra­xis. Die Poli­tik ist gefragt und soll­te die Geneh­mi­gun­gen für sol­che Anla­gen schnellst­mög­lich aussetzen.

Vor­sicht im Wald

Aber auch ihr könnt euren Bei­trag leis­ten. Min­des­tens 40 Pro­zent der Wald­brän­de gehen laut Umwelt­bun­des­amt nach­weis­bar auf Fahr­läs­sig­keit und Vor­satz zurück. Die Dun­kel­zif­fer könn­te viel höher sein, denn mehr als die Hälf­te der Ursa­chen ist ungeklärt. 

Zigarette-glimmt-imago233317424-c-IMAGO_Pond5
Min­des­tens 40 Pro­zent der Wald­brän­de sind auf Fahr­läs­sig­keit und Vor­satz zurück­zu­füh­ren © IMAGO / Pond5

Daher gilt vor allem in tro­cke­nen Regio­nen beson­de­re Vor­sicht: Ach­tet auf Wald­brand­ge­fah­ren­stu­fen und mel­det Ver­stö­ße sofort bei der ört­li­chen Förs­te­rei oder Poli­zei. Wenn wir alle rück­sichts­voll han­deln und alle gemein­sam dar­an arbei­ten, Bran­den­burg wider­stands­fä­hi­ger gegen die Dür­re zu machen – dann haben unse­re Wäl­der auch in der zuneh­men­den Kli­ma­kri­se noch eine Chance.

Wie hat Dir die­ser Bei­trag gefallen? 

Sehr schön, das freut uns! Viel­leicht magst Du ja… 

…die­sen Bei­trag jetzt teilen: 

Scha­de, dass Dir der Bei­trag nicht so gut gefal­len hat. 

Dein Feed­back wäre sehr wert­voll für uns. 

Wie könn­ten wir die­sen Bei­trag Dei­ner Mei­nung nach optimieren? 

Fol­ge uns in Social Media:
Facebook
Twitter
Youtube
Instagram
LinkedIn
TikTok
Newsletter
Vorheriger Beitrag Alles neu macht der Karl
Nächster Beitrag Wie die richtige Finanzpolitik dem Klima hilft

1 Kommentar

  1. 27. August 2023
    Antworten

    Bereg­nungs­an­la­gen könn­ten die Brän­de ein­däm­men. Kön­nen sol­che Bereg­nungs­an­la­gen auch für Groß­flä­chen ein­ge­setzt wer­den? Sol­che Wald­brän­de fin­de ich ein­fach beängstigend.

Einen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert