Ker­zen: Advent, Advent, der Urwald brennt …


Kerzen: Was ist drin?
Was brennt denn da? CC0 1.0 alex holyoake, https://unsplash.com/photos/4-JfS-ymB9s

Rund sechs Pro­zent des nach Deutsch­land impor­tier­ten Palm­öls flie­ßen tat­säch­lich in Ker­zen. Fast 90.000 Ton­nen von 1,4 Mil­lio­nen. Der am häu­figs­ten ver­wen­de­te Roh­stoff für Ker­zen ist zwar Par­af­fin – das wird aus Erd­öl gewon­nen. Gleich danach kommt aber Stearin, das meist aus Palm­öl besteht.

Wer macht Ker­zen aus Palmöl?

Wer­den Ker­zen aus Palm­öl gemacht? Wir haben beim Palm­öl-Check einen Extra-Blick auf die deut­schen Ker­zen­her­stel­ler gewor­fen. Nur zwei von den zehn befrag­ten Ker­zen­her­stel­lern haben uns zum The­ma Palm­öl über­haupt Anga­ben gemacht. Und nur einer, Gebrü­der Mül­ler Ker­zen, ist im grü­nen Bereich. Sie geben an 80 Pro­zent zer­ti­fi­zier­te Ware zu nutzen.

Palm­öl ein nach­wach­sen­der Roh­stoff. Wie vie­le von Euch wis­sen, gibt es aber mas­si­ve öko­lo­gi­sche und sozia­le Pro­ble­me. Für die Plan­ta­gen wur­den und wer­den  gro­ße Flä­chen wert­vol­len Regen­wal­des ver­nich­tet. Ins­be­son­de­re in Indo­ne­si­en und Malay­sia, den bei­den Haupt-Anbau­län­dern. Dort  sind in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten unzäh­li­ge Hekt­ar Regen­wald ver­lo­ren gegan­gen und mit ihnen bedroh­te Tie­re und Pflan­zen. Palm­öl wur­de damit zum Syn­onym für die Bedro­hung  der Orang-Utans. Von den sozia­len Pro­ble­men, wie Land­ver­trei­bung, gar nicht zu reden.

Ker­zen aus Erd­öl? Vom Regen in die Traufe

Zurück zu den Ker­zen. Die Her­stel­ler las­sen uns total im Dun­keln ste­hen. Auf der Ver­pa­ckung steht fast nie, wor­aus die Ker­zen gemacht sind. Und wenn man Erd­öl ver­mei­den möch­te, kommt man dann vom Regen in die Trau­fe. Weil Palm­öl drin steckt, für das Regen­wald abge­holzt wur­de? Bei den meis­ten Her­stel­lern, scheint es genau so zu sein. War­um sonst geben sie kei­ner­lei Aus­kunft dar­über woher sie ihr Öl bekommen?

Kerzen
Unser Tipp: Am bes­ten Bie­nen­wachs CC0 1.0 david­son luna https://unsplash.com/photos/2gSfZ9Baph8

Wie immer bei Palm­öl ist die Lösung des Pro­blems nicht so ein­fach. Es gab schon Kam­pa­gnen gegen Palm­öl in Ker­zen – mit dem Effekt, dass die Her­stel­ler umge­stie­gen sind – auf Par­af­fin. Also auf Erd­öl. Das ist um eini­ges güns­ti­ger und  da frag­te inter­es­san­ter­wei­se nie­mand mehr nach Nach­hal­tig­keit. Aber was wur­de denn damit erreicht? Zurück zu fos­si­len Roh­stof­fen? Das kann doch nicht die Lösung sein.

War­um Kokos­öl nicht geht

Bei Kokos als Roh­stoff haben wir wie­der das Pro­blem, dass die Kokos­pal­men bekannt­lich ebe­falls in tro­pi­schen Län­dern ste­hen — und noch mehr Flä­che ver­brau­chen als Palmöl.

Wenn also Palm­öl sein muss, dann auf jeden Fall zer­ti­fi­zier­te Ware. Min­des­tens nach dem Run­den Tisch für Palm­öl (RSPO) zer­ti­fi­ziert, der Min­dest­stan­dards ein­for­dert, wie zum Bei­spiel den Erhalt von arten­rei­chen Flä­chen und bedroh­ten Arten, den Schutz von Luft und Was­ser sowie Min­dest­löh­ne. Auch wenn der RSPO nicht per­fekt ist: Er ist ein ers­ter, wich­ti­ger Schritt. Und nichts tun, so wie acht der befrag­ten Unter­neh­men, ist gar kei­ne Lösung. Eine noch bes­se­re Lösung ist Bio-Palmöl.

Bie­nen­wachs — gut, aber zu wenig

Und wenn Ihr auf dem Weih­nachts­markt Bie­nen­wachs­ker­zen seht – unter­stützt gern den Imker. Denn Bie­nen­wachs ist auf jeden Fall eine gute Alter­na­ti­ve! Bie­nen­wachs ist ein natür­li­cher Roh­stoff. Und ohne Bie­nen geht gar nichts. Lei­der ist Bie­nen­wachs sel­ten und kost­bar und macht nicht ein­mal ein  Pro­zent der euro­päi­schen Ker­zen­pro­duk­ti­on aus.

90.000 Ton­nen, das schaf­fen unse­re Bie­nen­völ­ker lei­der nicht.

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5 Kommentare

  1. Alfred Venus
    17. März 2018
    Antworten

    Lie­be Ilka Petersen,

    dan­ke für den Beitrag.
    Wir zie­hen mit Kin­dern Ker­zen. Meist aus Par­af­fin, Stearin oder Bie­nen­wachs. Auch wer­den Ker­zen gegos­sen. Auf Märk­ten neh­men wir meis­tens Bie­nen­wachs. Bei den Men­gen die wir ver­ar­bei­ten ist das so weit o.k. Steari­en aus Palm­öl ist so lan­ge kei­ne Alter­na­ti­ve wie das nicht zer­ti­fi­ziert ist. Ich suche Wachs aus ein­hei­mi­schen Ölen wie Rabs, Lein oder andern Ölpflan­zen. Kannst Du uns da wei­ter helfen?
    dan­ke und wei­ter viel Erfolg
    Alfred

    • Fam. Kunz
      8. Januar 2019
      Antworten

      Ich glau­be nicht, dass wir Palm­öl ver­wen­den dür­fen, wenn dafür andern­orts Pri­mär­wäl­der gero­det wer­den. Glo­ba­ler Han­del hin oder her — unse­ren Bedarf müs­sen wir sel­ber decken, ins­be­son­de­re, wenn ande­re Län­der dar­un­ter lei­den müs­sen. Wir “Rei­chen Län­der” müs­sen da vor­aus gehen. So wie euro­päi­sches Milch­pul­ver afri­ka­ni­sche Märk­te kaputt macht und die Land­wir­te dafür noch mit unse­ren Steu­er­gel­dern unter­stützt wer­den von der EU, was drin­gend abge­stellt gehört, genau­so müs­sen wir eben bei Palm­öl Ver­zicht üben. Was ist das für ein Weih­nachts­licht mit einem sol­chen Preis der Zer­stö­rung? Wür­den wir zustim­men, wenn unse­re Wäl­der gero­det wer­den? Da wür­den eini­ge Leu­te ganz schnell auf­hö­ren zu kon­su­mie­ren, da wür­de demons­triert wer­den. Aber dort in Indo­ne­si­en, da kön­nen die Men­schen ja auf ihren Wald ver­zich­ten. Wann fan­gen wir end­lich an, umzu­den­ken — ja ‑ver­zich­ten, das passt zu Weih­nach­ten, so unpo­pu­lär das auch klingt! Als Unter­stüt­zer des WWF tei­len wir ihre Mei­nung zu Palm­öl trotz­dem nicht! Nur weil die Zer­stö­rung wei­ter geht und von nie­mand gestoppt wird, erscheint die Zer­ti­fi­zie­rung (die wie beim Tro­pen­holz nicht klappt) als der ein­zi­ge Weg. Die Men­schen dort und der gan­ze Glo­bus braucht den Tro­pen­wald- genau wie wir hier unse­ren Wald brauchen!

  2. Avatar-Foto
    6. April 2018
    Antworten

    Lie­ber Alfred,

    vie­len Dank für Dei­ne Nach­richt. Ich wür­de sagen, Bie­nen­wachs ist da doch eine gute Wahl. Wo man Wachs aus hei­mi­schen Ölen in klei­nen Men­gen bekommt, weiß ich lei­der nicht.
    Es gibt eine Fir­ma, die Ker­zen aus Alt­fet­ten und regio­na­len Ölen her­stel­len, Bio­ke­ma. Viel­leicht schreibst Du die ein­mal an und fragst dort.
    Ich hof­fe, das hilft! Viel Spaß wei­ter­hin beim nach­hal­ti­gen Ker­zen­gie­ßen! Ilka

  3. Peter Gruber
    26. April 2018
    Antworten

    Hal­lo Ilka, 

    vie­len Dank für den inter­es­san­ten Bericht.
    Mich wür­den alter­na­ti­ven zu Par­af­fin und Stearin in Ker­zen auch inter­es­sie­ren, aber habe zum Namen Bio­ke­ma nur eine Vete­ri­när­me­di­zi­ni­sche Fir­ma gefun­den. Hast du uns etwas näheres?
    Wenn man nur noch Bie­nen­wachs als aus­weich­ma­te­ri­al hat, ist es schon sehr wenig. Par­af­fin und Palm­öl­s­tearin ist mir unsym­pa­tisch. Zu Bio-Palm­öl bin ich skep­tisch was die serio­si­tät des Zer­ti­fi­kats betrifft. In ärme­ren Län­dern ist Kor­rup­ti­on lei­der gang und gäbe, da rela­ti­viert sich die glaub­wür­dig­keit und ich wer­de miss­trau­isch. Bis ich sel­ber die Kon­trol­le habe was ich ver­ar­bei­ten kann und Bio ist, kau­fe ich kei­ne Ker­zen mehr. Und auch sonst nichts mit Palm­öl drin.

  4. Bernhard Faust
    26. Dezember 2020
    Antworten

    Vor der Ein­füh­rung von Par­af­fin zur Ker­zen­pro­duk­ti­on (ca. 1850) nahm man sog. Unschlitt, einen Wacher­satz aus Alt­fet­ten. Aller­dings neigt das Zeug stark zum Rußen, und nach dem Ablö­schen riecht es ranzig.

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