Der majestätische Elefant war mir im Bukit Barisan Selatan Nationalpark sofort aufgefallen. Wir planen dort ein großes neues Naturschutzprojekt, deshalb besuchten wir auch die dortige Elefanten-Patrouille im Südwesten des Parks. Yongki wurde der Bulle von den Rangern genannt. Mit seinen großen Stoßzähnen gab er vor den hohen Bäumen des Regenwalds ein Bild ab, das ich lange nicht vergessen werde. Weil er in Musth war – eine Phase der Aggressivität, die bei Elefanten einmal im Jahr vorkommt – stand er etwas abseits.
Getötet für Elfenbein
Nur fünf Tage danach erreichte mich die traurige Nachricht: Yongki war in seinem Waldgehege vergiftet worden, seine Stoßzähne herausgeschlagen. Getötet für Elfenbein. Leider ist Wilderei auf Sumatra-Elefanten kein unbekanntes Phänomen. Alleine 2014 wurden über 40 Fälle offiziell registriert, die Dunkelziffer ist wahrscheinlich viel höher. Aber die Vergiftung eines bekannten Hauselefanten, den ich auch noch wenige Tage vorher gesehen hatte, war für mich doch sehr schockierend. Zumal Yongki Teil einer wichtigen Elefantenpatrouille war.
Diese Elefanten-Patrouillen helfen den Dorfbewohnern um den Park dabei, Konflikte mit wilden Sumatra-Elefanten zu vermindern. Weil die Äcker und Plantagen oder Dörfer sehr nah am Park liegen, kommen oft nachts Elefanten aus dem Park und fressen dort Früchte und Pflanzen. Dann wird die Elefantenpatrouille gerufen und kann mit Hilfe ihrer großen Elefantenbullen die wilden Elefanten sanft zurück in den Park drängen. Hier wurde also ein Bulle getötet, der den Dorfbewohnern um den Park große Dienste erwiesen hat und dabei geholfen hat, die Heimat seiner wilden Verwandten zu schützen.
Auf Elefanten-Patrouille
Die Ranger von WWF und dem Nationalpark, die hier mit an Menschen gewöhnten Elefanten auf Patrouille gehen, haben meinen großen Respekt. Bei unserem kurzen Besuch durften wir nämlich auch einmal mitreiten auf einer kurzen Patrouille. Man sitzt schon ziemlich hoch (und wackelig) auf so einem Elefanten, mit nur einer Decke zwischen dem eigenen Hintern und dem Elefantenrücken, mit nur einem kleinen Seil zum Festhalten. Und so ein nächtlicher Ritt durch holpriges Gelände mit wilden Elefanten in der Nähe ist nochmal etwas ganz anderes als unsere kurze Patrouille durch eine aufgegebene illegale Plantage.
Insgesamt geht es dem Sumatra-Elefanten leider nicht gut im Moment. Es gibt wohl nur noch 1000 Tiere auf Sumatra, vor etwa zehn Jahren waren es noch drei Mal so viele. Zwei Drittel ihres Lebensraums haben die Elefanten in den letzten dreißig Jahren auf Sumatra durch Entwaldung verloren. Deswegen wird der Sumatra-Elefant auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als „vom Aussterben gefährdet“ geführt. Umso wichtiger ist also die Arbeit der Elefanten-Patrouille, Ranger und Naturschützer vor Ort zum Schutz der etwa 200 Elefanten im Bukit Barisan Nationalpark — und natürlich der anderen eindrucksvollen Arten dieses UNESCO Weltnaturerbes.
Davon berichte ich dann in meinem nächsten Eintrag. Der wird weniger traurig. Hoffentlich.
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