Ständig sprießen sie aus der Erde, bevölkern die liebevoll bepflanzten Beete und unterdrücken die rechtmäßigen Bewohner - Unkräuter sind die Imperialisten des Pflanzenreichs und der Albtraum aller Gärtner_innen. Wir empfehlen: Unkraut einfach aufessen statt sich von ihm ärgern zu lassen! Einige der Störenfriede sind nämlich echt schmackhaft. Zum Beispiel diese hier:
[Obligatorischer Disclaimer: Alle Angaben ohne Gewähr! Für falsch bestimmte Pflanzen und ihre Folgen wird keine Haftung übernommen. Im Zweifel gilt sowieso immer: Wenn ihr euch nicht hundertprozentig sicher seid, dass ihr es mit einer essbaren Pflanze zu tun habt, lasst sie stehen!]
Vogelmiere
Die Vogelmiere (Stellaria media) ist ein sehr durchsetzungsfähiges Unkraut und eine wahre Kosmopolitin, denn sie ist fast weltweit zu finden. In Gärten und auf Äckern breitet sie sich sehr schnell aus – für kluge GärtnerInnen kein Ärgernis, sondern ein Grund zur Freude, denn Vogelmiere ist eine kulinarische Delikatesse. Und das Beste: Vogelmiere gibt’s fast das ganze Jahr über – sie wächst auch dann schon, wenn es anderen Pflanzen noch viel zu kalt ist.
Wie sieht sie aus?
Die Stängel der Vogelmiere können bis zu 40cm lang werden und liegen zum großen Teil auf dem Boden. Die Blättchen sind hellgrün und eiförmig mit Spitze. Die kleinen Blüten sind weiß und sehen aus, wie winzige Sternchen, weshalb die Vogelmiere auch unter dem Namen Sternenkraut bekannt ist. Beim Ernten bitte aufpassen, dass ihr die Vogelmiere nicht mit der Wolfsmilch verwechselt, denn letztere ist giftig. Es gibt aber ein ganz einfaches Merkmal, an dem ihr die zwei Pflanzen unterscheiden könnt: Bricht man den Stängel in der Mitte, so quillt bei der Wolfsmilch weiße Flüssigkeit aus der Bruchstelle. Dann Finger weg! Im Inneren der Vogelmiere findet man einen zarten, leicht elastischen Faden (daher auch die Namen Hühner- oder Mäusedarm), jedoch keinesfalls milchige Flüssigkeit.
Wo finde ich sie?
Überall. Ernsthaft! Auf einem Boden, auf dem überhaupt irgendetwas wachsen kann, wird früher oder später auch Vogelmiere wachsen. Echtes Unkraut eben.
Und was kann ich damit machen?
Sehr, sehr viel. Vogelmiere macht sich gut in Salaten oder Smoothies, Suppen oder Kräuterquark. Sie muss nicht gekocht werden, schmeckt sehr frisch (ihr Geschmack erinnert ein bisschen an Mais), regt den Stoffwechsel an und enthält viele Vitamine und Mineralien.
Kleinblütiges Knopfkraut
Das Knopfkraut (Galinsoga parviflora) ist auch unter dem Namen Franzosenkraut bekannt und ist ein echtes Reproduktionswunder: Eine einzige Pflanze kann bis zu 100.000 Samen hervorbringen und ist als Selbstbestäuber nicht einmal auf Insekten angewiesen. Kein Wunder also, dass das Knopfkraut auf der Liste der gefürchtetsten Unkräuter ganz vorne rangiert.
Wie sieht es aus?
Recht unscheinbar wächst das Kleinblütige Knopfkraut vor sich hin. An einem weichen Stängel stehen sich eiförmige, grob gezähnte Blätter paarweise gegenüber. Der Stängel und die Blätter sind (im Gegensatz zum behaarten Knopfkraut, das aber ebenfalls essbar ist) nur spärlich behaart. Die Blüten haben ein gelbes Köpfchen und vier bis fünf weiße, kurze Blütenblätter.
Wo finde ich es?
Das Knopfkraut wächst gerne auf frischen, nährstoffreichen Böden, zum Beispiel in Gärten, auf Äckern und an Straßenrändern.
Und was kann ich damit machen?
Das Kleinblütige Knopfkraut schmeckt wie Kopfsalat, enthält aber weitaus mehr Vitamin A und Vitamin C als dieser. Blätter, Stängel und junge Blüten können roh oder gekocht als Spinat, Salat oder Pesto verzehrt werden.
Giersch
Giersch (Aegopodium podagraria) ist eines der unbeliebtesten Unkräuter im Garten, denn er ist sehr widerstandsfähig und kann quasi nicht ausgerottet werden. Doch wir können uns seine Beharrlichkeit zu Nutze machen, denn er macht sich ganz fabelhaft in Salaten, Suppen, Eintöpfen oder Aufläufen.
Wie sieht er aus?
Gierschstauden können bis zu 90cm hoch werden und tragen von Juni bis Juli weiße Blüten in Dolden. Die Blätter tragen drei gesägte Teilblättchen an der Spitze und am Blattgrund auf beiden Seiten je zwei gesägte Teilblätter. Der Blütenstängel ist hohl.
Vorsicht: Die Gierschblüten sehen denen des giftigen gefleckten Schierlings sehr ähnlich, daher unbedingt auf die Blätter achten!
Wo finde ich ihn?
Er wächst bevorzugt in Wäldern, Hecken und in Gärten. Hat er sich einmal angesiedelt, wird man ihn nur sehr schwer wieder los — Unkraut vergeht eben nicht. Falls ihr ihn anbauen wollt, tut das lieber in Töpfen.
Und was kann ich damit machen?
Frische Triebe und junge Blätter sind besonders schmackhaft und können wie Spinat oder Salat zubereitet werden. Giersch kann man auch in größeren Menge verarbeiten, sowohl frisch als auch gegart.
Und was kann ich sonst noch machen?
- Eure Lieblingsrezepte mit Unkraut oder anderen Wildkräutern als Kommentar posten. Wir freuen uns!
- Noch einmal die Wildkräuter für Anfänger, die Wildkräuter und ihre giftigen Doppelgänger und die Geheimtipps für Wildkräuter-Profis studieren.
- Mehr lernen: Viele Tipps zum Thema essbare Kräuter aus der Stadt haben wir hier gefunden: Katharina Henne & Lore Otto: „Hamburgs Wilde Küche – Was wächst denn da & kann man das essen? Pflanzen, Rezepte, Interviews.“ Vielen Dank!
Ich habe ein paar leckere Unkrautrezepte auf meiner Homepage:
http://www.kraeuter-wandern.de/rezepte/
Viel Spaß beim Ausprobieren und guten Appetit!
Martina Schultze
Gänseblümchen, Veilchenblüten, die streu ich einfach über den Salat.
Vogelmiere kommt mitunter in einen Kräuteraufstrich (Topfen salzen und verschiedene Kräuter dazu).
Hollerblüten, als Sirup, herausgebacken als Süßspeise.
Mädesüß als Sirup.