Am 25. März gehen zur Earth Hour um 20:30 Uhr vielerorts die Lichter aus. Eine Stunde Dunkelheit für den Klimaschutz. Worauf ihr achten solltet, wenn ihr euch mit Kerzen Licht spenden wollt? Wir haben ein paar wertvolle Nachhaltigkeitstipps für euch zusammengestellt.
1) Kerzen killen Regenwald
Der Rohstoff, aus dem die meisten Kerzen hergestellt werden, die man im regulären Einzelhandel bekommt, heißt Paraffin. Das entsteht bei der Erdölverarbeitung quasi nebenbei. Wie bei allen Erdölprodukten fällt die Klimabilanz entsprechend aus: katastrophal.
Daneben gibt es Kerzen aus Stearin, gewonnen aus tierischen oder pflanzlichen Fetten. Hier greifen Produzenten beispielsweise auf Kokosfett zurück, am liebsten aber auf – ihr könnt es euch denken – Palmöl. Rund sechs Prozent des nach Deutschland importierten Palmöls fließen tatsächlich in Kerzen. Fast 90.000 Tonnen von 1,4 Millionen. Und wir wissen ja alle, dass für Palmölplantagen riesige Flächen Regenwald vernichtet werden.
Tipp: Wenn Palmöl, dann aus nachhaltig zertifizierten Quellen. Gilt natürlich nicht nur für Kerzen. Ein einheitliches Siegel gibt es dafür nicht. Ein guter Hinweis sind aber Biosiegel und RSPO-Zertifizierung.

2) Kerzen aus regionaler Biomasse sind King
Erdölausstieg und Umweltschutz beginnen schon beim Teelichtkauf. Die gute Nachricht: Es gibt naturschonende Alternativen zu Stearin und Palmöl, nämlich Kerzen aus Biomasse. Für solche “Bio-Kerzen”, werden ausschließlich nachwachsende Rohstoffe wie Fette und Öle verwendet, die bei der Lebensmittelproduktion oder in der Gastronomie als Rest anfallen. Daraus resultiert auch Vorteil Nummer zwei: Biomasse-Kerzen sind vergleichsweise günstig.
Tipp: Du erkennst Sie im Handel an der Bezeichnung “Bio-/Öko-Kerze”, meist steht “aus regionaler Biomasse” auf dem Etikett.
Nachhaltiger geht nicht. Also fast (siehe Fakt 5). Ein weiterer problematischer Bestandteil gerade bei Teelichtern ist die Aluhülle. Deshalb: Wenn Teelicht, dann bitte ohne Aluminiumkleid. In alten Einmachgläsern kommt Kerzenschein sowieso viel romantischer …
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3) Kerzen sind nicht vegan
Bei Kerzen aus Bienenwachs ist die Sache klar. Aber auch manche Kerzen aus Biomasse haben eine Ummantelung aus Bienenwachs, oder wurden aus tierischen Abfallprodukten aus der Lebensmittelherstellung recycelt. Bei Kerzen aus Stearin können ebenfalls tierische Stoffe enthalten sein. Veganer:innen bleiben deshalb nur Sojawachs und Raps.
Wermutstropfen: Soja- und Rapskerzen sind ähnlich teuer wie ihre nicht-veganen Schwesterprodukte aus Bienenwachs.
Tipp: Auf die Produktherkunft achten. Umso näher umso besser.
4) Für eine Bienenwachskerze schuftet ein Bienenvolk ein Jahr
Das erklärt auch, warum Kerzen aus Bienenwachs so verdammt teuer sind. Was wir als Bienenwachs kennen, schwitzen die Tiere in Form kleiner Plättchen aus. 1,2 Millionen solcher Plättchen ergeben ein Kilo reines Wachs. Das ist die gesamte Jahresproduktion eines einzigen Bienenvolks. Ein Luxusprodukt durch und durch. Dafür riechen Sie unverschämt gut…
Ein Blick auf die Absatzzahlen für Kerzenprodukte macht außerdem deutlich: Bienenwachs kann keine Alternative sein. Bienenwachs ist selten und kostbar und macht nicht einmal ein Prozent der europäischen Kerzenproduktion aus.
Einkaufstipp: Wenn “Bienenwachskerze” draufsteht, muss die auch zu 100 Prozent daraus bestehen. Am besten auf regionale Herkunft achten. Und wie immer gilt: Bio ist besser.
ABONNIERE UNSEREN NEWSLETTER5) Kerzen selbst gießen ist kinderleicht
Und vor allem: ultimativ nachhaltig. Alles, was du fürs DIY-Kerzenglück brauchst:
- Kerzenreste
- ein Stück Garn aus Biobaumwolle
- optional: ein ätherisches Öl
Und hier ein DIY-Tiktok, wie es dann weitergeht:
@wwf_deutschland Wer hat schon mal selber ne #Kerze gemacht? 🕯️🕯️ #wwf #diy passend zur #earthhour 🌎 Macht mit! ist einfach #lernenmittiktok und spart Ressourcen. ♥
6) Teure Kerzen sind nicht automatisch unbedenklich
Okay, okay, verstanden, kein Stearin, kein Paraffin, geht klar! Mit den nicht gerade preiswerten veganen Kerzen werde ich jawohl auf der sicheren Seite sein?! Ihr ahnt, was jetzt kommt: Nicht unbedingt. Sojaöl zum Beispiel ist ähnlich wie Palmöl ein “entwaldungskritischer Rohstoff”, für den insbesondere in Asien, aber auch in Südamerika gerodet wird, was der Urwald (noch) hergibt.
Leider sind Kerzenhersteller nicht gesetzlich zur Volldeklarierung verpflichtet und es ist schier unmöglich, als Verbraucher:in zu erkennen, ob ich mit der Kerze zum Dinnerdate nur romantische Stimmung erzeuge oder damit – nicht nur im übertragenen Sinn – ein Stück Tropenholz abfackle.
Auftritt Deutsche Umwelthilfe (DUH): In ihrem Kerzencheck kann man blitzschnell nachgucken, wessen Kerzen aus was bestehen und woher sie kommen.

Wir hoffen, eurem Kerzenglück steht nun nichts mehr im Weg. Wir schmelzen jetzt erstmal ein paar Reststumpen ein für den ultimativ nachhaltigen Kerzenschein am 25. März. Was ihr jetzt noch über die Earth Hour 2023 wissen müsst, das lest ihr hier.
Wie, ihr seid noch gar nicht dabei? Dann meldet euch noch schnell an!
´ Veganer:innen bleiben deshalb nur Sojawachs und Raps. ´
ist das nicht ein bisschen wenig information zu dem speziellen punkt?
alles andere, was der artikel hergibt, hatte ich auch schon ergründet.
ich wüsste gern mehr über kerzen aus raps-wachs, wenn es die denn zu kaufen gäbe.
die suchmaschinen geben nichts her.
vielen dank schon mal im voraus.…
lieber otto, wir können an dieser stelle als wwf nicht direkte kaufempfehlungen zu einzelnen marken aussprechen, aber wenn du “kerze rapswachs nachhaltig regional aus deutschland” googelst, findest du einige anbieter direkt auf der ersten ergebnisseite. ich hoffe, das hilft!
Hallo Sabrina,
vielen Dank für den sehr informativen Beitrag.
Ich hätte eine Anmerkung.
Im Text steht das Datum für die Earth Hour 2021 (ohne Jahreszahl).
Das könnte irreführend für diejenigen sein, die den Beitrag im Rahmen der Earth Hour Kampagne von 2022 lesen.
Wäre es möglich, das Datum auf 2022 anzupassen?
Komme nicht nach:
Paraffin ist ein nebenprodukt, also ein Abfallbrodukt?
Dann ist Parattin eigentlich noch gut wenns sowiso Abfall ist.
Oder nicht?
Hallo allerseits!
Die Earth Hour (Erde Stunde) ist eine hervorragende Idee und sollte von allen Menschen absolut ernst genommen und genutzt werden!
Den Vorschlag zur Verwendung von entsprechend hergestellten Kerzen aus unbedenklichen Rohstoffen/ Materialien/ Restestumpen finde ich auch nicht übel!
Allerdings fällt mir in diesem Zusammenhang sofort die damit einhergehende zusätzliche Umweltverschmutzung durch die Verbrennung von Sauerstoff und die Produktion von zusätzlichem (giftigen) Rauch und Feinstaub ein!
Das hat für mich dann einen ebenso schalen Beigeschmack wie das Verbrennen von Alt-Reifen, Autos, Gebäuden etc. um bei einer Demonstration gegen AKW‘s, Braunkohleabbau (trotz Jahrzehnte langem Wissen in Bezug auf Umweltzerstörung und galoppierender Ressourcenverknappung!), Chemie-Produktionsstandorte, Pipelines, Fracking und anderen destruktiven Notwendigkeiten um (ja, leider) den wachsenden Energiebedarf, aber vor allen Dingen die niemals rückläufige Gier und Machtgeilheit der jeweiligen Produzenten in Form von Eigentümern/ Managern/ Aktionären oder, wie fürchterlicher Weise, auch von absolut illegal installierten und am Leben gehaltenen Regierungen und selbst eingesegnete geistige Führer von vermutlich allen bekannten Religionen!
Ein schwieriges Thema, aber ich finde durchaus berechtigt das zu Bemängeln. Wir stehen beispielsweise vor der Herausforderung, dass wir auch nachhaltige Alternativen wie Rapswachs nicht mehr nur mit positiven Augen beliebäugeln können. Auch da gibt es immer wieder Fragen. Dennoch glaube ich, dass generell Rapswachs, Sojawachs und Biomasse-Wachs sowie Bienenwachs die umweltfreundlicheren Alternativen sind. Ganz nach vorn stellen würde ich Rapswachs, wobei da natürlich auch die Herausforderung besteht, dass dieses etwas schwerer zu handhaben ist.
Vielleicht geht man noch etwas detailierter auf den Inhalt ein, warum, wieso und weshalb etwas sinnvoller ist.
LG Annika