Wildkräuter sammeln für Profis: Heute präsentieren wir euch vier echte Geheimpflanzen aus dem Wildkräuterland. Wer sich noch nicht für den Fortgeschrittenenkurs gewappnet fühlt, möge bitte noch einmal die Wildkräuter für Anfänger und die Wildkräuter und ihre giftigen Doppelgänger studieren. Und dann hinaus mit euch in die wunderbare Welt der Wälder, Wiesen und Wildkräuter.
Disclaimer: Wie immer gilt: Alle Angaben ohne Gewähr! Für falsch bestimmte Pflanzen und ihre Folgen wird keine Haftung übernommen. Im Zweifel gilt sowieso immer: Wenn ihr euch nicht hundertprozentig sicher seid, dass ihr es mit einer essbaren Pflanze zu tun habt, lasst sie stehen!
Wilde Hopfensprossen
Anfang Mai ist die ideale Zeit, um wilde Hopfensprossen (Humulus Lupulus) zu sammeln. Diese Delikatesse ist kaum bekannt, dabei sind viele Laubwälder voll von den jungen Rankenpflanzen. Als Kind liebte ich es, gemeinsam mit meiner Mutter – die als Biologin und Pflanzenkennerin den umstrittenen Titel der Wildkräuter-Königin übrigens mehr als verdient hat und der ich all mein Wissen über Wildkräuter verdanke – auf die Suche nach „Wildspargel“ zu gehen.

Wie sehen Hopfensprossen aus?
Die essbaren Hopfensprossen sind die Triebspitzen des wilden Hopfens. Die Pflanze ist im Frühjahr etwa ein bis zwei Meter hoch und rankt sich an anderen Pflanzen hinauf. Zum Ernten werden die oberen zehn bis 15 Zentimeter der jungen Triebe abgebrochen. Die Ernte ist nur in einem kurzen Zeitfenster von wenigen Wochen (ca. Ende April bis Mitte Mai) möglich, denn später im Jahr werden die Triebe holzig und ungenießbar.
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Wo finde ich Hopfensprossen?
Der wilde Hopfen wächst in Wäldern mit überwiegend Laubbäumen, an Zäunen, Hecken oder Waldrändern und besonders häufig in der Nähe von Flüssen und Bächen.
Und was kann man mit Hopfensprossen machen?
Ganz, ganz köstliche Dinge. Einfach ein paar Hopfensprossen mit Bindfaden zusammenbinden (sonst schwimmen sie kreuz und quer im Topf herum und es ist schwierig, sie herauszufischen) und etwa drei Minuten blanchieren. Oder man brät die Hopfensprossen mit etwas Öl kurz an. Dann zum Beispiel unter Pasta mischen und nur mit Salz und Pfeffer würzen. Oder aber die Sprossen mit etwas Öl, Salz, Pfeffer und einem Schuss Zitronensaft ganz allein als warmen oder kalten Salat genießen. Sie schmecken ein bisschen nach Spinat, erinnern aber auch an Spargel.

Schlangenknöterich
Der Schlangenknöterich (bistorta officinalis) wird auch Wiesenknöterich genannt und gehört – welch Überraschung – zur Familie der Knöterichgewächse, die allesamt an den Knoten in ihren Stängeln zu erkennen sind.
Wie sieht Schlangenknöterich aus?
Der Schlangenknöterich sieht eigen aus: Die Blätter sind länglich, eiförmig und bis 20 Zentimeter lang. Die Grundblätter sind lang gestielt, die Stängelblätter etwas kürzer gestielt. Etwa von Mai bis Juli reckt der Schlangenknöterich seine zartrosa, kolbenförmigen Blüten in die Höhe. Sein Stängel ist aufrecht und nicht verzweigt, der Wurzelstock ist S‑förmig gedreht, was dem Schlangenknöterich seinen Namen verschaffte.

Wo findet man Schlangenknöterich?
Der Schlangenknöterich findet man vor allem auf Feuchtwiesen, an Teichufern und auf nährstoffreichen Böden. Oft wächst er in Nestern. In Süddeutschland scheint er häufiger verbreitet zu sein als im Norden, zumindest lässt das diese Verbreitungskarte vermuten.
Und was kann ich mit Schlangenknöterich machen?
Junge Blätter und Stängel kann man im Frühjahr wie Spinat blanchieren und zu Gemüsegerichten reichen oder als Zutat für Aufläufe verwenden. Auch macht er sich gehackt als Beigabe für Suppen gut und ist wegen seines hohen Eisengehalts in den Blättern zudem sehr gesund. Seine Wurzel kann von September bis in den Winter hinein geerntet werden. Wegen ihres hohen Stärkegehalts eignet sie sich super als Zutat für Bratlinge. Auch geröstet ist sie sehr fein.
Gundermann
Der kleine Gundermann (Glechoma hederacea) ist mit seinen lila Blüten nicht nur ein hübsches Kerlchen, sondern auch eine echte Bereicherung für die Küche. Aufgrund seiner Würze ist er auch unter dem Namen Soldatenpetersilie bekannt.

Wie sieht Gundermann aus?
Die Pflanze ist 10 bis 40 Zentimeter hoch und trägt nierenförmige oder rundlich-herzförmige Blätter mit Einkerbungen an den Blatträndern. Von April bis Juni blüht er, dann sitzen in den Blattachseln lila Blüten. Die Pflanze hat einen kriechenden Hauptspross, von dem aufrechte Blütensprosse aufsteigen.
Wo findet man Gundermann?
Gundermann findet man gerne an schattigen Orten, oft in Laubwäldern oder Gärten. Er liebt feuchte und fruchtbare Böden, die nicht sauer sind.
Und was kann man mit Gundermann machen?
Mit Gundermann kann man eine Menge machen: Das kleine Kraut ist sehr würzig und intensiv, daher sollte man es sparsam verwenden. Als Geheimzutat zur „Unkräuterbutter“ (z.B. mit Giersch, Scharfgabe und Bärlauch) macht er sich richtig gut, genauso wie in geringer Menge in Salaten.
Weißer Gänsefuß

Der Weiße Gänsefuß (Chenopodium album) ist auch unter dem Namen Ackermelde bekannt. Obwohl er früher als Gemüse angebaut wurde und so gut wie jeder Teil von ihm essbar ist, weiß kaum jemand etwas mit ihm anzufangen.
Wie sieht Gänsefuß aus?
Die Pflanze wird bis zu drei Meter hoch, der Stängel wächst aufrecht und ist nicht selten stark verzweigt. Die oberen Blätter sind oft lanzettlich geformt, die Blätter im unteren Bereich haben gesägte Ränder, alle Blätter haben Stiele. Die Blätter sind etwas bestäubt – wenn ihr ein Blatt zwischen den Fingern durchzieht, fühlen sich eure Finger mehlig an. In der Blütezeit trägt er weißliche, länglich-knubbelige Blüten.
Vorsicht, bitte! Ein naher Verwandter des weißen Gänsefußes, der Gute Heinrich, ist vom Aussterben bedroht und sollte deshalb nicht gesammelt werden! Seine Blätter sind weniger bestäubt und nicht so gezackt, wie die des weißen Gänsefußes.
Wo finde ich Gänsefuß?
Den weißen Gänsefuß findet man gerne in Siedlungen an Wegrändern, Zäunen und Mauern, in der Umgebung von Viehställen, Alphütten oder Schuppen. Er liebt nährstoffreiche Böden und ist ein sogenannter Kulturbegleiter, weil er gerne in der Nähe der Menschen wächst.
Was kann man mit Gänsefuß machen?
Mit Gänsefuß kann man das gleiche machen wie mit Spinat. Die Blätter können auch wie selbiger zubereitet werden. Die Triebe können auch noch während der Blüte wie Spargel gekocht werden und sogar die Blüten kann man schmackhaft zubereiten: Junge Blütenstände einfach wie Brokkoli dünsten.
Was kann man mit Wildkräutern sonst noch machen?
- Rausgehen, das Wetter genießen und eifrig Wildkräuter suchen. Dabei gut aufpassen und keine giftigen Pflanzen einsammeln. Daher vorher Wildkräuter und ihre giftigen Doppelgänger auswendig lernen!
- Freuen: Auf die nächste Runde. Bald geht’s munter weiter mit Unkräutern für Gartenfreunde.
Danke für die Wilderkräuter-Tipps. Ich verwende die “einfachen” (Brennessel, Löwenzahn…) schon länger, was mir aber fehlt ist der Girsch oder Dreiblatt. Wächst überall und schmeckt total lecker als Salat. Oder habe ich den Abschnitt überlesen?
Sorry! Habe den Giersch gerade in einer anderen Rubrik gefunden.
Hallo danke für die schönen Bilder.
Giersch, Löwenzahn, Brennessel erkennt man so leicht, bei den anderen fällt es mir noch sehr schwer zu unterscheiden, werde ab jetzt nach dem Gundermann ausschau halten, Petersilie schmeckt mir sowieso am besten, und wenn dieser so ähnlich schmecken soll dann ist es genau was für mich :).
Liebe Grüße
Erdem
Super Tipps. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die meisten in der Form nicht kannte. Werde auf jeden Fall einiges ausprobieren!
Tja, man kennt so manches Kraut nicht und tötet es eher ab als sich damit zu beschäftigen. Wer mag schon Girsch im Rasen? Aber wenn man sich Zeit nimmt und es probiert, dann ist es ein Genuß. Wir sammeln seit Jahren Bärlauch und viele der zuvor angeführten Pflanzen sind mir bei Spaziergängen durch die Felder und an Waldrändern schon begegnet (Hei Kumpel, woher kennen wir uns? Naja, bis dann). Da ich mir nicht sicher war habe ich sie lieber stehen gelassen.
Aber folgendes habe ich probiert. Wer hat schon einmal den Samen der Brennesel probiert? Es hat bei mir den Eindruck nach Sesamsamen gemacht, Geschmack: nußig.
Wenn Sträuchen am Wegrand stehen, ich bin jetzt über die Hopfensprossen gestolpert, dann denke ich das “diese” Hopfen im “Herbst” kleine Dolden ausbilden. Ich weiß nun nicht ob diese beiden beschriebenen Formen zur selben Pflanze gehören, kann muß nicht sein. Wenn dem so wäre, könnte man sie zum Craftbier brauen nutzen? Der Zeitpunkt der Ernte wäre dann sicher nicht wenn die Dolden getrocknet sind. Vielleicht weiß jemand hierzu mehr. Sie wären vielleicht als Aromaträger interessant, da es keine Mengen sind.
Hallo, vielen Dank für die wertvollen Tipps.
Die “heilsamen” Kräfte solcher Wildkräuter sind nicht zu unterschätzen. Ich finde, jeder sollte sich deshalb so viel Kräuter-Wissen wie möglich aneignen.
Hallo,
sind alles Wildpflanzen, die mein Kulturgemüse aufwerten.
Als Ergänzung nenne ich noch die Vogelmiere. Wer einen Garten hat, in dem auch Wildes wachsen darf, kennt sie bestimmt. Sie wächst aber auch wild. Sie schmeckt neutral und neigt zum Wuchern, so dass man immer was zu ernten hat.
Ich mag Gundermann gerne frisch auf Käsebrot, paar Blätter zwischen Butter und Käse …
Wildkräuter sind schon etwas feines…findet auch Marjolein Holtkamp. In ihrem Buch geht es um eben solche. Sie präsentiert Wildkräuter ganz wunderbar und verständlich. Sie widmet jedem wichtigen bzw. nennenswertem Pflänzchen ordentlich Platz und Zeichnungen/Fotos. Neben den wichtigen Eigenschaften geht sie auch noch auf bestimmte Rituale bzw. historische Fakten ein. Ebenso wichtig zu erwähnen, sie hat wunderbare Rezepte mit in dieses Buch gepackt und diese machen sofort Lust auf Frühling, Sommer und die große Ernte.