Nachdem ihr alle die Wildkräuter für Anfänger eifrig studiert habt, seid ihr nun bereit für den zweiten Teil. Heute wird es etwas schwieriger und auch ein bisschen gefährlich, denn einige Wildkräuter haben giftige Geschwister, mit denen sie auf keinen Fall verwechselt werden dürfen. Auf dem Weg zum Wildkräuter-Profi müsst ihr diese Pflanzen auf jeden Fall auseinanderhalten können.
Obligatorischer Disclaimer: Alle Angaben ohne Gewähr! Für falsch bestimmte Pflanzen und ihre Folgen wird keine Haftung übernommen. Im Zweifel gilt sowieso immer: Wenn ihr euch nicht hundertprozentig sicher seid, dass ihr es mit einer essbaren Pflanze zu tun habt, lasst sie stehen!
Inhalt
- Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose
- Beinwell und Fingerhut
- Wiesenkerbel und gefleckter Schierling
Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose
Eine der beliebtesten essbaren Pflanzen aus dem Wald ist sicherlich der Bärlauch (Allium ursinum). Doch Vorsicht! Das schmackhafte Kraut hat sogar zwei gefährliche Doppelgänger: Das Maiglöckchen (Convallaria majalis) und die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale). Diese sind so giftig, dass ein Verzehr in wenigen Stunden zum Tod führen kann. Daher bitte wirklich aufpassen, wenn ihr euch auf die Bärlauchpirsch begebt.
Wie kann man Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose unterscheiden?
Das wichtigste Organ bei der Identifizierung des Bärlauchs ist wohl die Nase, denn die Pflanze verströmt einen intensiven Knoblauchgeruch. Dies ist zugleich das sicherste Unterscheidungsmerkmal zum Maiglöckchen und der Herbstzeitlosen, die relativ geruchsarm sind. Manchmal kann es jedoch passieren, dass sich inmitten eines Bärlauchfelds eine Maiglöckchenfamilie angesiedelt hat und man mit bloßem Riechen nicht weit kommt, zumal die eigenen Hände bereits intensiv nach Knoblauch duften werden, wenn man vorher schon ein paar Bärlauchpflanzen geerntet hat. Deshalb ist man gut damit beraten, die Pflanzen auch optisch voneinander unterscheiden zu können, und das geht am besten über die Blätter: Die Blätter des Bärlauchs sind mattgrün, fühlen sich saftig an und haben einen dünnen Blattstiel. Die Blätter der Maiglöckchen sind dunkelgrün und fühlen sich ledrig an, sie wachsen paarweise und kommen zusammengerollt, den Stängel umfassend, aus der Erde. Der Schaft am Stängel ist rötlich-braun. Bei der Herbstzeitlosen wachsen die Blätter zu mehreren aus einem Stängel und haben keinen Blattstiel. In der Mitte der Blätter sitzt eine Fruchtkapsel.
Wo finde ich Bärlauch?
Wer ihn dieses Jahr noch ernten will, sollte sich beeilen, denn bald ist es vorbei mit der Zeit, in der die Wälder nach Knoblauch duften. Von Mai bis Juni steht der Bärlauch in der Blüte, doch für schmackhafte Gerichte sollte man die Blätter möglichst vor der Blüte ernten. Der Bärlauch wächst bevorzugt an Plätzen, die im Laufe des Jahres schattig und nur im Frühjahr besonnt sind, zum Beispiel in feuchten Laubwäldern oder unter Büschen.
Folge uns in Social Media
Was kann ich mit Bärlauch machen?
Zum Beispiel ein leckeres Bärlauch-Pesto zu Pasta oder eine würzige Bärenbutter. Kleingehackt peppt er jeden Salat auf oder wird mit etwas Joghurt oder Schmand verrührt zu einem köstlichen Dipp für Ofengemüse.
Beinwell und Fingerhut
Auch die Beinwellpflanze (Symphytum officinale)hat einen echt giftigen Doppelgänger: Den roten Fingerhut (Digitalis purpurea), der wirklich hübsch, aber bei Verzehr auch wirklich tödlich ist. Doch keine Sorge, bei genauem Hinsehen sind die beiden Pflanzen sicher voneinander zu unterscheiden. Und das lohnt sich, denn Beinwell ist nicht nur schmackhaft, sondern hat auch heilende Kräfte.
Wie kann man Beinwell und Fingerhut unterscheiden?
Beinwell und Fingerhut zu unterscheiden ist nicht leicht. Beinwell hat abstehend, rauhaarige Blätter, die am Stängel bis zum nächsten Blatt herablaufen. Die Blätter sind breit lanzettlich, laufen immer spitz zu und die Blattränder sind nicht gezähnt — im Gegensatz zum Fingerhut, dessen Blattränder kleine, unregelmäßige Kerben aufweisen. Beim roten Fingerhut ist Blattoberseite runzelig und dunkelgrün und unterseits grau und filzig. Sobald Blüten vorhanden sind, bieten diese ein zusätzliches Unterscheidungsmerkmal: Die Blütenstände der Beinwellpflanze sind eingerollt und die Blüten hängen nach unten, während der Fingerhut in einer langen Traube blüht, an der alle Blüten zur gleichen Seite hängen.
Wo finde ich Beinwell?
Beinwell finden kann man an Ufern, Wegrändern, auf nassen Wiesen, in Gräben und Auenwäldern. Sie sind nicht allzu häufig, aber leicht zu entdecken, denn die Stauden sind sehr kräftig und blattreich. Der Fingerhut ist typisch für Waldlichtungen, er kann aber auch an Wegrändern wachsen.
Was kann ich mit Beinwell kochen?
Die jungen Blätter der Beinwellpflanze sind eine köstliche Zutat zu Salat, Suppen und Eintöpfen. Allerdings solltet ihr die Blätter sehr klein hacken, da sie wirklich stachelig sein können. Wichtig ist: Beinwell sollte immer ganz frisch und auch nicht in zu großen Mengen verzehrt werden. Neben dem kulinarischen Wert ist Beinwell auch noch ein echter Profi in Sachen Wundheilung, da die Pflanze das Zellwachstum fördert. Bei kleinen Wunden einfach ein paar Beinwellblätter abbrechen und den glasklaren, gelartigen Saft aus den Blattstängeln direkt auf die Wunde schmieren.
Wiesenkerbel und gefleckter Schierling
Dieses Pflanzenpaar ist etwas für echte Pflanzenkenner, denn der Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) und der gefleckte Schierling (Conium maculatum) sind sich wirklich zum Verwechseln ähnlich. Der eine ist eines der vitaminreichsten Wildkräuter, der andere jedoch eine hochgiftige Pflanze, die schon den Philosophen Sokrates ins Grab gebracht hat. Eine Verwechslung kann böse enden, daher Finger weg, wenn ihr den Wiesenkerbel nicht wirklich sicher bestimmen könnt!
Wie kann ich Wiesenkerbel und gefleckten Schierling unterscheiden?
Der Wiesenkerbel und der Schierling gehören beide zur Familie der Doldenblütler. Mit ihren hellen Blüten in Dolden und den gefiederten Blättern sind sie für das ungeübte Auge nicht zu unterscheiden. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist der Stängel, der beim Wiesenkerbel nicht gefleckt ist, beim Schierling jedoch mit rotbraunvioletten Flecken gemustert ist. Ein weiteres Merkmal ist der Geruch: Der Wiesenkerbel riecht würzig nach Kerbel (logisch), der Schierling riecht zerrieben nach Mäusepipi (echt wahr!). Vorsicht ist jedoch trotzdem geboten, denn Geruch und Aussehen der Pflanze hängt auch stark vom Standort ab.
Und noch einmal Vorsicht, es gibt eine Ausnahme: Der giftige Wasserschierling ist nicht gefleckt, er wächst an Ufern und riecht nach Sellerie. Deshalb: Vermeintliche Kerbelpflanzen an Ufern immer stehenlassen!
Wo finde ich Wiesenkerbel?
Der Wiesenkerbel wächst ab April bis Juli auf gut gedüngten Wiesen (Fettwiesen), an Wegrändern und auf frischen, nährstoffreichen Böden.
Was kann ich mit Wiesenkerbel machen?
Der Wiesenkerbel ist ein sehr vitaminreiches Kraut und schmeckt nach einer Mischung aus Karotte und Petersilie. Er eignet sich hervorragend als Zutat in Salaten, Kräuterbuttern oder Bratlingen. Wie bei fast allen Wildkräutern gilt jedoch auch hier: Nicht zu viel auf einmal essen! Guten Appetit!
Was kann ich noch tun?
- Üben: Grundkenntnisse vertiefen mit der Anfängerlektion.
- Weiterlesen: Hier geht’s zu den Wildkräutern für Fortgeschrittene. Mit echten Geheimkräutern für Profis.
super Idee! Ich war mal auf eine Seite bei FB, wo es um das Sammeln von Wildkräutern ging — einfach nur gruselig!!! Zig mal die einfachsten und häufigsten Kräutlein nachgefragt — und das Schreckliche daran: alles, aber einfach alles was gefunden und halbwegs zu identifizieren war, sollte gleich aufgegessen werden. Endlose Diskussionen über Giftpflanzen, die man doch essen könne wenn man das und das beachtet und wie lecker sie sind… einfach nur gruselig!!!
Statt sich an sichere Pflänzchen zu orientieren und damit das Essen mit Vitaminen aufzupeppen, wo es doch so viel Auswahl gibt!
Tolle Seite!
Bin schon lange eine Kräuterhexe und bei uns gibt es oft (UN)kraut-Salat, ‑suppe oder ‑gemüse. Nicht nur sehr lecker sondern auch sehr gesund.
Zeigt doch bitte Wilde Möhre ./. Schierling.
Das jetzt an Wegesrändern Wachsense sehe ich als Wilde Möhre. Ich wüsste gerne mehr über deren Verwendung, weil diese so häufig erscheint.
Wer Wildkräuter sammeln möchte muss wirklich sehr gut aufpassen, wie hier auch schon erwähnt wurde gibt es beim Wiesenkerbel eine leichte Verwechslungsgefahr zum Schierling.
Ich zitiere von: http://balkongarten-blog.de/kerbel-im-garten-auf-dem-balkon
Der stark giftige Schierling führt innerhalb von wenigen Minuten zum Erstickungstod.
Hier ist wirklich aufzupassen.
lg von den Kräuterfreunden.
[…] kann. Auf dem WWF Blog ging es ebenfalls einmal um Umweltschutz (Thema Fischfang) und einmal um Wildkräuter und ihre giftigen […]
Ich finde, dass besonders Kinder mehr Nähe zur Natur brauchen und solche Dinge lernen sollten.
lg Holger
Danke für den Tipp, dass der Saft von Beinwell das Zellwachstum fördert und somit bei der Wundheilung hilft. Ich probiere das mal bei einer chronischen Wunde. Das würde ich dann auch in die Wunddokumentation aufnehmen. Ich habe schon viele Salben probiert und unterschiedlichen Ergebnissen.
Mit welchen ähnlich aussehenden Pflanzen kann man die Knoblauchrauke verwechsenl ?
Niemals sollte man Doldengewächse selbst sammeln und verwenden! Es gibt nicht nur den gefleckten Schierling der extrem giftig ist, sondern noch etliche andere und die sehen der wilden Möhre oder Kümmel oder der Petersilie sogar noch ähnlicher.
Herzlichen Dank für den wertvollen Post!
Sehr schön Blog.
Wie kann man denn wilde Möhren mit Schierling verwechseln? Da passt doch weder Wuchs, noch Blattform oder Blüten.
Ist das Unterscheiden von zwei Pflanzen mit ähnlichen Blüten wirklich so schwer für Menschen ohne “Gärnter-Auge”? Aber angeblich verwechseln manche Leute sogar Schafgarbe mit Riesenbärenklau…
Also:
Wilde Möhren haben an der Unterseite der Blütendolde ein “Bärtchen” aus feinfingerigen Blättern. Schierling hingegen hat dort nur kurze grüne Spitzen (wenn überhaupt).
Die Blätter der Möhre sind an den Fingern gefedert (wie die Gartenkarotte), während Schierling gezackte Finger (wie Farn) hat.
Wo Wasserschierling wächst, wächst eher keine Möhre und gefleckter Schierling riecht nach Mäuseurin (Intensität variiert nach Alter und Größe).
Das Verwechseln von geflecktem Schierling mit Wiesenkerbel verstehe ich immerhin, sie lassen sich jedoch auch relativ einfach unterschieden.
Die runden, hohlen Stängel des Schierlings sind kahl, längs gerippt und von einer Art blauem Reif überhaucht, im unteren Teil rot gefleckt und wirken eher holzig. Den Geruch nach Mäuseurin nicht zu vergessen.
Der Stamm des Kerbels ist grün (manchmal rötliche Gelenksknoten), ründlich, deutlich geriffelt und behaart. Mitunter zeigen sich deutliche Knoten mit feinen Drüsenhaaren. Die Blattunterseiten sind ebenfalls behaart.
Wilder Wiesenkerbel gilt allerdings als phototoxisch, also Vorsicht!
Allgemein würde ich aber auf den /die Niki hören und ohne ausreichendes Wissen /Erfahrung keine Doldenblütler einsammeln und verwenden. Da kann sonst was passieren!
Theoretisch kann man alle Teile der wilden Möhre essen, aber nicht immer.
Die Wurzel kann etwa ab September bis in das Frühjahr des zweiten Jahres geerntet und genutzt werden. Nur in dieser Zeit ist sie weich (und gehaltvoll) und kann dann auch roh gegessen werden. Natürlich eignet sie sich gleich der Karotte als Koch‑, Back‑, und Pfannengemüse.
Blätter, Triebspitzen und Blütenstängel sind von etwa April bis Juni gut genießbar. Blüten und Samen müssen natürlich vorhanden sein, um sie zu essen.
Junge Knoblauchrauke kann vielleicht mit Gundermann oder Brennnesseln verwechselt werden (macht nix, ist beides gesund).
Ein Blatt zwischen den Fingern zerreiben und auf Knoblauchgeruch prüfen, gibt Gewissheit.