War­um klei­ne Was­ser­kraft­wer­ke viel scha­den, aber wenig nutzen


Wasserkraft: Berchtesgadener Aache
Kleinwasserwerke sind ökologisch schädlich und ökonomisch Unsinn © Andreas Volz

Klein­was­ser­kraft­an­la­gen sind umwelt­schäd­lich, inef­fi­zi­ent für die Ener­gie­wen­de, makro­öko­no­misch unwirt­schaft­lich. Und wer­den staat­lich immer stär­ker geför­dert. Wis­sen­schaft­ler pro­tes­tie­ren jetzt.

Gewäs­ser dür­fen nicht die Ver­lie­rer des Pari­ser Kli­ma­ab­kom­mens sein”, warnt Sen­cken­berg-Gene­ral­di­rek­tor Pro­fes­sor Kle­ment Tock­ner wäh­rend eines Inter­views, das ich mit ihm für das WWF-Maga­zin (04.21) geführt habe. Ich bin ihm schon ein­mal begeg­net, im Febru­ar 2020, bei unse­rem Fluss­film­fest in Mün­chen. Unter dem Mot­to „Aus Lie­be zum Was­ser“ bestaun­ten wir damals Fluss­land­schaf­ten aus der Vogel­per­spek­ti­ve, sahen einen Film über den König der Alpen­flüs­se, den Taglia­men­to, und dis­ku­tier­ten dar­über, was uns Men­schen mit Flüs­sen verbindet.

Schon damals wies der Gewäs­ser­öko­lo­ge Tock­ner dar­auf hin, dass Klein­was­ser­kraft­wer­ke fast nichts zur Strom­ver­sor­gung bei­tra­gen, aber über­pro­por­tio­nal viel Scha­den an den Gewäs­sern anrich­ten. Doch was tut die deut­sche Poli­tik? Sie erhöht die Sub­ven­tio­nen noch ein­mal kräf­tig: Seit Jah­res­be­ginn 2021 erhal­ten Betrei­ber klei­ner Anla­gen (bis 500 Kilo­watt Leis­tung) drei Cent pro Kilo­watt­stun­de mehr  als bis­her. Der Bonus gilt bis zu zehn Jah­re lang. Die Begrün­dung: „Gesun­ke­ne Strom­erträ­ge u. a. auf­grund des Kli­ma­wan­dels stel­len ins­be­son­de­re klei­ne Was­ser­kraft­an­la­gen vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen“. Mit dem Geld­se­gen wird also gar nicht die Ener­gie­wen­de ange­scho­ben, es wer­den schlicht die Ein­nah­men­ver­lus­te der Betrei­ber kompensiert.

Vet­tern­wirt­schaft statt Ein­satz für die Energiewende?

Für die Finanz­sprit­ze stark gemacht hat sich unter ande­rem ein mitt­ler­wei­le durch die soge­nann­te Mas­ken­af­fä­re weit­hin bekann­ter CSU-Abge­ord­ne­ter: Dr. Georg Nüß­lein, selbst Was­ser­kraft­be­trei­ber. Die Bun­des­re­gie­rung schätzt, dass die­ses Geschenk die Steuerzahler:innen jähr­lich rund 43 Mil­lio­nen Euro kos­ten wird. Und das min­des­tens acht Jah­re lang.

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War­um för­dert die Bun­des­re­gie­rung sol­che Kleinst­an­la­gen immer mehr, wo sie doch immer weni­ger Strom erzeu­gen? Und sie meist nicht ein­mal öko­lo­gi­sche Min­dest­stan­dards erfül­len? Von den 43 Mil­lio­nen Zusatz­för­de­rung für die klei­ne Was­ser­kraft könn­ten wir jähr­lich neun Wind­rä­der mit einer Leis­tung von drei Mega­watt bau­en. In acht Jah­ren also ins­ge­samt 72 Stück. Alle Haus­hal­te einer Stadt in der Grö­ße von Regens­burg könn­ten mit dem Ertrag von 72 Wind­an­la­gen ver­sorgt wer­den. Das wäre tat­säch­lich ein Bei­trag zur Energiewende!

Wissenschaftler:innen for­dern: Ener­gie­wen­de nicht auf Kos­ten unse­rer Gewässer!

Dies hat nun 65 For­schen­de aus 30 wis­sen­schaft­li­chen Insti­tu­tio­nen auf den Plan geru­fen, unter ihnen Kle­ment Tock­ner. Sie emp­feh­len der Bun­des­po­li­tik in einer gemein­sa­men Stel­lung­nah­me vom 4. Novem­ber 2021 drin­gend, die För­de­rung von Klein­was­ser­kraft­wer­ken zu been­den. Ich kann Mar­tin Pusch vom IGB, einem der Initia­to­ren der Stel­lung­nah­me, nur bei­pflich­ten, wenn er sagt: „Grund­sätz­lich beein­träch­ti­gen alle Was­ser­kraft­wer­ke den öko­lo­gi­schen Zustand der Gewäs­ser. Extrem ist dies jedoch bei der Klein­was­ser­kraft der Fall: Hier steht der gerin­ge gesell­schaft­li­che Nut­zen durch wenig Strom­erzeu­gung den hohen öko­lo­gi­schen Kos­ten durch mas­si­ve Umwelt­schä­den gegen­über“.

Wir sind uns also einig: Die öffent­li­che Unter­stüt­zung von Klein­was­ser­kraft­an­la­gen ist ein­zu­stel­len. Sie ist im Sin­ne der Ener­gie­wen­de inef­fi­zi­ent. Und makro­öko­no­misch unwirtschaftlich.

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Ich freue mich über die­se Initia­ti­ve aus der Wis­sen­schaft. Statt inef­fi­zi­en­te Anla­gen immer wei­ter zu för­dern, muss der Staat die Still­le­gung und den Rück­bau bau­fäl­li­ger Weh­re vor­an­brin­gen und finan­zi­ell unter­stüt­zen. Damit die Bag­ger nicht nur an der Bau­nach rol­len, son­dern bald auch andernorts.

Wir alle kön­nen in der Zwi­schen­zeit schon ein­mal Strom spa­ren. Jede Kilo­watt­stun­de, die nicht ver­braucht wird, muss auch nicht pro­du­ziert wer­den. Nicht von Was­ser­kraft, Wind­ener­gie oder gar fos­si­len Energieträgern.

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