Ein Schatz im Ama­zo­nas als Erbe Rousseffs


Tukan im Amazonas: Die neuen Schutzgebiete in Brasilien sind auch wesentlich durch die Arebeit des WWF möglich geworden
Der Tukan kann sich freuen: Es entstehen fünf neue Schutzgebiete © Staffan Widstrand / WWFIguassu

Kurz vor ihrem erzwun­ge­nen Rück­zug hat Bra­si­li­ens Prä­si­den­tin 2,83 Mil­lio­nen Hekt­ar Regen­wald unter Schutz gestellt. 

Die Wege der bra­si­lia­ni­schen Poli­tik sind uner­gründ­lich – oder zumin­dest nicht ganz leicht zu durch­schau­en. Nach der Sus­pen­die­rung von Prä­si­den­tin Dil­ma Rouss­eff befürch­te ich eine Poli­tik des Kahl­schlags in Brasilien.

Neue Schutz­ge­bie­te am Amazonas!

Doch jetzt hat die bra­si­lia­ni­sche Regie­rung fünf neue Schutz­ge­bie­te im Ama­zo­nas ein­ge­rich­tet und ein Schutz­ge­biet  in der Regi­on erwei­tert. Zusam­men sind das Gebie­te von 2,83 Mil­lio­nen Hekt­ar. Das ist fast so groß wie ganz Bran­den­burg. Die Pla­nung für die neu­en Schutz­ge­bie­te war schon weit fort­ge­schrit­ten, aber Land- und Vieh­wirt­schaft, Was­ser­kraft­wer­ke und Berg­bau waren ihr oft wich­ti­ger. Bis letz­te Woche hat­te sie weni­ger als eine Mil­li­on Hekt­ar Schutz­ge­bie­te aus­ge­wie­sen — dafür aber sie­ben Schutz­ge­bie­te für den Bau von Was­ser­kraft­wer­ken am Tapa­jos ver­klei­nert. Jetzt hat sie ins­ge­samt über drei Mil­lio­nen Hekt­ar unter Schutz gestellt — weni­ger als fast alle Prä­si­den­ten vor ihr. Bei Lula waren es über 25 Mil­lio­nen Hekt­ar und unter Fer­nan­do Hen­ri­que Car­do­so wur­den mehr als 14 Mil­lio­nen Hekt­ar ausgewiesen.

200 Kilo­me­ter ent­lang der Tran­sama­zo­ni­ca

Tief geschlagene Entwaldungsschneißen entlang der transamazonica im amazonas
Goog­le Earth: Dar­um geht es. West­lich das indi­ge­ne Ter­ri­to­ri­um. Öst­lich die Wald­schnei­sen um San­to Anto­nio do Matu­pi und nörd­lich davon die neu­en Schutz­ge­bie­te APA Cam­pos do Mani­co­re und Rebio Manicoré.

Bra­si­li­en schützt damit jetzt 200 Kilo­me­ter (fast) zusam­men­hän­gen­den Regen­wald ent­lang der Tran­sama­zo­ni­ca. Schutz­ge­bie­te (und indi­ge­ne Ter­ri­to­ri­en) sind in Bra­si­li­en das erfolg­reichs­te Mit­tel gegen ille­ga­le Ent­wal­dung, die sich gera­de ent­lang der Tran­sama­zo­ni­ca in den letz­ten Jah­ren stark aus­ge­brei­tet hat.

Über tausende von Kilometern führt die Strasse quer durch den brasilianischen Amazonas
Tran­sama­zo­ni­ca: Eine Tras­se quer durch den Ama­zo­nas © Rober­to Mal­do­na­do / WWF

Ich selbst war schon in den betref­fen­den Gebie­ten. Die Bäche sind hier fast glas­klar, das Was­ser frisch, aber nur solan­ge der Wald ste­hen bleibt…Ich habe bei den Ten­ha­rim-Indi­ge­nen über­nach­tet, die direkt unter dem ille­ga­len Holz­ein­schlag lei­den. Deren Lage ver­bes­sert sich hof­fent­lich jetzt. Aber auch wei­ter öst­lich, Rich­tung San­to Anto­nio de Matu­pi und Apuí, wird die Lage jetzt hof­fent­lich bes­ser. Ich habe sel­ber gese­hen, wie alle paar Kilo­me­ter eine Schnei­se in den Wald geschla­gen wird. Ich habe die Last­wa­gen vol­ler Holz­stäm­me gese­hen und die Säge­wer­ke, die fast alle ille­gal sind. Hof­fent­lich hört das jetzt auf. Denn nach den Holz­fäl­lern kom­men die Rinderweiden.

Ein Lastwagen mit Baumstämmen fährt über die Transamazonia durch den Regenwald von Brasilien
…erst kom­men die Last­wa­gen, dann die Rin­der­wei­den © Rober­to Mal­do­na­do / WWF

Ein direk­ter Erfolg — auch für den WWF und “unse­re” Affen

Was mich sehr stolz macht: Die neu­en Schutz­ge­bie­te wur­den im Rah­men des Ama­zon Pro­tec­ted Are­as Pro­gram (ARPA) – einer Initia­ti­ve, die vom WWF tech­nisch und finan­zi­ell seit über zehn  Jah­ren unter­stützt wird. Auch die Ent­de­ckung neu­er Affen­ar­ten, an der wir eben­falls direkt betei­ligt waren, wird als wei­te­rer Grund für die Aus­wei­sung von der Regie­rung genannt.

Glück­wunsch, Claudio!

Und nicht ver­ges­sen: Glück­wunsch Clau­dio Maret­ti! Clau­dio war der wich­tigs­te Mit­ar­bei­ter des WWF bei den ARPA-Ver­hand­lun­gen. Jetzt ist er (noch) Prä­si­dent der Schutz­ge­biets­be­hör­de ICMBio und hat sich in die­ser Funk­ti­on mit der Umwelt­mi­nis­te­rin zusam­men­ge­setzt und in den letz­ten Stun­den Dil­mas die Dos­siers zusam­men­ge­tra­gen, damit die Prä­si­den­tin unter­schrei­ben konn­te. (Und hät­ten wir im Jahr 2015 nicht dazu bei­getra­gen die Ver­ab­schie­dung der PEC 215 und des Berg­bau­rah­men­ge­setz zu ver­zö­gern, hät­te Dil­ma im Mai 2016 gar nicht mehr die­se Schutz­ge­bie­te aus­wei­sen kön­nen, da die Kom­pe­tenz an das Par­la­ment bzw. im Fall des Berg­bau­rah­men­ge­set­zes an das neue Natio­na­le Berg­bau­amt über­ge­gan­gen wäre.)

Neue Schutz­ge­bie­teGrö­ßeOrt
Cam­pos de Mani­co­ré Envi­ron­men­tal Pro­tec­tion Area

 

151.993 haMani­co­ré
Mani­co­ré Bio­lo­gi­cal Reserve359.063 haMani­co­ré e Novo Aripuanã

 

Aca­rí Natio­nal Park

 

896.407 haApuí, Novo Ari­pu­anã e Borba
Ari­pu­anã Natio­nal Forest

 

751.295 haApuí, Mani­co­ré e Novo Aripuanã
Urup­a­di Natio­nal Forest

 

537.228 haMaués

Der Regie­rung in Bra­si­lia auf die Fin­ger schau­en – gera­de jetzt!

Mei­ne Kol­le­gen vom WWF Bra­si­li­en und ich freu­en uns natür­lich sehr für die­sen gran­dio­sen Erfolg für die Natur, den Ama­zo­nas (und auch für den WWF). Gera­de auch, weil der bevor­ste­hen­de poli­ti­sche Wech­sel nichts Gutes für die Umwelt brin­gen wird, wie ich befürch­te. Der neue Prä­si­dent Michel Temer und sei­ne kon­ser­va­ti­ve Par­tei PMDB ste­hen dem Berg­bau­sek­tor und der Agrar­in­dus­trie sehr nahe.

Umwelt­fra­gen – und die Aus­wei­sung neu­er Schutz­ge­bie­te — wer­den bei zukünf­ti­gen Geset­zes­re­for­men nicht zu erwar­ten sein. Wir schau­en der Poli­tik in Bra­si­li­en mehr auf die Fin­ger als jemals zuvor — und tun alles dafür, dass die­ser Erfolg nicht der letz­te war.

Und eine Anmer­kung zum Schluss: Dil­ma hat­te kurz vor ihrer Sus­pen­die­rung und vor der Aus­wei­sung der Schutz­ge­bie­te auch meh­re indi­ge­ne Ter­ri­to­ri­en aus­ge­wie­sen. Seit ges­tern wis­sen wir, dass es Bestre­bun­gen gibt die­se Ent­schei­dun­gen Dil­mas zuun­guns­ten der indi­ge­nen Ter­ri­to­ri­en wie­der zu annul­lie­ren. Lei­der kein unrea­lis­ti­sches Sze­na­rio, auch für die­se fünf Schutzgebiete.

Wir blei­ben wachsam.

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1 Kommentar

  1. Kaja Schanz
    20. Mai 2016
    Antworten

    Sehr gut, sehr wich­tig. Bit­te wei­ter­ma­chen für die Natur.

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