Wozu Walrosse ihre Stoßzähne brauchen, warum sie von Klippen fallen, wie Walross-Mamas kuscheln – und wie Ihr von Zuhause mithelfen könnt, Walrosse zu finden:
Seltener Besuch — Walross auf Baltrum
Das Aufsehen war groß, als vor einigen Wochen eine Walross-Dame im deutschen Wattenmeer auftauchte. Auf der Nordsee-Insel Baltrum ruhte sie sich einige Stunden aus, bevor sie in Richtung Niederlande weiterzog. Walrosse leben auf arktischem Treibeis rund um den Nordpol. Zuletzt war vor über 20 Jahren eines in der südlichen Nordsee gesichtet worden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Meeressäuger weite Strecken schwimmen. Immer wieder einmal verirren sich einzelne, abenteuerlustige Tiere in den Süden. Doch die Klimakrise könnte zu mehr solcher Wanderbewegungen führt. Denn schmelzendes Eis drängt die Walrosse in der Arktis zusammen.
Der auf den Zähnen geht
Auffälligstes Merkmal sind die langen Stoßzähne, auch Hauer genannt, die wie Elefantenstoßzähne aus Elfenbein bestehen. Sie werden um die 50 Zentimeter, im Rekordfall auch bis zu einem Meter lang.
Die Stoßzähne dienen der Verteidigung, als Eispickel und zur Fortbewegung: Walrosse ziehen sich daran vorwärts. Insbesondere, um vom Wasser auf Eis oder Klippen zu gelangen. Ihr wissenschaftlicher Name Odobenus rosmarus heißt denn auch soviel wie „Zahngehendes Seepferd“. Vor allem aber zeigen die Stoßzähne den Artgenossen Alter, Geschlecht und sozialen Status an.
Da bekommt selbst der Eisbär Angst
Walrosse sind riesig. Sie können bis zu dreieinhalb Meter lang und 1,8 Tonnen schwer werden. Eisbären und Orcas sind die einzigen natürlichen Feinde der großen und schweren Tiere. Doch die sind alles andere als leichte Beute und fügen ihren Fressfeinden mit den Stoßzähnen nicht selten tödliche Verletzungen zu.
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Walrosse: Auch an Land erstaunlich schnell
Walrosse gehören zu den Robben. Aber während sich die anderen Arten an Land mühsam mit ihren Vorderflossen vorwärts ziehen, können Walrosse auf allen Vieren laufen. Auch wenn das etwas ungelenk aussieht, werden sie dabei etwa so schnell wie wir Menschen.
Durchs Wasser gleiten die Kolosse fast schon elegant und können per Rückstoß mit ihren kräftigen Hinterflossen bis zu 35 km/h erreichen. Meistens schwimmen sie aber viel langsamer.
Fürsorgliche Mamas
Walross-Mütter halten und umarmen ihr Junges mit den Vorderflossen ähnlich wie wir Menschen ein Baby. In der Regel wird je nur ein Kalb geboren. Vor der Geburt verlässt die Kuh die Herde und zieht ihr Jungtier zunächst alleine auf. Möglicherweise damit das Kleine von den Großen nicht zerquetscht wird. Oder weil der Geruch der Gruppe eher Fressfeinde anzieht.
Warum Walrosse von Klippen fallen
Tonnenschwere Walrosse stürzen hilflos von einer Klippe in den Tod, überschlagen sich dabei an den schroffen Felsen: Die grausame Szene stammt aus der Netflix-Naturdoku „Unser Planet“, die in Zusammenarbeit mit dem WWF entstanden ist. Der Bayerische Rundfunk hat mich zum Grund für die schockierenden Bilder interviewt:
Hauptlebensraum der Walrosse sind die Eisschollen des Packeises. Hier schlafen sie und ruhen sich zwischen ihren Tauchgängen aus. Doch fehlendes Eis treibt Zehntausende von ihnen auf einen schmalen Küstenstreifen im Norden Russlands. Immer mehr Tiere kommen nach und die hinteren müssen auf eine Klippe ausweichen, von der sie dann hinunterstürzen.
Helft uns, Walrosse zu finden und zu zählen!
Im Gegensatz zu den Eisbären sind Walrosse noch gar nicht umfassend erforscht. Wie stark sind sie wirklich von der Klimakrise betroffen? Wie viele leben wo in der Arktis? Das wollen wir durch die Auswertung tausender Satellitenbilder herausfinden. Enorme Datenmengen, die wir nicht allein bewältigen können. Deshalb rufen wir die Öffentlichkeit dazu auf, zu Walross-Detektiven zu werden.
Hier könnt Ihr Euch anmelden und online helfen, Walrosse zu orten: Aber alles wird gut erklärt und Ihr bekommt zunächst ein kleines Training, bevor es richtig losgeht. Vielleicht könnt Ihr Euch das nach diesem Video noch besser vorstellen:
Citizen Science heißen Projekte, die Freiwillige an wissenschaftlichen Untersuchungen beteiligen, wie es inzwischen in vielen Bereichen des Artenschutzes geschieht.
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Doch Tieftaucher!
Walrosse leben gerne in flachen Küstengewässern, wo sie auf dem Grund nach Nahrung suchen. Meist in höchstens 80 oder 90 Metern Tiefe. Erst seit ein paar Jahren weiß man, dass sie auch mehr als 500 Meter tief tauchen können.
Angepasst an ein Leben im Eismeer
Ihre bis zu 15 Zentimeter dicke Fettschicht schützt die Arktisbewohner vor Kälte. Während des Tauchens verlangsamt sich außerdem die Herzfrequenz, um weniger zu frieren. Zusätzliche Blutgefäße und ein Protein in ihren Muskeln speichern Sauerstoff. Eine halbe Stunde können Walrosse unter Wasser bleiben, bis sie wieder auftauchen müssen, um zu atmen.
Das Walross ist ein Feinschmecker…
Auch wenn Walrosse manchmal Fische und größere Tiere wie zum Beispiel andere Robben jagen: Ihre Leibspeise sind Muscheln und Schnecken, die sie mit den Vorderflossen knacken und mit den Lippen aussaugen. Bis zu 6000 Muscheln in einer einzigen Mahlzeit!
… und Rechtshänder
Um die Muscheln im Sand zu finden, wühlen Walrosse den Meeresgrund auf. In den allermeisten Fällen nutzen sie dazu die rechte Flosse, nur äußerst selten die linke. Manchmal prusten sie auch einen starken Wasserstrahl auf den Sand. Fast wie bei einem Hochdruckreiniger.
Walrosse trinken nicht
Wie andere Robben bezieht ein Walross seine Flüssigkeit allein aus der Nahrung. Es ist deshalb besonders schlimm, wenn die Tiere länger nichts zu fressen finden.
(Lärm-) empfindliche Wesen
Walrosse könnten in näherer Zukunft aussterben. Sie gelten laut Roter Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN als gefährdet.
Schon im 19. Jahrhundert hat der Mensch sie einmal fast ausgerottet: Die Meeressäuger wurden für ihr Fleisch und Fett, ihre Stoßzähne, Knochen, Haut und Flossen stark bejagt. Letztere galten als Delikatesse. Heute stehen Walrosse unter Naturschutz. Nur indigene Völker, denen sie als wichtige Nahrungsquelle dienen, dürfen sie noch jagen.
Doch abgesehen von Klimakrise und Erderhitzung fangen wir Menschen ihnen den Fisch weg, verschmutzen ihr Wasser und bedrohen sie mit unseren Schiffen, Bohrinseln und auch Flugzeugen. Denn Walrosse sind empfindlich.
Suchen sie durch fehlendes Eis Ruheplätze auf dem Festland, können niedrig fliegende Flugzeuge sie so erschrecken, dass Herden auf der Flucht ins Wasser enorm viele Jungtiere erdrücken. Unterwasserlärm stört ihre Brunftrufe und Kommunikation und trennt so Mütter von Kälbern. Die bedrohten Riesen brauchen dringend große, gute Schutzgebiete. Und sie brauchen ihr Eis.
Hi! Vielen Dank für Ihren Artikel! Gibt es abgesehen davon Walross-DetektivIn zu werden noch weitere Möglichkeiten den Schutz der Walrosse zu unterstützen? Vieel Grüße!