In den letzten Wochen wurden in Hamburg und Frankfurt Wölfe gesichtet. Was für eine Großstadt ein eher ungewöhnliches Bild ist, gehört in den Wäldern Niedersachsens oder Brandenburgs zur Realität. Denn hier leben inzwischen viele nachgewiesene Wolfsrudel.
Der Wolf aus Frankfurt wurde überfahren, der aus Hamburg ist wahrscheinlich längst weiter gezogen. Genauer wissen wir es nicht – und auch die Anzahl der Wölfe wird immer wieder diskutiert: Wie viele Wölfe leben wirklich in Deutschland? Hunde helfen uns, das herauszufinden.
Wolfsexpedition mit Artenschutzhunden
Zwei anstrengende Wochen, fast 750 zu Fuß zurück gelegte Kilometer, insgesamt 24 Freiwillige, ein bis zwei Hunde und über 200 gefundene Wolfshinweise.
In Niedersachsen verbringen neben den ehrenamtlichen Wolfsberater:innen regelmäßig Freiwillige ihren Urlaub damit, nach Wölfen zu suchen – beziehungsweise nach deren Kot. Jedes Suchteam besteht aus zwei bis vier internationalen Expeditions-Teilnehmer:innen. Nach einer ausführlichen Schulung zu Beginn suchen sie täglich mehrere Stunden entlang der Wege nach Markierungen von Wölfen. Teilweise werden sie von Wolfsberater:innen begleitet und je nach Verfügbarkeit von ausgebildeten Suchhunden.
Auch so kann intensives Wolfsmonitoring aussehen
Wölfe sind nicht leicht zu erforschen. Sie leben äußerst unauffällig und durchstreifen riesige Territorien. Hunde helfen uns, Losungen – also Kotproben — zu finden, die wir sonst gar nicht entdecken würden. Dadurch kann das Wolfsmonitoring maßgeblich verbessert werden.
Was sind das für Spürhunde?
Die Hunde müssen im wahrsten Sinne des Wortes einen guten Riecher haben. Sie werden auf den Zielgeruch, den Kot von Wölfen konditioniert. Grundsätzlich eignen sich dafür alle gesunden Hunde – bis auf die kurznasigen Rassen. Diese können nicht frei genug atmen, um ausdauernd zu suchen. Trainiert werden die Hunde zum Beispiel von Mitgliedern des Wildlife Detection Dogs e.V. — einem gemeinnützigen Verein, der Hunde für den Einsatz zum Artnachweis ausbildet.
Neben dem Nachweis von Wölfen können die Hunde auch auf andere Arten ausgebildet werden und nach Wildkatzen- Luchs- und Fischotter-Hinweisen suchen — oder auch nach Amphibien und sogar bestimmten Baumpilzen.
Wölfe: Was ihr Kot uns verrät
Die Proben werden eingeschickt und analysiert: Was hat der Wolf gefressen? Wer sind seine Eltern? Ist es ein neuer Wolf oder war er schon bekannt? Mit dem Monitoring möchten wir wichtige Fragen klären zu Verbreitung und Ausbreitung, zu Reproduktion und Populationsentwicklung, zur Nutzung der Territorien und zur Rudelzusammensetzung der Wölfe in Deutschland.
Stören die Hunde nicht im Wald?
Die Suchhunde stören die Wildtiere im Wald nicht mehr als jeder andere gut erzogene, Gassi-gehende Vierbeiner. Im Gegenteil, die Hilfe der Hunde verkürzt die Zeit, die Forscher:innen im Wald verbringen müssen, um Wolfsnachweise zu finden. Das Wolfsmonitoring mit Hunden hilft uns dabei, eine gute Zahlen- und Datengrundlage über Wölfe zu schaffen.
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Wie viele Wolfsrudel gibt es in Deutschland?
Seit mittlerweile 20 Jahren wird der Wolf nach seiner brutalen Ausrottung wieder heimisch bei uns. Er gehört in unsere Wälder und kehrt von alleine zurück. Insgesamt leben inzwischen wieder über hundert Wolfsrudel in Deutschland. Gerade haben wir eine neue Verbreitungskarte erstellt:
Was tun, wenn Ihr einem Wolf begegnet?
Es ist gar nicht so wahrscheinlich, einem Wolf im Wald zu begegnen. Denn Wölfe sind in der Regel sehr vorsichtig. Solltet Ihr doch mal einen sehen, bleibt ruhig und rennt nicht weg. Wenn Euch die Situation unangenehm ist, macht auf Euch aufmerksam und sprecht laut mit dem Tier. Ihr könnt auch winken und in die Hände klatschen. Auf keinen Fall solltet Ihr versuchen, den Wolf anzufassen oder ihn füttern.
Aber vielleicht schafft Ihr es, ein Foto zu machen (von Weitem!) Denn Ihr solltet Eure Beobachtung beim jeweiligen Wolfsberater oder der Landesbehörde melden.
Mitforschungsreisen: Urlaub für den Artenschutz
Wir vom WWF unterstützen das Monitoring-Projekt in Niedersachsen, indem wir die Reisekosten der Expertin von Wildlife Detection Dogs e.V. übernehmen.
Ich freue mich tierisch auf die Rückkehr der Wölfe! Ich komme aus Baden Württemberg und hoffe, dass die Menschen verstehen, wie wundervoll diese Tiere sind. Bitte macht weiter — Aufklärung ist der erste Schritt zur Vernunft!