Wenn ich mit meinem Fahrrad durch Berlin fahre, rieche ich es an jeder Ecke: Es wird gegrillt. Aber nicht nur meine Nase sagt mir, dass der Fleischkonsum steigt, sondern auch eine Prognose der EU-Kommission: Die Fleischproduktion in Europa wird in diesem Jahr weiter wachsen. Die Folgen davon spüren wir nicht nur auf der Waage, die Folgen spüren nicht nur die Tiere in den Schlachthöfen oder die Natur in Form von überdüngten Äckern. Die Folgen spürt sogar der Jaguar in Brasilien.
Ein Rechenbeispiel von hier bis nach Brasilien
Welche Auswirkungen hat es, ob wir ein Kilogramm Schweinefleisch mehr oder weniger im Jahr essen? Ein Kilogramm Schwein mehr im Jahr sind etwa 19 Gramm pro Woche – also eine Scheibe mehr Mortadella auf dem Frühstückstoast. Würde jeder Deutsche wöchentlich eine Scheibe Wurst mehr essen, benötigten wir eine zusätzliche Soja-Anbaufläche von etwa 180 km².
Soja wird unter anderem im Cerrado angebaut. Das sind die Savannen Zentralbrasiliens, sie zählen zu den artenreichsten der Erde und dennoch ist dieser einzigartige Lebensraum bereits zu fast 50 Prozent verschwunden. Stattdessen finden wir dort heute Ackerland oder Grünland. Durch die Wälder und Büsche des Cerrado streifen unter anderem der Jaguar, der Mähnenwolf, der Ameisenbär und der Tapir.
Eine Scheibe Wurst und zehn Jaguare
Jaguare benötigen viel Raum. Auf 100 Quadratkilometern leben nur ein bis sieben Exemplare. Ich setze das Rechenbeispiel fort: Eine Scheibe Wurst pro Woche und Person in Deutschland bedeutet auf das Jahr hochgerechnet etwa 180 km² mehr Sojaanbaufläche. Soviel Land wie etwas zehn Jaguar zum Überleben benötigen. Oder eben umgekehrt. Wir machen durch eine Scheibe weniger Wurst den Tisch frei für Jaguar, Mähnenwolf und Co.
Weniger und besseres Fleisch
Das endgültige Ergebnis meiner Rechnerei liegt auf der Hand: Weniger Fleisch essen! Auf dem Grill schmeckt schließlich auch eingelegtes Gemüse – und ist außerdem gesünder. Es gibt aber auch Alternativen zur Fütterung mit Soja, zum Beispiel durch deutschen Raps und Hülsenfrüchte. Der Verbraucher hat es in der Hand, die Nachfrage bestimmt das Angebot.
Und wenn ich Fleisch nun Mal brauche? Nicht nur, dass es biologisch betrachtet einfach logisch ist, brauche ich täglich Fleisch, um leistungsfähig zu sein, meine Konzentrationsfähigkeit zu erhalten und auch meine Kondition. Ich wiege 58 Kilo auf 1,73m. Das ist ein absolutes Normalgewicht, also kann mir auch niemand was von ungesund erzählen. Im Gegenteil: ich leide an Vitamin B12 Mangel — einer “Veganerkrankheit”. Aber warum sagst du nicht dem Jaguar er soll weniger Fleisch essen? Dann bräuchte er nicht so viele Quadratmeter. Versteh mich nicht falsch, ich liebe diese Tiere und bin auch für den Artenschutz, aber bitte versucht es doch mal mit Vorschlägen, wo sich ein Mensch nicht unmenschlich verhalten muss. Mit 300 gr pro Woche käme ich jedenfalls nicht aus.
Wenn Du trotz regelmäßigem Konsum tierischer Produkte einen Vitamin B12-Mangel hast, dann hast Du ein Absorptionsproblem und kannst Fleisch essen, bis Du schwarz wirst, das wird Dein Problem nicht beseitigen. Ich denke, das weißt Du auch, Du warst ja offensichtlich beim Arzt deswegen. Dem Jaguar zu sagen, er solle weniger Fleisch essen, ist nicht besonders zielführend, da der Jaguar ein reiner Fleischfresser ist und Fleisch zum Überleben braucht — im Gegensatz zum Menschen. Zudem ist es der Mensch, der dem Jaguar den Lebensraum raubt, und nicht umgekehrt. Ich denke, auch das weißt Du. Es geht übrigens auch gar nicht speziell um den Jaguar, sondern ganz allgemein um den Regenwald, den wir abholzen. Diese grüne Lunge brauchen wir alle zum Überleben. Fleisch zu essen ist übrigens eben gerade nicht logisch. Wir füttern unsere Nutztiere mit Futtermitteln, für deren Anbau wir den Regenwald abholzen. Diese Nutztiere essen wir dann. Viel logischer wäre es, das Ackerland nicht für den Futtermittelanbau zu nutzen, sondern für Nahrungsmittel, die wir direkt selbst essen. Und da für Futtermittel weit mehr Anbaufläche nötig ist als für Nahrungsmittel des Menschen, müßten wir für unsere Nahrungspflanzen auch keinen Regenwald abholzen. “Biologisch betrachtet” ist es sinnvoll, als Jäger und Sammler zu leben, aber das tun die Menschen schon seit 10.000 Jahren nicht mehr. Massentierhaltung ist “biologisch betrachtet” extrem sinnlos. Es ist auch widersinning zu unterstellen, man müsse sich “unmenschlich” verhalten, wenn man auf Fleisch verzichtet. Fleisch zu essen ist keine typisch menschliche Eigenschaft, denn der Mensch ist ein Allesesser. Es gibt Regionen auf der Welt, in der sich Menschen ihr Leben lang vegan ernähren, siehe Mexiko oder Indien. Wenn Du der Meinung bist, dass Du Fleisch “brauchst”, um konzentrations- und leistungsfähig zu sein, dann will ich Dir diese Illusion gar nicht nehmen. Das sind Vorbehalte, die Veganer oft zu hören bekommen, und jeder Veganer kann da nur müde lächeln. Viele berichten sogar über eine erhöhte Leistungsfähigkeit, wenn sie auf Fleisch verzichten, was ich an mir persönlich aber ehrlich gesagt nicht beobachtet habe. Wie gesagt, ich will Dir Deine Illusionen gar nicht nehmen. Ich bin nur der Meinung, dass Du von Deinen Illusionen nicht darauf schließen solltest, wie wir Menschen uns am vernünftigsten verhalten sollten. Wenn wir uns weiterhin so verhalten wie bisher, dann verhalten wir uns bald gar nicht mehr. Das bekommen Du oder ich nicht mehr mit, aber unsere Nachfahren.
@kitty:
Du tust ja so, als ob du — wenn du ‘’nur” 300g Fleisch pro Woche essen würdest — total eingeschränkt in deinem Leben wärst. Gerade in Europa wo man sich von fast allem ernähren kann, was die Welt bietet, jammert man herum, dass man ja 10 kg Fleisch brauch pro Woche, weil man sonst ja soviel Lebensqualität einbüßt? Es ist ziemlich egoistisch nur aus Bequemlichkeit und Geschmack zu so etwas (siehe Beitrag) beizutragen. Zumal man als Mensch ja angeblich so viel intelligenter ist als ein Tier … aber wer zerstört durch sein Handeln Regenwälder und rottet Tierarten aus? … Stimmt! — Der Jaguar! (Sarkasmus) Es geht hier um die Arterhaltung und ich finde, dass das wichtiger ist, als dass jeder Deutsche auf seine gewünschte Portion Fleisch kommt. Bei mir gibt es einmal pro Woche Fleisch und das ist in Ordnung, wenn man nicht ganz drauf verzichten will. Man kann seine Energie auch aus anderen Quellen beziehen ohne ein ganzes Schwein pro Woche zu fressen. Aber vielleicht verhalte ich mich ja nur unmenschlich? …
Das mit dem Jaguar war Ironie, aber vielleicht ist Sprache nicht so deine Stärke. Biologie offensichtlich auch nicht. Allesfresser heißt: braucht alles, nicht könnte alles muss aber nicht. Meine Adoptivschwester ist Vegetarierin und kann bestätigen, dass sie weniger leistungsfähig ist, seit sie kein Fleisch mehr isst, aber ihr schmeckt es einfach nicht, also lebt sie mit der Leistungsminderung.
Noch mehr Kohlehydrate anbauen (Reis, Kartoffeln, Weizen) — super! Warum schlagt ihr nicht gleich globalen Suizid vor? Hier jetzt eine ausführliche Abhandlung über den Aufbau von Kohlehydraten, die Grundzuckerarten und die Synthese von Glucose im Körper zu schreiben, würde den Rahmen sprengen, aber Fakt ist, eine kohlehydrathaltige Nahrung macht krank, weil der menschliche Körper nicht darauf ausgelegt ist. Der Fortschritt was Ackerbau angeht ging exponentiell viel schneller, als sich der menschliche Organismus anpassen kann. Aber macht weiter mit eurer Veganer-Ideologie…
Und mal tatsächlich biologisch gesprochen: wenn der Jaguar sich nicht anpassen kann, dann stirbt er aus — Darwinismus. Überleben des bestangepasstesten. Und warum glaubt ihr überhaupt, dass es natürlich wäre, dass der Mensch an das Fortbestehen des Planeten denkt? Es gibt keinen Intelligenten Jäger!!! Wenn der Jaguar könnte, würde er heute die gesamte Herde Antilopen reißen auch wenn er dann morgen nichts mehr zu essen hat. Aber von Philosophie versteht ihr vermutlich auch nichts.
Kitty, ich kann dir nur uneingeschränkt zustimmen. Wie ich sehe, hast du dich sehr umfassend mit ausgewogener Ernährungslehre — insbesondere mit der vegetarischen und veganen — im Allgemeinen sowie der Verwertung von Nährstoffen durch den menschlichen Organismus im Besonderen befasst und bist da wissenschaftlich auf dem neuesten Stand, was deine differenzierte, objektive, mit zahlreichen sorgfältig recherchierten, wissenschaftlich fundierten Fakten untermauerte selbstkritische Ausführung belegt. Erleichtert bin ich, dass du erkannt hast, dass jede kohlenhydrathaltige Ernährung krank macht, da schon geringe Mengen Kohlenhydrate im menschlichen Körper hochgradig toxisch wirken. Dass wir überhaupt noch durch Beimengung dieser giftigen Substanzen in unseren gesunden Rinderburgern (ich sag nur: Die Brötchenlüge!) in den globalen Suizid getrieben werden dürfen, ist ein Skandal!!! Ferner ist es für den Organismus schlicht und ergreifend unmöglich, als Allesfresser die identischen Nährstoffe aus Pflanzen zu extrahieren; jeder noch so kurzfristige Verzicht auf Fleisch führt zur sofortigen, irreversiblen körperlichen und geistigen Degenartion! Schwächlinge wie Patrik Baboumian und Hohlbacken wie Albert Einstein belegen die drastischen Konsequenzen sehr anschaulich. Das erklärt auch die mangelnde Leistungsstärke und Intelligenz des Großteils der indischen Bevölkerung. Aber dank Darwinismus werden die Inder sicher aussterben, wenn sie sich nicht anpassen und weiterhin weniger als 1 kg Fleisch wöchentlich essen, geschieht ihnen recht, genau wie diesem ganzen anderen Gesocks in der dritten Welt, das sich nicht an unseren Lebensstil und unsere Zulieferindustrie anpassen will. Ich wünschte, alle Menschen hier wären so klug, selbstlos und weitsichtig wie du! Dein dich und deine hervorragende Allgemeinbildung sowie deine beispiellose Vernunft und Sozialkompetenz aufrichtig bewunderndes Fangirl.
P.S.: Überleben des bestangepasstesten — du bist die besteste, vielleicht sogar die einzigste grammatikalisch versiertestestesteste Person, von der ich im Internet je etwas gelesen habe! Ich wünschte, mein Deutsch wär auch so gut wie deins 🙁