Die frühsommerliche Presseschau… Ach nee! Halt! Es wird ja Winter! Auch wenn man davon bisher nicht wirklich viel mitbekommt. In Zürich haben sie jetzt die bange Frage gestellt: Wo ist der Winter? Fesche Eidgenossen waren für die Kampagne #dennichliebe unterwegs und haben ihren geliebten Winter gesucht. Nett anzuschauen. Ich war zugleich schockiert: Brauche ich jetzt selbst im Winter einen Badehose-tauglichen Sixpack? Dabei habe ich mich so auf Zimtsterne, Lebkuchen und Gänsebraten gefreut!
Der lange Schatten von Paris
Über das Klima wird dieser Tage nicht nur in Zürich gesprochen. Die Klimakonferenz COP21 wirft ihren langen Schatten voraus. Während meine WWF-Kollegin Regine Günther die zögerlichen finanziellen Zusagen der EU kritisiert und die Glaubwürdigkeit Europas gefährdet sieht, warnt die Weltbank vor dramatischen ökonomischen Kosten durch den Klimawandel und fordert, Paris müsse ein Erfolg werden. Seit Kopenhagen waren die Erwartungen an einen Klimagipfel nicht derart hoch und angespannt zugleich. Informationsjunkies wie mich dürfte die Ankündigung der TAZ gefreut haben, den Gipfel „journalistisch mit Herz und Verstand“ auf täglich vier Seiten zu begleiten. Ich vermute, Kollegin Ratzlaff, die ebenfalls in Paris sein wird, hat schon ein paar Ideen, wie man diese Seiten füllen kann.
Kuh der Woche: Die Palme. Das Öl. Und das Feuer.
Thema in Paris wird auch der global wachsende Hunger nach Palmöl sein — und die damit einhergehenden gravierenden Konsequenzen für Regenwälder und Weltklima. Seit Wochen erreichen uns apokalyptisch anmutende Bilder aus Indonesien. Dort wüten die schlimmsten Waldbrände seit Jahrzehnten. Dichter Rauch liegt wie ein Handtuch über dem Land, zieht bis nach Malaysia, Singapur und Thailand. Die Emissionen der Feuer sind bereits jetzt höher als der jährliche CO2-Ausstoß Deutschlands. Und Brandstifter dieser Feuersbrunst ist der Mensch. Unser Hunger nach Palmöl führt dazu, dass mit illegaler Brandrodung Platz für Plantagen gemacht wird. Simple Boykottaufrufe greifen allerdings zu kurz. Vielmehr müssen wir den oft steinigen Weg zu mehr Nachhaltigkeit gehen. Trotz aller Probleme ist Palmöl nämlich grundsätzlich kein Teufelszeug. Auf vergleichsweise geringer Fläche kann ein großer Teil des weltweiten Bedarfs an Pflanzenölen gedeckt werden und die Plantagen können Lebensgrundlage von Kleinbauern sein. Dafür muss jedoch die Herstellung ökologisch und sozial verträglicher werden. Der Weg dorthin mag nicht immer einfach sein, doch er ist möglich. Das zeigt nicht zuletzt das „Forum Nachhaltiges Palmöl“ (FONAP), das sich am 11. November in Berlin gegründet hat. Die Mitglieder, darunter Unternehmen wie die DM-Drogerie, REWE, Unilever oder EDEKA, haben Selbstverpflichtungen abgegeben. Sie verwenden nur noch zertifiziertes Palmöl (etwa RSPO) und setzen sich dafür ein, dass der Anbau vor Ort nachhaltiger wird. Palmöl mag noch ein „Schmuddelthema“ sein, mit dem man in der Kommunikation keinen Blumentopf gewinnen kann und auch nicht zum Facebook-Liebling avanciert. Umso lobenswerter, wenn einzelne Unternehmen Schritte in die richtige Richtung wagen. Mögen sie mir persönlich auch manchmal noch zu klein sein. Ein klares Bekenntnis hat auch Landwirtschaftsminister Schmidt anlässlich der FONAP-Gründung abgegeben. Im HANDELSBLATT hat er von den Unternehmen einen Importstopp für nicht-zertifizierte Ware gefordert. Hört, hört!
Best Burger of the World
Vom Palmöl gleich zum nächsten kulinarischen Aufreger: Fleisch! Nachdem sich mein zartes und verwöhntes Gourmet-Züngchen für diesen Blog schon einmal an McDonalds so-called „Bio-Burger“ McB. vergehen musste, hat es mich nicht weiter überrascht, dass der „Beste Burger der Welt“ keine Mc-Kreation ist. Vielmehr kürte die Testosteron-Schleuder die Echte-Kerle-Zeitschrift das Männermagazin GQ eine vegane Variante aus New York zum „Best Burger Alive“. Was sagen eigentlich die grillenden Speckschwarten von beef! zu dieser Entscheidung?
Sag mir, was du isst…
Der stellenweise hysterische Hype ums Essen war auch Titelthema in der vergangenen Ausgabe des STERN-Magazins. Genauso übrigens wie eine Woche zuvor im Leitartikel des SPIEGEL. Quasireligiös und verbissen werde über das Essen inzwischen gesprochen und gerichtet, so das Urteil. Unrecht haben die Autoren freilich nicht. Auch die umstrittene #Wurstgate-Empfehlung der WHO war Thema. Der Aufschrei war mir damals schon nicht verständlich. Was überrascht an der Tatsache, dass jemand der dauerhaft viel zu viel industriell verarbeitete Wurst- und Fleischwaren isst, sich nicht besonders gesundheitsbewusst ernährt? Andererseits waren es ja bisher immer die Vegetarier und Veganer, die sich fragen lassen mussten, ob das alles gesund sei, was sie da auf den Teller schaufeln. Die neue Rollenverteilung mag für die meisten Menschen ungewohnt sein, regt aber vielleicht zum Nachdenken an.
(K)ein Platz für wilde Tiere
Ein etwas schizophren anmutendes Interview hat derweil der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes Jürgen Vocke mit der FRANKENPOST geführt. Einerseits bemängelt er darin den Artenschwund in Deutschland und fordert ökologische Nischen, andererseits bekräftigt er, dass Beutegreifer wie Luchs und Wolf in Bayern nix zu suchen haben. Herzlichen Glückwunsch! So wird das nix mit der Akzeptanz von Jagd und Jägern in der breiten Öffentlichkeit! In diesem Sinne: Halali!
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