Pin­gui­ne: Was Du schon immer wis­sen wolltest


Pinguin springt aus dem Wasser
Ab in den Süden! © naturepl.com / Ben Cranke

Auf dem Weg in den Süden

Ein For­schungs­team stieß auf unbe­kann­te Kolo­nien von Esels­pin­gui­nen auf der Anders­son-Insel an der Ost­sei­te der Ant­ark­ti­schen Halb­in­sel und in einem Archi­pel an der Nord­spit­ze. So weit süd­lich hat­te man die­se Pin­gui­ne bis­her nie gefun­den. Bis­her war es in der Regi­on viel zu eisig für den Esels­pin­gu­in. Das mag posi­tiv für den Esels­pi­gu­in sein, doch gleich­zei­tig ver­lie­ren ande­re Arten wie der Kai­ser­pin­gu­in durch die dras­ti­schen Aus­wir­kun­gen der Kli­ma­kri­se in der Ant­ark­tis ihren Lebens­raum — und dro­hen, in weni­gen Jahr­zehn­ten auszusterben.

Pin­gui­ne aus dem All entdecken

Satel­li­ten­bil­der aus dem All zei­gen… Pin­gu­in-Kot! Die typi­schen, rot­brau­nen Gua­no-Fle­cken, die die Pin­gui­ne hin­ter­las­sen, wei­sen auf elf bis­her unent­deck­te Kolo­nien von Kai­ser­pin­gui­nen in der Ant­ark­tis hin.  Zwei der Kolo­nien lie­gen außer­ge­wöhn­lich weit im Inne­ren der ant­ark­ti­schen Eis­flä­che. Ins­ge­samt sind die ent­deck­ten Kolo­nien aber eher klein. Mög­lich wur­de der Fund erst durch einen neu­en Satel­li­ten mit Bil­dern höhe­rer Auf­lö­sung. Mit eini­gen hun­dert Pin­gui­nen pro Kolo­nie erhöht die Ent­de­ckung die Gesamt­po­pu­la­ti­on der Kai­ser­pin­gui­ne auf nur etwas mehr als eine hal­be Mil­li­on – bedroht von der Klimakrise.

Satellitenaufnahme der typischen, rotbraunen Guano-Flecken, die Pinguine hinterlassen, zeigen: Es gibt in der Antarktis mehr Pinguin-Kolonien als gedacht!
Hier waren Pin­gui­ne: Cha­rak­te­ris­ti­sche Gua­no-Fle­cken aus dem All © Digi­tal­Glo­be a MAXAR company

Pin­gui­ne außer­halb der Antarktis

Pin­gui­ne leben am Süd­pol, das wis­sen wir schon aus unse­ren ers­ten Kin­der­bü­chern. Das ist prak­tisch, denn so kön­nen sie nicht von Eis­bä­ren gefres­sen wer­den, die bekannt­lich am ande­ren Ende der Welt zuhau­se sind. Das mit den Eis­bä­ren stimmt, aber Pin­gui­ne leben eben längst nicht nur im ewi­gen Eis. Von den 18 heu­te noch leben­den Arten bewoh­nen mehr als die Hälf­te zumin­dest etwas wär­me­re Gefil­de. Zwerg­pin­gui­ne und Gel­bau­gen­pin­gu­in kom­men an der Süd­küs­ten Aus­tra­li­ens und Neu­see­lands vor.

Pinguine Bäume Neuseeland
Pin­gui­ne auf Bäu­men — das gibt es hier zum Bei­spiel in Neu­see­land © IMAGO Natu­re Pic­tu­re Library

Bril­len­pin­gui­ne besie­deln den Süden Afri­kas und Hum­boldt Pin­gui­ne (das Wap­pen­tier der Kre­feld Pin­gui­ne) brü­ten an der West­küs­te Süd­ame­ri­kas. Ihr Ver­brei­tungs­ge­biet reicht fast bis an den Äqua­tor. Eini­ge Exem­pla­re ihrer Ver­wand­ten, die sehr sel­te­nen Gala­pa­gos Pin­gui­ne, haben es sogar noch einen Tick wei­ter gebracht.

Wer frisst Pinguine?

Eis­bä­ren gibt es dort aller­dings auch kei­ne, wes­halb sich die Pin­gui­ne eher vor See­lö­wen, Schwert­wa­len und Hai­en in Acht neh­men soll­ten. Eini­ge fal­len auch hung­ri­gen Pott­wa­len zum Opfer, die Pin­gui­ne ger­ne mal als klei­ne zwi­schen Mahl­zeit verputzen.

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Was Pin­gui­ne fres­sen (und war­um sie häu­fig nichts mehr finden)

Ihr größ­ter Feind lau­ert aller­dings nicht in den Tie­fen des Mee­res. Es ist wie so oft der Mensch. Leer gefisch­te Mee­re sind der Grund, war­um vie­le Pin­gui­ne schlicht ver­hun­gern. Die Indus­trie­traw­ler drin­gen selbst in Ant­ark­ti­sche Gewäs­ser vor, um dort Ton­nen­wei­se Krill zu fan­gen, ein Krebs der auch zur Lieb­lings­spei­se der Kai­ser­pin­gui­ne gehört. Der Krill wird spä­ter zu Fisch­öl ver­ar­bei­tet und lan­det unter ande­rem in Ome­ga 3 hal­ti­gen Mit­tel­chen. Der gesund­heit­li­che Nut­zen die­ser Prä­pa­ra­te ist umstrit­ten, aber die explo­die­ren­de Nach­fra­ge nach Krill ist für den Krebs und die Pin­gui­ne extrem ungesund.

Ein Schwarm Kaiserpinguine bei der Jagd im Meer
Kai­ser­pin­gui­ne bei der Jagd © Natio­nal Geo­gra­phic Crea­ti­ve / Paul Nick­len / WWF

Not­falls mit Pul­li: Pin­gui­ne sind Überlebenskünstler

Unge­sund ist auch die zuneh­men­de Mee­res­ver­schmut­zung, nicht nur für Pin­gui­ne. Beson­ders extrem wird es für die Mee­res­be­woh­ner bei einer Ölpest. Meis­tens ist es ein Todes­ur­teil für Vögel, wenn sie nach einer Hava­rie in einem Öltep­pich lan­den. Das ver­schmutz­te Gefie­der ver­liert sei­ne iso­lie­ren­de Wir­kung und die Tie­re ster­ben an Unter­küh­lung. Eine Rei­ni­gung ist meist zweck­los. Bei Pin­gui­nen ist das anders. Ihr kur­zes sehr dich­tes Feder­kleid taugt zwar nicht zum Flie­gen hat aber eine beson­ders gute Iso­lier­wir­kung. Nur so kön­nen sie in den eisi­gen Tem­pe­ra­tu­ren der Ant­ark­tis über­le­ben. Auch den nur 30 Zen­ti­me­ter gro­ßen Exem­pla­ren neu­see­län­di­schen Zwerg­pin­gui­nen half die­ser Effekt, als 2011 nach dem Unter­gang eines Frach­ters ton­nen­wei­se Schwer­öl aus­trat. Die Tie­re wur­den  von Natur­schüt­zern gesäu­bert und über­gangs­wei­se in selbst­ge­strick­te Pull­over gesteckt. Frei­wil­li­ge aus aller Welt strick­ten rund 40.000 Pull­over, um die drol­li­gen Kerl­chen zu ret­ten. Mit Erfolg: Nach­dem man sie gesäu­bert und wie­der auf­ge­päp­pelt hat­te, konn­ten 300 von ihnen wie­der in die Frei­heit ent­las­sen werden.

Spreng­stoff und Dün­ger: Guano

Irgend­wann im 19. Jahr­hun­derts ent­deck­te man, dass Gua­no, eine Mischung aus Vogel­ka­cke und kalk­hal­ti­gem Gestein, ein extrem guter Dün­ger ist. Ein Stoff, der sich noch dazu zur Spreng­stoff­her­stel­lung eig­ne­te. Ins­be­son­de­re für die Hum­boldt Pin­gui­ne war das kei­ne beson­ders erfreu­li­che Ent­de­ckung. Denn sie gra­ben ihre Brut­höh­len in die Gua­no Abla­ge­run­gen an der süd­ame­ri­ka­ni­schen Küs­te.  Gua­no war zeit­wei­se neben Zucker, Rum und Baum­wol­le eines der wich­tigs­ten Export­gü­ter Süd­ame­ri­kas. Durch den exzes­si­ven Raub­bau ver­lo­ren die Vögel gro­ße Tei­le ihrer Brut­plät­ze, was zwangs­läu­fig zu einem star­ken Rück­gang der Popu­la­ti­on führte.

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Rup­pi­ger Sex

Men­schen lie­ben Pin­gui­ne. Die tap­si­gen Vögeln erfreu­en sich unge­wöhn­lich gro­ßer Beliebt­heit als Wer­be­trä­ger, Ver­eins­mas­kott­chen und Lein­wand­stars mit Human-Touch-Fak­tor. Wenn in einem Zoo ein schwu­les Pin­guin­pär­chen ein Ei adop­tiert, fie­bern Zoo­fans mit und bewun­dern die für­sorg­li­chen Vogel­el­tern.  Nicht ganz jugend­frei ist aller­dings das manch­mal ein wenig exzes­si­ve Sexu­al­le­ben der Ade­lie­pin­gui­ne. Weil die Fort­pflan­zungs­zeit wegen der extre­men Wet­ter­be­din­gun­gen extrem kurz ist, sind die Vögel bei der Part­ner­wahl nicht zim­per­lich. Erst­mals beob­ach­tet wur­den das von Charles Levick auf einer Ant­ark­tis­ex­pe­di­ti­on 1911. Nekro­phi­lie und Grup­pen­ver­ge­wal­ti­gun­gen unter den Ade­lies waren dort offen­bar kei­ne Sel­ten­heit. Der eng­li­sche Bio­lo­ge war von sei­nen Beob­ach­tun­gen so geschockt, dass er sei­nen Auf­zeich­nun­gen in Grie­chisch ver­fass­te, damit sie nur für Wis­sen­schaft­ler ver­ständ­lich waren.

Esel Pinguine Rücken an Rücken
Die Schei­dungs­ra­te unter Pin­gui­nen ist hoch — auch bei die­sem Paar Esels­pin­gui­ne scheint es Ärger zu geben © Chris John­son / WWF-Aus

Mono­ga­mie ist relativ

All­zu weit her ist es wohl auch nicht mit der oft beschrie­be­nen Treue der Pin­gui­ne. Was im Zoo man­gels Alter­na­ti­ven rela­tiv gut funk­tio­niert, gestal­tet sich in rie­si­gen Kolo­nien mit manch­mal meh­re­ren Hun­dert­tau­sen­den Tie­ren doch oft eher schwie­rig. Die Part­ner fin­den sich nach den kur­zen Som­mern zwar wie­der in den Brut­ge­bie­ten ein, ob sich die Part­ner des Vor­jah­res recht­zei­tig wie­der­fin­den ist kei­nes­falls gesi­chert. Die Schei­dungs­ra­te bei Kai­ser­pin­gui­nen schätzt Pin­gu­in Exper­ten Kle­mens Pütz von Jahr zu Jahr auf rund 80 Pro­zent (und damit mehrt als bei uns Men­schen.) Sprich: Lebens­lan­ge Treue ist bei ihnen wohl eher die Ausnahme.

Pin­gui­ne am Nordpol?

Pin­gui­ne am Nord­pol? Obwohl Pin­gui­ne natür­lich zum größ­ten Teil auf der Süd­halb­ku­gel zuhau­se sind, gab es im hohen Nor­den schon mal eine Art Ver­wand­ten: Der Rie­sen­alk, ein 80 Zen­ti­me­ter gro­ßer flug­un­fä­hi­ger Vogel. Er wur­de aller­dings von Wil­de­rern aus­ge­rot­tet, bevor die Bio­lo­gen  sei­ne Vet­tern im Süden über­haupt ent­deckt und beschrie­ben hat­ten. Aber immer­hin als Tauf­pa­te stand er noch zur Ver­fü­gung. Auf Latei­nisch heißt der Rie­sen­alk (Pin­gui­nus impennis).

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