2900 verschiedene wild lebende Tier-und Pflanzenarten – auf einem laufenden Landwirtschaftsbetrieb: Ja, das geht! Darunter sind allein 206 Vogelarten. Das sind fast alle Agrarvögel, die man in Deutschland finden kann — mit dabei auch sehr viele seltene Exemplare.
Der Hof, von dem ich spreche, ist das Gut Klepelshagen der Deutschen Wildtierstiftung in Mecklenburg-Vorpommern. Wirtschaften mit der Natur ist hier das Motto. Und weil das den Zielen aus unserem Modellprojekt Landwirtschaft für Artenvielfalt entspricht, habe ich mir diesen „wilden“ Betrieb einmal angesehen.
Wildtiere auf einem landwirtschaftlichen Betrieb
Auch ganz besondere Arten wie der Fisch- und der Seeadler fühlen sich heimisch auf Gut Klepelshagen. Außerdem viele Arten, die auf der sogenannten Roten Liste stehen, also bedroht sind – zum Beispiel die Ackerlichtnelke oder die Trauerseeschwalbe. Die Mitarbeiter hier machen sich Gedanken, wie Wildtiere ihren Platz auch auf einem landwirtschaftlichen Betrieb finden können, und es gibt einen eigens dafür eingestellten Naturschützer auf dem Gut. Die Maßnahmen haben offensichtlich Erfolg: 2900 Arten sind richtig viel.
Gut Klepelshagen
Damit ihr euch das besser vorstellen könnt: Das Gut Klepelshagen ist ein 2000 Hektar großer Bioland zertifizierter Betrieb mit Acker, Grünland und Forst. Manche werden vielleicht einen Lupinen-Aufstrich aus dem Biomarkt kennen — hier wachsen die Lupinen dafür! Außerdem gibt es Rinderhaltung und sogar den Anbau von Gerste für Bier.
Das Wild bekommt seinen eigenen Teller
Reich gedeckter Tisch für das Wild © Markus Wolter, WWFDamit Wildtiere wie Rehe, Hirsche und Wildschweine nicht den Acker stürmen, bekommen sie auf Gut Klepelshagen sozusagen ihr eigenes Gedeck: Zwischen dem Ackerland und dem Wald haben die Mitarbeiter Weideflächen, sogenannte Äsungsflächen angelegt. Hier wachsen Buchweizen, Phacelia und Sonnenblumen, das lieben vor allem Rehe und Hirsche. Für die Bienen wurden auf Gut Klepelshagen am Rande einiger Ackerflächen Blühstreifen angelegt. Und das sind nur zwei Beispiele an Naturschutzmaßnahmen auf dem Betrieb.
Der Fairness halber muss ich erwähnen, dass es sich hierbei um eine Stiftung handelt, also nicht immer maximaler Gewinn erzielt werden muss. Denn bei aller Produktion auch noch derartige Maßnahmen umzusetzen, ist nicht immer leicht und vor allem nicht billig. Trotzdem denke ich, dass in Zukunft auch andere Höfe Landwirtschaft und Naturschutz miteinander verbinden können, um damit dem dramatischen Rückgang unserer Artenvielfalt in landwirtschaftlich genutzten Räumen entgegenzuwirken.
Auch die Schönheit ist schützenswert!
Besonders begeistert hat mich bei meinem Besuch die Schönheit der Natur und die vielen Versuche, Lebensräume auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen zu schaffen, um auch den Wildtieren Raum zu geben.
Auf Gut Klepelshagen kann man erleben, warum Natur schützenswert ist und dass Landwirtschaft und Naturschutz an einem Strang ziehen können.
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