Von Fleisch­re­kor­den und Antibiotika


Neuer Rekord in der Fleischproduktion. Alles super? © iStock / Getty Images
Neuer Rekord in der Fleischproduktion. Alles super? © iStock / Getty Images

Deutsch­lands Schlacht­hö­fe haben Hoch­kon­junk­tur. Im ers­ten Halb­jahr 2015 wur­den hier­zu­lan­de ins­ge­samt 4,07 Mil­lio­nen Ton­nen Fleisch erzeugt — so viel wie nie zuvor. Das sind 30 Mil­lio­nen geschlach­te­te Tie­re, zum Groß­teil Schwei­ne, Rin­der und Hüh­ner. Sind die­se Rekord­zah­len ein Grund zum Jubeln? Eher im Gegenteil.

Das Land­wir­schafts­por­tal Topagrar.com zeig­te auf sei­ner Start­sei­te heu­te wahr­schein­lich recht unfrei­wil­lig, was der­zeit schief läuft. Direkt unter der Mel­dung zum Rekord­schlach­ten gibt es einen wei­te­ren, inter­es­san­ten Bei­trag. Dar­in wird nach Ursa­chen für die hohe Anti­bio­ti­ka-Belas­tung im nie­der­säch­si­schen Grund­was­ser gesucht.

Was sind Antibiotika?

“Anti­bio­ti­ka im enge­ren Sin­ne sind Natur­stof­fe, die zum Bei­spiel von Bak­te­ri­en, Pil­zen, Flech­ten und Moo­sen zur „Selbst­ver­tei­di­gung“ gebil­det wer­den. Das Wir­kungs­spek­trum der Anti­bio­ti­ka umfasst fast aus­schließ­lich Bak­te­ri­en. Sie besit­zen kei­ne Wirk­sam­keit gegen Viren.” 
Antibiotika Abgabemengen 2014 © Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
Anti­bio­ti­ka Abga­be­men­gen 2014 © Bun­des­amt für Ver­brau­cher­schutz und Lebens­mit­tel­si­cher­heit (BVL)

Anti­bio­ti­ka für den Fleischrekord

Ohne die Inten­siv­tier­hal­tung wäre es nicht mög­lich, so viel Fleisch zu pro­du­zie­ren. Mehr Tie­re auf weni­ger Flä­che, das führt zu einer höhe­ren Anfäl­lig­keit für Krankheiten.

Daher wer­den vor allem Schwei­nen, Geflü­gel und Käl­bern Anti­bio­ti­ka ver­ab­reicht, um Ein­zel­tie­re, Grup­pen oder sogar Bestän­de im Krank­heits­fall früh­zei­tig zu behan­deln. Dass Fleisch, Eier und Milch mög­lichst kei­ne Krank­heits­er­re­ger ent­hal­ten sol­len und kran­ke Tie­re behan­delt wer­den müs­sen, ver­steht sich von selbst. Der Ein­satz von Arz­nei­mit­teln ist oft­mals unum­gäng­lich.  Tritt ein Krank­heits­fall auf, wer­den alle Tie­re “meta­phy­lak­tisch” behan­delt. Das bedeu­tet, alle Tie­re eines Bestan­des bekom­men die glei­chen Anti­bio­ti­ka, um ein Aus­brei­ten auf den gesam­ten Bestand zu ver­hin­dern. Der Groß­teil davon wird ein­fach aus­ge­schie­den und lan­det somit als Gül­le wie­der in der Umwelt. Anti­bio­ti­ka konn­ten bis­lang in Klär­schlamm, Seen und Flüs­sen sogar in Lebens­mit­tel wie im Getrei­de nach­ge­wie­sen werden.

Fleisch für den Export

Das Umwelt­bun­des­amt unter­sucht seit 2011, ob die Anti­bio­ti­ka in das Grund­was­ser gelan­gen und gibt grund­sätz­lich eine Ent­war­nung. Aller­dings wur­den in Nie­der­sach­sen in drei unter­such­ten Land­krei­sen (Clop­pen­burg, Vech­ta, Ems­land) die Grenz­wer­te deut­lich über­schrit­ten. Die­se Fund­or­te befin­den sich ver­mut­lich nicht zufäl­lig mit­ten im Epi­zen­trum der deut­schen Fleisch­in­dus­trie (auf der Kar­te dun­kel­rot eingefärbt).

Wir erzeu­gen Fleisch in immer grö­ße­ren Men­gen, die in Deutsch­land trotz des hohen Kon­sum­ni­veaus hier schon lan­ge nicht mehr ver­zehrt wer­den kön­nen. Gro­ße Men­gen wer­den ins Aus­land ver­kauft. Export ist doch pri­ma, wir sind doch bekannt als Exportweltmeister!

Die Fol­gen des deut­schen Fleisch-Rekords:

Wir impor­tie­ren nach wie vor sehr hohe Men­gen gen­tech­nisch ver­än­der­tes Soja aus Süd­ame­ri­ka. Dar­un­ter lei­den die Savan­nen und Wäl­der in Bra­si­li­en, Argen­ti­ni­en oder Para­gu­ay. Zugleich stellt der pro­ble­ma­tisch hohe Anti­bio­ti­ka­ein­satz in der Nutz­tier­hal­tung ein gesund­heit­li­ches Risi­ko dar.

Dabei ist es abso­lut wider­sin­nig, die Welt mit deut­schem Fleisch zu ver­sor­gen zu wol­len. Wir hal­ten hier immer mehr Tie­re, die immer mehr Fut­ter benö­ti­gen. Die Gül­le bleibt hier und über ein Fünf­tel des Flei­sches geht davon in den Export. Unter die­ser Maß­ga­be lei­den nicht nur die Natur, son­dern auch die Land­wir­te hier­zu­lan­de, da sie für immer mehr Fleisch, das sie pro­du­zie­ren immer weni­ger Geld erhal­ten und nicht nach­hal­tig wirt­schaf­ten können.

Weni­ger, aber bes­se­res Fleisch

Anstatt auf Mas­se soll­te der Fokus bei der Fleisch­pro­duk­ti­on auf Nach­hal­tig­keit und Qua­li­tät gelegt wer­den. Das ist im Sin­ne der Ver­brau­cher, der Land­wir­te, der Öko­sys­te­me und nicht zuletzt auch der Nutztiere.

Ein­kaufs­rat­ge­ber Fleisch & Wurst:

Um euch dabei zu hel­fen zu erken­nen wel­che Fleisch- und Wurst­wa­ren bes­ser oder schlech­ter für unse­re Umwelt sind, haben wir den Fleisch­rat­ge­ber ver­öf­fent­licht.

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1 Kommentar

  1. 6. August 2015
    Antworten

    Bewuss­ter Kon­sum wäre ein Anfang!

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