Silke liebt Müll! Ja, so sagt sie das auch von sich selbst. Beim WWF beschäftigt sie sich aber vor allem damit, wie wir Abfall vermeiden können. Deshalb — bitte verzeih uns das Wortspiel — dreht sich in ihrer Arbeit alles um das Thema Kreislaufwirtschaft. Was das genau ist und warum sie ihren Schreibtisch gern auch gegen norwegische Fjorde tauscht – das erzählt euch Silke am besten selbst.
Ich hab mich schon immer für das Thema Nachhaltigkeit interessiert. Bereits meine Eltern haben mir einen nachhaltigeren Lebensstil mitgegeben: Wasser sparen, Bio-Gemüse aus dem eigenen Garten essen und die Solaranlage ist längst auf dem Dach installiert. Nach dem Wirtschaftsstudium hab ich mich im Master ganz gezielt mit Umweltmanagement befasst und konnte so einen breiten Einblick in verschiedene Bereiche bekommen. Mein Herz hing aber – und das tut es noch immer – am Müll! So bin ich dann auch beruflich im Abfallmanagement gelandet: Stoffströme analysieren, Städte und Unternehmen zu besserer Kompostierung oder effizienterem Recycling beraten und herausfinden, was wir noch alles aus den Reststoffen herausholen können.
Wie ich zum WWF kam
Das Problem ist natürlich, dass die Produkte überhaupt erst zu Müll werden. Denn mit besserem Abfallmanagement können wir nur bis zu einem bestimmten Grad etwas erreichen. Wenn wir wirklich unsere Klimaziele erreichen, kritische Ressourcen schonen und innerhalb der planetaren Grenzen wirtschaften wollen, dann müssen wir schon früher ansetzen: bei der Circular Economy, der Kreislaufwirtschaft. Als sich die Möglichkeit ergab, beim WWF ein Projekt zu zirkulären Maßnahmen im Gebäudesektor zu begleiten, hab ich mich natürlich sofort beworben. Und anscheinend war nicht nur meine Begeisterung für das Thema groß genug, sondern auch meine Expertise. Denn seit zweieinhalb Jahren bin ich nun beim WWF und unterstütze das Circular Economy Team.
Was ich hier genau mache
Der Gebäudesektor stand lange Zeit im Schatten. Während Verpackungsmüll und Flugreisen regelmäßig für Aufregung in der breiten Bevölkerung sorgen, ist vielen nicht klar, dass Gebäude- und Bausektor für gut 40 Prozent der jährlichen Emissionen und über die Hälfte der Abfallmenge in Deutschland verantwortlich sind. Ein massives Problem, aber auch eine riesige Chance für den Wandel.
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An oberster Stelle der Circular Economy steht ja immer die Vermeidung. Gleichzeitig müssen wir Produkte möglichst lange intensiv nutzen. Im Gebäudesektor heißt das ganz einfach: Der beste Neubau ist kein Neubau. Wir müssen den Gebäudebestand, den wir bereits haben, so lange wie möglich erhalten, weiter- und umnutzen. Statt einfach abzureißen, müssen wir Gebäude selektiv rückbauen, um so viele Baustoffe wie möglich wiederverwenden zu können. Und wir müssen so bauen, dass von Anfang an alles dokumentiert, modular und am Ende wieder gut trennbar ist.
Was jede:r einzelne von uns tun kann
Wer gerade seine Wohnsituation überdenkt, sollte vielleicht mal überlegen, ob es unbedingt ein Einfamilienhaus im Grünen sein muss. In Deutschland leben wir im Schnitt auf viel zu großer Fläche. Jeden Tag werden in Deutschland gut 40 Hektar Land neu für den Gebäudebau ausgewiesen. Das sind 56 Fußballfelder – jeden Tag! Gleichzeitig steigt auch die durchschnittliche Wohnfläche in Deutschland seit Jahren immer weiter an. Wer also mit mehreren Menschen eine Wohnung teilt, leistet hier schon mal einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung. Wer dann noch Elektroprodukte oder Klamotten lange nutzt oder schon direkt gebraucht oder wiederaufbereitet kauft, lebt schon ein gutes Stück zirkulärer.
Warum mein Job so besonders für mich ist
Neben meinem Faible für das Thema Müll, genieße ich es in einer Organisation zu arbeiten, die so sehr mit meinen persönlichen Werten übereinstimmt. Da fällt es nicht schwer, die WWF-Positionen auch nach Außen zu vertreten. Besonders spannend finde ich die Bandbreite, die der WWF abdeckt. Wer kann schon von sich behaupten in einer Organisation zu arbeiten, die eine Insektenabteilung hat? Ich bin immer wieder fasziniert davon, wo wir überall in der Welt tätig sind und welchen Impact auch unsere Arbeit hier in Deutschland auf globale Lieferketten hat.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!Zu guter Letzt bietet der WWF auch noch tolle Möglichkeiten rund um den normalen Job. Ich durfte z.B. schon mehrmals beim Berliner (Halb-)Marathon hinter die Kulissen schauen und die Einführung von Mehrwegoptionen begleiten. Und – für mich ein absolutes Highlight – es gibt die WWF Camps! Der WWF unterhält eine ganze Abteilung zur Jugendarbeit, in die ich letztes Jahr hineinschnuppern durfte. Die Abteilung organisiert u.a. dutzende Kinder- und Jugendcamps für die nächste Generation von Umweltschützer:innen.
Neben pädagogischem Fachpersonal bekam ich als WWF-Mitarbeitende die Gelegenheit, das Wandertrekking-Camp in Norwegen zu begleiten. Zusammen mit 19 Jugendlichen und insgesamt vier Betreuer:innen sind wir fünf Tage durch die arktische Wildnis der Hardangervidda gewandert. Wir konnten unglaubliche Natur bestaunen und die Auswirkungen der Klimakrise auf diese Landschaft live vor Ort erleben!
Gleichzeitig haben wir uns mit den Jugendlichen zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausgetauscht. So konnte ich einen Vortrag zu – klar: Circular Economy halten – unmittelbar neben einem rauschenden Fluss im Fjord! Eine Erfahrung, die ich nicht mehr vergessen werde. Deshalb geht es auch dieses Jahr für mich wieder in ein WWF-Camp: Zusammen mit Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren werden wir nachhaltige Bautechniken kennenlernen und etwas Tolles aus Resten vom Wertstoffhof basteln. Upcycling genau nach meinem Geschmack!
Silke hat euer Interesse geweckt und jetzt wollt ihr auch Teil der Panda-Familie werden? Auf unserer Karriereseite findet ihr viele offene Stellen. Wir freuen uns auf euch!
Sehr geehrte Frau Silke Küstner,
habe Ihre Bericht mit Begeisterung gelesen. Natürlich ist die Vermeidung von Müll der erste Schritt. Aber was ist mit dem Müll der sich nicht vermeiden lässt und als Reststoff abtransportiert werden muss. Ein Beispiel ist die Fa. Edeka. Aber in Deutschland gibt es hunderte davon.
Die Fa. Edeka hat 11400 Niederlassungen allein in Deutschland, dort stehen meist standardisierte offene luftbeladenen 40 m³ Container. Wegen der locker, raumgreifenden, luftbeladenen Beladung müssen diese Container ständig entleert werden. Dadurch entstehen unnötig enorm viele Klimagase und die Straßen werden durch den Schwerlastverkehr belastet. Wie man das ändern kann, zeigen meine Videos und Präsentationen. Ziel meiner Idee ist es:
Großvolumige Mengen von Abfallstoffen auf ein Minus ihrer ursprünglichen Menge so effizient zu reduzieren, dass sie sich umweltfreundlich, kostengünstig und schnell entsorgen. https://docs.google.com/presentation/d/1DzAdYYePIgbMnIFK2HUgYLlenbI0d74HsDDhw7Dj0Z0/edit?usp=sharing
https://youtu.be/JcT0R5gJVoc
https://youtu.be/mQKNKn-7GwE
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir eine Antwort zukommen lassen.
Mit freundlichem Gruß
EwaldWagner