Sie wirken wie einem Science-Fiction Film entsprungen, leben unter extremen Bedingungen zwischen Land und Meer und haben trotz ihrer zarten Erscheinung erstaunliche Kräfte: Mangroven. Diese salztoleranten, immergrünen Baum- und Straucharten, die an tropischen und subtropischen Küstenlinien und Flussmündungen vorkommen, bilden ein eigenes Ökosystem – die Lebensgrundlage für hunderte Arten und Millionen von Menschen.
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Perfekt angepasst
Das vermutlich bekannteste Merkmal vieler Mangrovenarten sind deren eindrücklich ausgeprägte Stelzwurzeln, mit denen die Pflanzen wie auf einem Gerüst über der (Wasser-)Oberfläche zu schweben scheinen. Tatsächlich bilden die markanten Wurzeln nicht nur das buchstäbliche Fundament eines Mangrovenwaldes. Sie haben auch die besondere Fähigkeit, Sauerstoff aufzunehmen. Somit können Mangroven in den schlammigen, sauerstoffarmen Sedimenten von Küsten und Flussmündungen gedeihen.

Weiteres Indiz ihrer perfekten Anpassung an einen extremen Lebensraum zwischen Hitze und Gezeiten ist ihre hohe Salztoleranz. Manche Mangrovenarten verfügen sogar über Salzdrüsen in ihren immergrünen Blättern. Dadurch sind sie in der Lage, das Wasser zu filtern und überschüssiges Salz einfach wieder auszuscheiden.
Nature Based Solutions
Nature Based Solutions, also naturbasierte Lösungen, bezeichnen Maßnahmen des Schutzes, der nachhaltigen Bewirtschaftung und der Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme, um damit gesellschaftlichen Herausforderungen und nicht zuletzt der globalen Klimakrise zu begegnen. Indikator von Nature Based Solutions sind ihre diversen positiven Auswirkungen auf die Artenvielfalt, den Menschen und das Klima. Hierfür gelten Mangrovenwälder als DAS Paradebeispiel!
Mangroven retten Leben
Unzählige Tiere leben von und mit dem Ökosystem der Mangroven, darunter auch 341 Arten, die international bedroht sind – vom kleinen Seepferdchen bis zum majestätischen Tiger. Die Wurzeln im Wasser fungieren einerseits wie ein Wasserfilter und reduzieren den Schadstoffanteil, andererseits dienen sie Tausenden Fischen und Krebstieren als Unterschlupf und Kinderstube.

Die Wurzeln lagern darüber hinaus Sediment an, was zur Befestigung von Küstenlinien beiträgt und maßgeblichen Einfluss auf Wellen und Überschwemmungen nehmen kann. Beispielsweise hat ein 100 Meter breiter Mangrovengürtel die Fähigkeit, die Höhe von Wellen um ganze zwei Drittel zu reduzieren. Verglichen mit künstlich errichteten Wellenbrechern ist die Wiederaufforstung von Mangrovenwäldern bis zu fünf Mal kosteneffizienter. Das macht Mangroven zu unmittelbaren Lebensrettern.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!Auch im langfristigen Kampf gegen die Klimakrise können Mangrovenwälder erstaunliches leisten. Sie binden im Schnitt drei bis fünf Mal mehr CO2 als Tropenwälder an Land. Ein 10 Kilometer großes Mangrovengebiet speichert die gleiche Menge an CO2, wie ein 50 Kilometer großes Waldgebiet in den Tropen.

Außerdem profitieren die Menschen vor Ort direkt von den wertvollen Ressourcen des Ökosystems. In den Küstenregionen leben viele Familien von der Fischerei. Zudem wird Mangrovenholz aufgrund seiner Dichte als Brenn- und Bausubstanz sehr geschätzt. Nicht zuletzt der nachhaltige Tourismus wird beflügelt durch mittlerweile etwa 4.000 Angebote rund um Mangrovenwälder, die es als Naturparadiese zu entdecken gilt.
Risikofaktor Mensch
Wie die meisten Wälder leiden auch Mangroven unter unserem menschlichen Einfluss. Bis heute wurden bereits rund 40 Prozent des weltweiten Mangrovenbestands zerstört. Hauptgründe neben der Abholzung für Brenn- und Bauholz sind vor allem die Entwaldung für Aquakultur, den Neubau von Infrastruktur wie Häfen, Pipelines und Hotels und ebenso die konventionelle Landwirtschaft. Neben diesen direkten Auswirkungen wirkt auch die steigende Umweltverschmutzung durch Abwässer und Müll an den Küsten als zusätzlicher Stressfaktor auf die Mangrovenwälder.
Retten wir die Mangroven!
„Save Our Mangroves Now!“ – das ist der Leitspruch und Name für unsere Initiative zum Schutz von Mangroven. Gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung machen wir uns mit einem internationalen Bündnis bestehend aus dem WWF, der Naturschutzunion IUCN und der Nichtregierungsorganisation Wetlands International für den Erhalt und die Wiederaufforstung von Mangroven stark. Unsere Fokusregion ist dabei der Westindische Ozean, genauer die Länder Kenia, Mosambik, Madagaskar und Tansania.
Hier setzten wir uns gemeinsam mit den vor Ort lebenden Menschen für nachhaltiges Mangrovenmanagement und Wissensvermittlung ein – sowohl bei lokalen Gemeinden als auch überregional in Politik und Wirtschaft. Wir kämpfen dafür, dass Mangrovenwälder nicht nur zum internationalen Tag der Mangroven als die Klimahelden bedacht werden, die sie sind. Unser Ziel ist es, Mangroven offiziell und permanent in wichtigen internationalen Regularien wie z.B. dem Pariser Klimaabkommen zu verankern – zum langfristigen Schutz von Mensch und Natur.
P.S.: Wenn auch ihr etwas zum Schutz der Mangroven beitragen wollt, achtet beim nächsten Einkauf auf das Bio-Siegel.
Mehr über unsere Initiative erfahrt ihr hier.
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