Für Fisch begann das Jahrtausend mit einem Rückschlag. Die Reform der gemeinsamen Europäischen Fischereipolitik verfehlte zentrale Anliegen des Naturschutzes, wie den Abbau der überdimensionierten europäischen Fangflotte. Viele kommerziell genutzte Fischbestände sanken auf ein Rekordtief. Die Fischereiministerien der EU-Länder missachteten systematisch die wissenschaftlichen Empfehlungen zur Höhe der Fangquoten. Der Raubbau an den Meeren ging fast ungezügelt weiter.
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Der WWF entschloss sich stärkeren Fokus auf den Verbraucher zu legen. Der WWF Fischratgeber wurde ins Leben gerufen. Ein kleines Heft, das es inzwischen auch als Website und App gibt. Die beliebtesten Speisefische sind darin in einem Ampelsystem einordnet. Nach einem Workshop mit deutschen Einzelhändlern sprach EDEKA den WWF an: „Wir wollen was tun“. Es begann ein Dialog, der im Jahr 2009 in einer Partnerschaft für nachhaltigen Fisch und Meeresfrüchte mündete.
Warum EDEKA einen Hebel hat
Aber was kann ein Lebensmitteleinzelhändler für das Meer tun? Einiges. EDEKA hat mit 12.000 Geschäften einen starken Hebel, um den Markt zu verändern. Der zentrale Baustein der Partnerschaft ist für uns die Arbeit an den EDEKA-Eigenmarken. Das hat zwei Gründe: Erstens sind die Eigenmarken bei den Kunden immer beliebter. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat für 2017 einen Marktanteil von mehr als einem Drittel für die Eigenmarkenprodukte deutscher Supermärkte errechnet. Bei Bio ist es sogar fast die Hälfte. Zweitens haben die Supermärkte hier natürlich viel größeren Einfluss auf diese Produkte. In unserem Fall also auf die Herkunft des Fischs.
Das Beispiel Fischstäbchen
Eigenmarken sind in unserem Bereich Fluch und Segen zugleich. Der Markt ist an dieser Stelle sehr wettbewerbsorientiert. Es gibt einen hohen Preisdruck. Das kann natürlich zum Hindernis werden, wenn man versucht nachhaltigeren Fisch einzusetzen. Der ist in der Regel erst einmal teurer.
Andererseits kann der Wettbewerb auch hilfreich sein. Wenn ein Supermarkt ein Umweltsiegel auf seinem Produkt hat, ziehen die anderen oft nach. So geschah es etwa mit den Fischstäbchen, die zu den ersten Produkten gehörten, die im Rahmen der Partnerschaft umgestellt wurden. Kurz nachdem EDEKA das blaue MSC Siegel auf der Packung hatte, zogen andere Wettbewerber nach. Versucht heute mal ein Fischstäbchen ohne MSC Siegel zu finden! Das ist praktisch unmöglich.
Zertifizierter Fisch verzehnfacht!
In den ersten Jahren der Partnerschaft nahm auch die Bekanntheit des MSC Siegels bei den deutschen Verbrauchern immer mehr zu. Der Marktanteil zertifizierter Fischprodukte lag 2007 bei 4,5 Prozent. Inzwischen hat er sich mehr als verzehnfacht. Deutschland ist heute mit Abstand der wichtigste Markt für den Umweltstandard. Hierzulande sind doppelt so viele Produkte beim MSC registriert wie im zweitwichtigsten Markt Frankreich.
Wo soll der Fisch herkommen?
Nach zehn Jahren Partnerschaft gibt es natürlich auch viele neue Themen an denen wir arbeiten. Heute gibt es zum Beispiel kaum noch Fischbestände, die man noch stärker befischen könnte. Die Nachfrage nach Fisch steigt aber trotzdem. Deshalb kommen immer mehr Fischprodukte aus Zuchten auf den Markt.
Wir Deutschen mögen vor allem Lachs und Garnelen. Für den Umweltschutz stellen sich hier ganz andere Fragen. Zum Beispiel: Womit wird der Zuchtfisch gefüttert? Für Raubfische wie den Lachs muss Wildfisch gefangen werden, was die Meere zusätzlich belastet. Pflanzliche Anteile des Fischfutters stammen oft aus Südamerika und können dort im schlimmsten Fall der Rodung des Regenwaldes Vorschub leisten. Shrimp Farmen gibt es in tropischen Ländern Asiens und Südamerikas. Hier ist es unter anderem wichtig darauf zu achten, dass keine Mangroven für die Farmen abgeholzt werden, denn diese bieten Lebensraum für unzählige Arten und bieten zudem einen hervorragenden Küstenschutz. Andererseits sind Fische sehr gute Futterverwerter. Sie brauchen weniger davon als Schweine und Rinder, deshalb haben selbst Zuchtfische oft eine bessere Ökobilanz. Für das Klima ist das Fischbrötchen eben oft besser als der Hamburger.
Neue Wege in der Aquakultur
Gerade in der Aquakultur gibt es aber auch spannende Entwicklungen, die wir aufmerksam verfolgen. Dazu zählen Insektenlarven die sich von Lebensmittelresten ernähren. Diese Larven können dann als Futter für Zander oder Forellen eingesetzt werden. Unsere Nachbarn in Holland arbeiten an Fischfutter aus Algen, die wertvolle omega-3-Fettsäuren produzieren und damit den Lachs nicht nur lecker sondern auch gesund machen. Mit ihrer Hilfe könnte der Anteil von Wildfisch im Futter deutlich gesenkt werden. In der Partnerschaft haben wir uns zum Ziel gesetzt, ein Aquakulturprojekt zu unterstützen, um neue Ansätze zu fördern. Auch im Wildfischbereich sollen nachhaltige Methoden gefördert werden.
Es begann alles mit Fisch. Jetzt ist es viel, viel mehr geworden. Wir haben schon eine Menge erreicht. Aber natürlich arbeiten wir weiter mit Hochdruck an einem Happy End für Scholle Lachs und Hering.
Hallo,
das ist ein interessanter Beitrag. Nachhaltiger Fisch sowie nachhaltige Meeresfrüchte sind definitiv wichtig für den Umweltschutz.
Freundliche Grüße
Ein wirklich interessanter Beitrag. Ich finde es sehr wichtig, dass über etwas berichtet wird was bereits gut funktioniert um darauf aufzubauen. Nebenbei auch ein sehr gut geschriebener Artikel!