Fast eine Woche im Camp und Thorsten wartet noch auf seine Fotos vom Schneeleoparden in freier Wildbahn. Unermüdlich schleppt er seine Ausrüstung durch die Gegend, mal laut zeternd, mal schicksalsergeben. Er sieht seine große Chance in dem gerissenen Schaf weiter südlich. Schneeleoparden kehren immer wieder zurück, so lange von ihrem Opfer noch etwas übrig ist. Die Biologen haben um den Riss herum vier Fallen aufgestellt. Vielleicht…
Markus und ich besuchen eine ganze Reihe von WWF unterstützten Projekten, die helfen, dass Mensch und Schneeleopard zusammen leben können, möglichst ohne sich gegenseitig zu schaden. Das Hauptproblem, kurz gefasst: Die Herden werden immer größer, die Weiden werden aber durch permanentes „Overgrazing“ immer schlechter. Dazu kommt der Klimawandel: Kein Land hat sich in den letzten 70 Jahren so stark aufgeheizt wie die Mongolei, das zwei Grad Ziel ist hier schon überschritten. Zusammen führt dies zu fortschreitender Wüstenbildung. Die Hirten suchen ihren Schafen daher neue Weiden und verschieben diese immer weiter in die Berge – dort wo der Schneeleopard lebt. Schneeleoparden finden in den Herden leichte Beute – und haben in den Hirten neue Todfeinde.
Das Töten bringt Unglück
Das Töten eines Schneeleoparden ist im Volksglauben der Mongolen zum Glück ein Tabu. Es gibt eine ganze Reihe von Redensarten. Wer den Geist der Berge jagt, auf den wird ein schwarzer Schatten fallen. Diese alte Weisheit muss der WWF wieder mit Leben füllen.
Der WWF stößt eine Fülle von Initiativen an und unterstützt diese in der Anfangsphase mit Know How und Geld. Idealerweise funktionieren sie in einer späteren Phase ohne unsere Unterstützung. Chimde berichtet von 144 Community Based Organisations (CBOs) allein in der Westmongolei. Wir fahren zu einer von ihnen, an den Chaar Us Nuur — der See, der dem Nationalpark seinen Namen gibt.
Das kleine Wunder
Wir kennen es inzwischen, es bleibt aber doch ein kleines Wunder: Wir rattern über Stunden scheinbar planlos durch weglose Natur und kommen punktgenau an einem Ger im scheinbaren Nichts an. Die Kinder der Hirtenfamilie spielen auf dem halbzugefrorenen, riesigen See. Das Eis quietscht und singt, vom Wind zusammengeschoben kollidieren die einzelnen Schollen immer wieder miteinander. Wir werden ins Ger hineingebeten. Wie immer gibt es Buttertee, gesalzen. Dazu getrockneten Quark, dann kommt eine Schüssel gekochtes Schafsfleisch am Knochen, knüppelhartes Gebäck, gefolgt von Hammelsuppe.
Die Community Based Organisation, die wir hier besuchen, heißt “Gipfel des Jargalant” und besteht aus zehn Familien. Die Hirtenfrauen stellen traditionell Filzkleidung her. Der WWF entwirft mit ihnen neue Filzprodukte, garantiert über eine Stiftung den Absatz und hilft bei der Verwaltung der Finanzen. Dafür stellen die Hirten zwei Ranger, die im Territorium der CBO Wildtiere dokumentieren, im Winter Salz in die Berge bringen und gegen Wilderei vorgehen. In Jahren ohne Wilderei gibt es einen Bonus von 20 Prozent. 2009 wurde ein einziger Steinbock geschossen. Sonst nichts.
Mit Einkommen gegen die Wilderei
Die hier versammelten Frauen bringen mit ihrer Arbeit neues Einkommen in die Familien und leben ein neues Gemeinschaftsgefühl — nicht selbstverständlich, wenn der nächste Nachbar Dutzende Kilometer entfernt ist und um Weidegründe konkurriert. Zweimal pro Jahr trifft sich die CBO im Bak-Zentrum, einem einzelnen Haus mitten in der Steppe. „Das ist dann auch ein großes Fest“, sagt Bujinlkhan lächelnd.
Neues vom Schneeleoparden
Abends neue Informationen über den Schneeleoparden: Die Kamerafallen am gerissenen Schaf haben den Leoparden geblitzt. Eindeutig zu sehen: Das Satellitenhalsband. Es ist Tinger. Die Hoffnung nun auch noch sie zu fangen elektrisiert uns alle. Ihr Halsband würde uns zusätzlich noch Informationen aus zwei Jahren geben. Doch uns läuft die Zeit davon. Schon morgen wird das Camp abgebaut – und es war ein Erfolg. Wir haben den Schneeleoparden gefangen.
Wir packen.
austerben bedrohten Tieren hhelfen könntet!
Von ganzem Herzen vielen Dank,
mfg. ELfi Girault