Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest: die wich­tigs­ten Fra­gen und Antworten


Schweinepest: Wildschwein
Jagd auf Wildschweine alleine wird das Problem nicht lösen © Ralph Frank / WWF

 Der ers­te Fall von Afri­ka­ni­scher Schwei­ne­pest in Deutsch­land ist von Viren-Exper­ten schon 2020 bestä­tigt wor­den. Sie unter­such­ten einen Wild­schwein-Kada­ver, der weni­ge Kilo­me­ter von der deutsch-pol­ni­schen Gren­ze im Spree-Nei­ße-Kreis gefun­den wur­de. Inzwi­schen ist die Schwei­ne­pest bis nach Hes­sen und Rhein­land-Pfalz vor­ge­drun­gen — trotz aller Schutzversuche. 

Wir geben hier die wich­tigs­ten Ant­wor­ten zur Schweinepest: 

Was ist die Afri­ka­ni­sche Schweinepest?

Die Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest ist eine durch Viren ver­ur­sach­te Tier­seu­che, die Wild- und Haus­schwei­ne befällt. Ursprüng­lich beschränk­te sie sich auf Afri­ka, daher der Name. Seit eini­gen Jah­ren brei­tet sie sich auch in Euro­pa aus. Infi­zier­te Schwei­ne haben Fie­ber, Schwä­che, Fress­un­lust, Bewe­gungs­stö­run­gen und Atem­pro­ble­me – und ster­ben in der Regel inner­halb einer Woche. Einen Impf­stoff gegen den Erre­ger gibt es zur­zeit nicht. 

Wie wird das Virus übertragen?

Das Virus der Afri­ka­ni­schen Schwei­ne­pest über­trägt sich durch direk­ten Kon­takt von Schwein zu Schwein. Aber auch der Mensch kann das Virus wei­ter­ver­brei­ten, nach­dem er Kon­takt zu erkrank­ten Tie­ren hat­te. Auch über Lebens­mit­tel wie Fleisch oder Wurst­wa­ren sowie Tier­fut­ter, die mit dem Virus kon­ta­mi­niert sind, kann die Schwei­ne­pest über­tra­gen wer­den — genau­so wie durch in Kon­takt gewe­se­ne Gegen­stän­de wie Fahr­zeu­ge, Schu­he oder Klei­dung. Das erklärt auch, wie­so sich das Virus über so gro­ße Gebie­te schnell ver­brei­ten kann. 

Schweinepest: Wildschweinfamilie
Wild­schwei­ne sind bei­lei­be nicht der ein­zi­ge Über­tra­gungs­weg © Ralph Frank / WWF

Ist die Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest für den Men­schen gefähr­lich?  

Für den Men­schen ist die Schwei­ne­pest nicht gefähr­lich. Das ist die gute Nach­richt. Aber für Schwei­ne­bau­ern, deren Tie­re befal­len wer­den, ist sie wirt­schaft­lich ver­hee­rend. 

Wie kann man ver­hin­dern, dass sich das Virus ausbreitet?

Es gibt kei­nen Impf­stoff gegen die Afri­ka­ni­sche Schwei­ne­pest. Daher müs­sen strik­te Hygie­ne- und Vor­sichts­maß­nah­men in der Schwei­ne­zucht und beim Trans­port von Schwei­nen sicher­ge­stellt wer­den, um die Seu­che ein­zu­däm­men. 

Kann die Schwei­ne­pest auch auf Hun­de über­tra­gen werden?

Nein, es kön­nen sich aus­schließ­lich Schwei­ne mit dem Erre­ger infi­zie­ren. 

Bringt es etwas gegen die Schwei­ne­pest mehr Wild­schwei­ne zu jagen?

Wo das Virus aus­ge­bro­chen ist, kann es sinn­voll seinräum­lich begrenzt ver­stärkt Wild­schwei­ne zu jagen, um das Risi­ko der Über­tra­gung des Virus auf Haus­schwei­ne zu ver­rin­gern. Das mas­sen­haf­te Abschie­ßen von Wild­schwei­nen ist jeden­falls nicht die Lösung, wie ich hier schon ein­mal geschrie­ben habe. Schließ­lich sind Wild­schwei­ne, wie Erfah­run­gen aus ande­ren Län­dern gezeigt haben, nur ein Über­tra­gungs­weg des Virus. Bedeu­ten­der für die Ver­brei­tung des Virus ist die Über­tra­gung von infi­zier­tem leben­dem und totem Mate­ri­al, zum Bei­spiel durch kon­ta­mi­nier­te Gegen­stän­de, Lebens­mit­tel oder Fleisch. 

Was brin­gen Wildschweinzäune?

Immer häu­fi­ger wer­den Zäu­ne als mög­li­che Maß­nah­me ins Spiel gebracht, um die Aus­brei­tung von Wild­schwei­nen zu ver­hin­dern. An der Gren­ze zwi­schen Deutsch­land und Däne­mark wur­de dafür sogar schon ein Fest­zaun gebaut. Wild­schwei­ne sind grund­sätz­lich in der Lage, Elek­tro- aber auch mas­si­ve Zäu­ne zu über­win­den, wenn sie zum Bei­spiel vor Stö­run­gen flie­hen oder Nah­rung errei­chen wol­len. Außer­dem ver­hin­dern dau­er­haf­te Bar­rie­ren wie fes­te Zäu­ne ande­re Wild­tie­re an ihrer natür­li­chen Wan­de­rung.  

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Wie­so gibt es so vie­le Wildschweine?

Wild­schwei­ne lie­ben Raps und vor allem Mais. Bei­de Feld­früch­te bie­ten den Schwei­nen her­vor­ra­gen­des Kraft­fut­ter – und lebens­wich­ti­ge Deckung. Die Anbau­flä­che ist seit 2001 um über 60 Pro­zent gestiegen. Die­se Art von Land­wirt­schaft ist ein regel­rech­tes Wild­schwein­zucht­pro­gramm. Zudem fal­len die Win­ter in Deutsch­land in den letz­ten Jah­ren wär­mer aus. Die natür­li­che Sterb­lich­keit in die­ser Jah­res­zeit ging dadurch sehr stark zurückWeib­li­che Wild­schwei­ne kön­nen inzwi­schen sogar min­des­tens zweimal im Jahr Nach­wuchs groß­zie­hen.  

Mehr Wild­schwei­ne – trotz inten­si­ver Jagd

Die von Wild­schwei­nen ver­ur­sach­ten Schä­den auf Fel­dern, in Parks und Vor­gär­ten sind beacht­lich. Der Ruf nach der Jagd klingt natür­lich ein­fach: abschie­ßen und gut. Doch nichts ist gut. Trotz inten­si­ver Jagd. Jähr­lich wer­den in Deutsch­land mehr als eine hal­be Mil­li­on (zuletzt sogar über 800.000) Wild­schwei­ne geschos­sen. Trotz­dem geht die Zahl der Wild­schwein offen­bar nicht spür­bar zurück.

Es häu­fen sich die Wort­mel­dun­gen, die eine flä­chen­de­cken­de Auf­rüs­tung in der Wild­schwein­jagd for­dern. Etwa den Ein­satz von Nacht­ziel­ge­rä­ten und Schall­dämp­fern, Fal­len und weit­räu­mi­ge Drück­jag­den. Über effek­ti­ve, zeit­ge­mä­ße und natur­schutz­fach­lich sinn­vol­le Jagd­me­tho­den zu dis­ku­tie­ren ist wich­tig. Doch dür­fen wir nicht ver­ges­sen, dass Wild­schwei­ne nur einer von vie­len Fak­to­ren sind, die die Aus­brei­tung der ASP verursachen. 

Wir brau­chen eine viel­fäl­ti­ge­re Landwirtschaft!

Viel­mehr soll­ten wir uns doch die Fra­ge stel­len, ob es nicht längst Zeit für eine ande­re Art der Land­wirt­schaft ist. Sowohl auf dem Acker als auch im Stall. Zum einen begüns­ti­gen die Mono­kul­tu­ren auf unse­ren Äckern die Ver­meh­rung der Wild­schwei­ne. Die Schwei­ne­pest ist kein Pro­blem der Wild­schwei­ne, son­dern ein Pro­blem der Mas­sen­tier­hal­tung von Haus­schwei­nen! Tier­seu­chen wie die Schwei­ne­pest zei­gen uns, wel­che Risi­ken mit der Mas­sen­tier­hal­tung ver­bun­den sind.  

Jagd allein kann die Wild­schwei­ne weder kurz­fris­tig noch dau­er­haft wie­der auf ein Nor­mal­maß brin­gen. Dafür – aber längst nicht nur dafür – brau­chen wir wie­der mehr Viel­falt auf dem Acker. Das heißt vor allem: deut­lich weni­ger Mais und Raps. Mehr­jäh­ri­ge und viel­fäl­ti­ge­re Frucht­fol­gen tra­gen zum Kli­ma­schutz bei. Sie för­dern die bio­lo­gi­sche Viel­falt. Und ja, hel­fen dabei, dass die Schwei­ne nicht über­hand nehmen.

Wor­auf muss ich achten?

  • Bring kei­ne Fleisch- oder Wurst­wa­ren, die Schwei­ne­fleisch ent­hal­ten, aus dem Aus­land mit!  
  • Ver­füt­tere kei­ne Spei­se­res­te an Tie­re und füt­terkei­ne Wild­tie­re, ins­be­son­de­re kei­ne Wildschweine!
  • Ent­sorge tie­ri­sche Spei­se­res­te wie Fleisch nur im Rest­müll, nicht im Bio­müll oder Kom­post.  

 

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