Neues Jahr, neue Waldbrände. Trotz eines überdurchschnittlich feuchten Frühjahrs brennt es vielerorts schon wieder. Haben unsere heimischen Wälder angesichts der voranschreitenden Klimakrise noch eine Zukunft?
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Wieder brennt eines der munitionsbelasteten Wildnisgebiete im Süden Brandenburgs, die auch der WWF mitbetreut. Auch andernorts stehen so früh im Jahr bereits Wälder in Flammen – etwa auf der WWF-Fläche Zerweliner Heide in der Uckermark.

Dabei fühlen wir uns erinnert an die letzten Jahre, als Brände bereits große Waldflächen zerstörten. Als Einzelfälle können wir diese Ereignisse nicht mehr bezeichnen. Bewegen wir uns auf eine Steppenlandschaft zu?
Folgen der Klimakrise
Mittlerweile ist wohl allen bekannt, dass die Auswirkungen der Klimakrise uns direkt betreffen. Mit den anhaltenden Dürren, sinkenden Wasserständen und rasch verschwindenden Seen sind sie für uns alle längst sicht- und greifbar. Unzählige Seen, in denen die Eltern und Großeltern schwimmen lernten, sind zu Grasflächen verdorrt. Und mit dem schwindenden Wasser steigt auch das Risiko für Waldbrände.

Laut Umweltbundesamt ist das Land Brandenburg deutschlandweit am stärksten von Waldbränden betroffen. Erstmals seit 1992 sind in den Jahren 2018 und 2019 wieder größere Flächen verbrannt. In Brandenburg fielen zwischen 2018 und 2019 über 3.000 Hektar Wald den Flammen zum Opfer. Mit jetzt schon über 700 Hektar Brandfläche bei Jüterbog droht auch 2023 wieder ein schlimmes Waldbrandjahr zu werden – sollte es nicht doch noch zu einer längeren Regenperiode kommen.
Feuer auf ehemaligen Truppenübungsplätzen
Ehemalige Truppenübungsplätze in Südbrandenburg, die sich derzeit zu Wildnisgebieten entwickeln, sind mit riesigen Mengen an alten Kampfmitteln belastet. Dies stellt die Feuerwehr vor große Herausforderungen: Waldbrände löschen, ohne das Leben der Mitarbeitenden zu gefährden.

Dank ausführlicher Schutzkonzepte, die in Abstimmung mit Behörden, Feuerwehr, der Flächeneigentümerin Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung und vielen weiteren Akteuren erarbeitet wurden, konnten für den Ernstfall notwendige Vorbereitungen getroffen werden.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!Die Maßnahmen zeigen trotz Großbrand Erfolge: Mittels Brandschutzstreifen ließ sich die Gefahr für anliegende Siedlungen abwenden. Doch der Schaden für die Natur ist unvorstellbar. Denn im Herzstück des Wildnisgebiets, wo Wolf, Wildschwein, Wiedehopf und Co. ungestört leben sollten, ist das Löschen zu gefährlich.
Wie umgehen mit Dürre und Waldbränden?
Bis auf Weiteres werden wir dank Klimakrise wohl oder übel lernen müssen, mit jährlichen Waldbränden zu leben. Auffällig ist, dass es bei den Bränden meist die für Brandenburg typischen Kiefern-Monokulturen trifft. Die trockenen Nadeln am Waldboden fungieren als idealer Zunder. Und durch die einheitliche Struktur können sich Feuer ungehindert ausbreiten – es sei denn, es werden riesige Waldbrandschneisen angelegt wie in Jüterbog. Strukturreiche, heimische Wälder mit einem großen Laubholzanteil verringern das Waldbrandrisiko erheblich. Also: Mehr Laubwälder müssen her.

Beim Umbau der Waldstrukturen handelt es sich jedoch um einen äußerst langwierigen Prozess. Die Effekte bereits angestoßener Bemühungen werden erst in vielen Jahren oder gar Jahrzehnten spürbar sein. Dazu ist bei fortschreitender Klimakrise ungewiss, ob an trockenen und nährstoffarmen Standorten wie Jüterbog überhaupt noch heimische Laubbäume großflächig überlebensfähig sein werden. Untersucht wird das derzeit unter anderem im Forschungsprojekt PYROPHOB.
Der Faktor Zeit
Neben waldbaulichen Maßnahmen müssen – dort wo es möglich ist – schleunigst weitere Kampfmittel beseitigt werden. Schließlich können die sich bei großer Hitze selbst entzünden und somit neue Waldbrände verursachen und Leben gefährden. An Standorten wie Jüterbog ist es dafür aber eigentlich schon zu spät: Die inzwischen hochgewachsenen Wälder müssten dafür vollständig gerodet werden. Kosten: mindestens 10.000€ pro Hektar.

Priorität sollte es also sein, schnellstmöglich die richtigen Bedingungen in der Landschaft zu schaffen. Damit sich heimische Laub- und Mischwälder wieder etablieren können. Dazu gehört auch die Verringerung der Wasserentnahme aus unseren Böden: Die Tage großer Beregnungsanlagen, die riesige Biogas-Maisäcker bewässern und dabei Jahr für Jahr der Landschaft das Grundwasser entziehen, sollten längst gezählt sein. Vielerorts sind sie leider immer noch gängige Praxis. Die Politik ist gefragt und sollte die Genehmigungen für solche Anlagen schnellstmöglich aussetzen.
Vorsicht im Wald
Aber auch ihr könnt euren Beitrag leisten. Mindestens 40 Prozent der Waldbrände gehen laut Umweltbundesamt nachweisbar auf Fahrlässigkeit und Vorsatz zurück. Die Dunkelziffer könnte viel höher sein, denn mehr als die Hälfte der Ursachen ist ungeklärt.

Daher gilt vor allem in trockenen Regionen besondere Vorsicht: Achtet auf Waldbrandgefahrenstufen und meldet Verstöße sofort bei der örtlichen Försterei oder Polizei. Wenn wir alle rücksichtsvoll handeln und alle gemeinsam daran arbeiten, Brandenburg widerstandsfähiger gegen die Dürre zu machen – dann haben unsere Wälder auch in der zunehmenden Klimakrise noch eine Chance.
Beregnungsanlagen könnten die Brände eindämmen. Können solche Beregnungsanlagen auch für Großflächen eingesetzt werden? Solche Waldbrände finde ich einfach beängstigend.