Dür­re: Unser Wald verdurstet


Wald Dürre: Ausgetrockneter Waldboden
Es ist viel zu trocken - und das sehr früh im Jahr © Alexander Paul Brandes / WWF

Unser Wald ver­durs­tet. Die ver­gan­ge­nen bei­den Jah­re 2018 und 2019 waren sehr heiß und sehr tro­cken. Die Dür­re konn­te im Win­ter nicht voll­stän­dig aus­ge­gli­chen wer­den, auch wenn der Febru­ar etwas über­durch­schnitt­lich feucht war. Der Grund­was­ser­spie­gel ist in vie­len Regio­nen stark abge­sun­ken. Bereits jetzt im April ist die Boden­feuch­tig­keit so gering, dass wir schon früh­zei­tig im Jahr schwe­re Pro­ble­me für Wald, Land­wirt­schaft, eigent­lich alle Öko­sys­te­me befürch­ten müssen.

Tro­cken­stress durch Dür­re im Wald — immer noch und wieder

In den Wäl­dern zeich­net sich eine Fort­set­zung des Tro­cken­stres­ses der letz­ten Som­mer ab. Die Fol­ge: Baum­ster­ben und anhal­ten­de Bor­ken­kä­fer-Mas­sen­ver­meh­run­gen in Fich­ten­wäl­dern. Vie­ler­orts ist bereits jetzt im April die höchs­te Wald­brand-Gefah­ren­stu­fe aus­ge­ru­fen. Die ers­ten Brän­de wer­den gemeldet.

Dür­re kommt zur emp­find­lichs­ten Zeit

Dazu kommt: Die frü­he Dür­re trifft Wald und Flur in der begin­nen­den Vege­ta­ti­ons­pe­ri­ode. Und damit zur emp­find­lichs­ten Zeit, denn das Wachs­tum beginnt durch eine Was­ser­pum­pe vom Boden bis in die Knos­pen hin­ein, erst dann kön­nen die Blät­ter aus­schla­gen. Beson­ders stark lei­den Öko­sys­te­me und Lebens­räu­me, die auf hohe Grund­was­ser­stän­de ange­wie­sen sind. Feucht­ge­bie­te, Seen, Flüs­se und ihre Auen. Amphi­bi­en dro­hen lokal aus­zu­ster­ben, wenn ihre Laich­ge­wäs­ser jah­re­lang zu früh tro­cken­fal­len. Fische ster­ben eben­falls bei nied­ri­gen Was­ser­stän­den, durch höhe­re  Tem­pe­ra­tu­ren und weni­ger Sau­er­stoff­ge­halt. Pflan­zen in Nie­der­moo­ren, Auen und in Gewäs­sern ster­ben wegen Aus­trock­nung ab. Die Vege­ta­ti­on von Feucht­ge­bie­ten ver­än­dert sich durch das Ein­wan­dern von kon­kur­renz­star­ken Arten aus dem Umland. Vie­le boden­brü­ten­de Vogel­ar­ten ver­lie­ren ihre Gele­ge, wenn die­se auf­grund tro­cke­ner Böden für Beu­te­grei­fer leich­ter zugäng­lich werden.

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Der Mensch ver­schlim­mert die Dür­re durch Entwässerung

Das ist zum gro­ßen Teil natür­lich durch die Dür­re zu erklä­ren. Die zusätz­lich auch noch direkt mensch­ge­macht ist. Noch immer ist das Manage­ment des Land­schafts­was­ser­haus­halts dar­auf aus­ge­rich­tet, Land­schaf­ten aus­zu­trock­nen. Wenn man dar­auf ach­tet, sieht man es über­all: Ganz Deutsch­land ist mit einem eng­ma­schi­gen Netz an Ent­wäs­se­rungs­grä­ben und Drai­na­ge­roh­ren durch­zo­gen. Die­se füh­ren jeden kurz­zei­ti­gen ober­fläch­li­chen Was­se­rü­ber­schuss unmit­tel­bar ab und ver­hin­dern damit den Rück­halt von Was­ser in der Land­schaft. Die Grä­ben sind zum Teil sehr tief und füh­ren sogar das drin­gend benö­tig­te unter­ir­di­sche Sicker- und Grund­was­ser ab. Sie legen Moor­bö­den tro­cken. Mit der Fol­ge, dass die koh­len­stoff­rei­chen Humus­la­ger unter Sau­er­stoff­ein­fluss zer­setzt wer­den und kli­ma­schäd­li­ches CO2 frei­set­zen. Auch wer­den dadurch hohe Stick­stoff­men­gen frei­ge­setzt. Vie­le Klein­ge­wäs­ser, Hot­spots unse­rer Arten­viel­falt, fal­len durch die geziel­te Ent­wäs­se­rung tro­cken oder ver­schwin­den voll­stän­dig aus der Landschaft.

Dürre: Traktor mit Staubfahne
Es staubt schon wie­der © Son­ja Rit­ter / WWF

Lang­sam wer­den die Kon­se­quen­zen der Dür­re klar

Extre­me Dür­re und Hit­ze mögen in Deutsch­land noch als neu­es Phä­no­men begrif­fen wer­den. Die geziel­te Tro­cken­le­gung Deutsch­lands wird hin­ge­gen häu­fig als nor­mal oder wegen der land­wirt­schaft­li­chen Nut­zung sogar als nötig ange­se­hen. Die Kon­se­quen­zen für Wald und Land­wirt­schaft wer­den erst lang­sam begrif­fen. Von Wald­um­bau bis zu ande­ren Frucht­fol­gen auf unse­ren Fel­dern. Wir beim WWF arbei­ten an die­sen The­men schon seit Jah­ren – seit uns klar ist, wel­che Fol­gen die Kli­ma­kri­se bei uns haben wird.

Coro­na: Unter­schrei­ben Sie für grü­ne Konjunkturprogramme! 

 

Was aber schon jetzt, in die­sem extrem dür­ren April 2020 son­nen­klar ist: Im Umgang mit Was­ser in der Land­schaft ist ein schnel­les und kon­se­quen­tes Umden­ken gebo­ten. Die­ser Appell rich­tet sich an die Poli­tik, an Grund­ei­gen­tü­mer und Boden- und Was­ser­ver­bän­de, die Ent­wäs­se­run­gen oft sogar noch gegen den Wil­len der Grund­ei­gen­tü­mer durch­füh­ren. Deutsch­land braucht jetzt und drin­gend einen neu­en Grund­kon­sens, dass Was­ser gezielt zurück­ge­hal­ten wer­den muss.

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3 Kommentare

  1. Andre Jahr
    24. April 2020
    Antworten

    Die Dür­re sorgt für Schä­den in Wald und Landwirtschaft.
    Die obe­re Havel hat schon jetzt zu wenig Was­ser. Es darf auch kein Was­ser mehr aus den Bran­den­bur­ger Seen ent­nom­men wer­den, um die rei­ne Frei­zeit­schiff­fahrt über die gan­ze Sai­son zu ermög­li­chen, da das wert­vol­le Moo­re und Feucht­ge­bie­te stark gefähr­det auch zum wei­te­ren Absin­ken des Grund­was­sers führt. Mir ist das schon seit 30 Jah­ren bekannt. Den Ver­ant­wort­li­chen Fach­leu­ten in den Minis­te­ri­en dürf­te es eigent­lich auch so gehen. Wann wer­den da die Prio­ri­tä­ten anders gesetzt?!
    Im letz­ten Sommer/ Herbst haben sie 30 cm zum Nor­mal­pe­gel aus unse­ren Seen abge­las­sen von Lychen bis Him­mel­pfort. In der Meck­len­bur­ger See­plat­te soll es auch so gewe­sen sein. Das nach Aus­kunft des Waser- und Schiff­fahrt­am­tes in Ebers­wal­de ein­zig und allein dazu, dass die Char­ter­boo­te von der Meckl. Seen­plat­te nach der Sanie­rung der Havel-Schleu­se Zaa­ren zu ihren Hei­mat­hä­fen fah­ren kön­nen. Ich hat­te dazu in der Stadt­ver­ord­ne­ten­vers. von Lychen ver­sucht etwas dage­gen anzu­schie­ben, aber nur die Zusi­che­rung erhal­ten, dass die Gewäs­ser die für Motor­boo­te gesperrt sind und kei­ne Bun­des­was­ser­stra­ßen sind, nicht abge­las­sen wer­den. Viel­leicht könnt Ihr vom WWF euch mal mit dem The­ma beschäftigen.
    L.G. aus Lychen

  2. Collet
    25. April 2020
    Antworten

    Trau­rig!

  3. Hofbauer Matthias
    5. Oktober 2020
    Antworten

    Eine Wirt­schaft, die sich selbst die Exis­tenz­grund­la­ge und uns die Lebens­ba­sis ent­zieht — Wann kapie­ren sie es end­lich? Wie es scheint: lei­der nie! Scha­de das!

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