Über 74.000 Tonnen Fischstäbchen haben die Deutschen im Jahr 2021 verzehrt. Der Alaska-Seelachs, Grundzutat für die Fischstäbchen hierzulande, belegt damit Platz 2 der beliebtesten Speisefische in Deutschland. Doch die Umweltauswirkungen der Fischstäbchenproduktion sind enorm, pflanzliche Alternativen werden in Zukunft immer wichtiger.
Fangen wir aber von vorne an: Der Siegeszug des Fischstäbchens begann in den 1950er Jahren – eher aus einer Not heraus. Die technologische Entwicklung führte dazu, dass die immer größer werdenden Fangschiffe mehr Kabeljau vor der Nordamerikanischen Ostküste fingen als je zuvor. Doch die in großen, unhandlichen Blöcken gefrorenen Fische waren bei den Verbraucher:innen unbeliebt. Denn Tiefkühlkost hatte einen ziemlich schlechten Ruf. So blieben die Supermärkte auf dem Fisch sitzen. Erst als man anfing, die Blöcke kleiner zu schneiden und im Teigmantel zu frittieren, kam der Erfolg.
Rund ein Drittel der Erdoberfläche von der Fischerei genutzt
In den kommenden Dekaden führten die stetig anwachsenden Fänge zu einer desaströsen Überfischung des Kabeljaus in Nordamerika, von der sich die Bestände bis heute nicht erholt haben. Und nicht nur dem Kabeljau geht es schlecht: Überfischung, zerstörerische Fangtechniken wie die Grundschleppnetzfischerei und Beifänge bedrohen die Meere rund um den Globus.
Rund ein Drittel der gesamten Erdoberfläche wird von der Fischerei genutzt. Die Zahl der überfischten Bestände liegt inzwischen bei 35,4 Prozent und steigt stetig weiter. Absurderweise zerstört die Überfischung die Existenzgrundlage der Fischer:innen. Aber auch das Gleichgewicht des gesamten Ökosystems Meer steht auf dem Spiel.
Als Alternative zum herkömmlichen Fischstäbchen haben sich in den letzten Jahren vegane Varianten in den Regalen der Supermärkte etabliert. In der Regel kommen hier Weizen und Soja als Fischersatz unter die Knusperpanade. Deren Produktion hat natürlich auch einen Einfluss auf die Umwelt – zumal die meisten veganen Alternativen aus konventioneller Produktion stammen. Ob diese Produkte wirklich einen geringeren ökologischen Fußabdruck haben, hat der WWF Schweiz untersuchen lassen.
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Pflanze schlägt Fisch
Zum Vergleich der ökologischen Auswirkungen der Fischstäbchen haben die Schweizer:innen zehn konventionelle Fischstäbchen, und sieben Produkte auf Pflanzenbasis unter die Lupe genommen. Viele der Produkte sind in gleicher oder ähnlicher Form auch auf dem deutschen Markt verfügbar.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Die pflanzlichen Stäbchen schneiden in allen Kategorien deutlich besser ab. Die größten Auswirkungen verursachen die Fischstäbchen durch den Ausstoß von Klimagasen und anderen Luftschadstoffen. Das ist in erster Linie auf die Emissionen während des Fischens zurückzuführen, denn das Schleppen der schweren Netze erfordert viel Treibstoff. Auch der Transportweg ist weiter, da die pflanzlichen Rohstoffe für die veganen Stäbchen in der Studie vor allem aus Europa stammten. Insgesamt fällt der Transport aber bei allen Varianten deutlich weniger stark ins Gewicht als die Produktion und Verarbeitung.
Fisch ist gesünder und nahrhafter? Irrtum!
Fisch gilt als gesundes und nahrhaftes Nahrungsmittel. In einer Umfrage die der WWF 2020 in Deutschland durchgeführt hat, gaben neun von zehn Befragten dies als wichtiges Argument für die Kaufentscheidung an. In der Schweizer Studie wurden daher auch die Nährwerte ins Verhältnis zum ökologischen Fußabdruck gesetzt. Überraschung: Auch hier schnitten die pflanzlichen Produkte deutlich besser ab. Allerdings: Fischstäbchen – mit oder ohne Fisch – sind hochgradig verarbeitete Fertigprodukte. Wer großen Wert auf gesunde Ernährung legt ist ohnehin bei frisch zubereitetem Essen besser aufgehoben.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!Und trotzdem: Die wissenschaftlichen Daten sprechen im direkten Vergleich deutlich für die veganen Stäbchen. Wie die Eltern unter uns wissen, findet die entscheidende Abstimmung aber oft am Mittagstisch statt. Was die Kinder von den Pflanzenstäbchen halten, haben unsere Schweizer Kolleg:innen (zugegeben etwas weniger wissenschaftlich) ebenfalls untersucht. Das Ergebnis: seht selbst.
Mein Tipp: Eine pflanzliche Ernährung hat den geringeren Fußabdruck. Wer trotzdem nicht auf Fisch verzichten möchte, sollte ihn als seltene Delikatesse sehen. Unser Fischratgeber zeigt, welche Fische man vermeiden sollte, und welche man besseren Gewissens essen kann.
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