Einige Insekten sind längst in Lebensmitteln erlaubt. Jetzt hat die EU weitere Krabbeltiere für den Markt zugelassen. Warum das ein richtiger Schritt ist.
Seit Ende Januar dürfen die Larven des Getreideschimmelkäfers genauso wie Hausgrillen als Pulver in Lebensmitteln verarbeitet werden. Das Grillenmehl kann etwa bei der Herstellung von Keksen, Soßen, Pizzen, Fleischersatzprodukten und Backwaren zum Einsatz kommen. Neu sind Insektenanteile in der Nahrung nicht. Bereits Anfang 2021 hatte die Europäische Kommission den Gelben Mehlwurm freigegeben. Wanderheuschrecken sind seit einigen Monaten auf dem Markt.
Folge uns in Social Media
Was steckt jetzt wo drin?
Die Verwendung von Insekten in Lebensmitteln ist streng geregelt: Zunächst dürfen nur Antrag stellende Unternehmen die neuartigen Lebensmittel (auch als “Novel Food” bezeichnet) verwenden – und dann auch nur für fünf Jahre. Zudem müssen die Insekten in der Zutatenliste aufgeführt werden. Möglicherweise mit dem Hinweis verwiesen “teilweise entfettetes Pulver aus…” oder “getrocknete Larven/Pulver aus Larven von…”:
- Acheta domesticus (Hausgrille)
- Alphitobius diaperinus (Larven des Getreideschimmelkäfers, auch Buffalowürmer genannt)
- Locusta migratoria (Wanderheuschrecke)
- Tenebrio molitor/gelber Mehlwurm (Larven des Mehlwurms)
Gute Bilanz für Gesundheit und Umwelt
Für knapp ein Drittel der Weltbevölkerung gehören Insekten fest zum Speiseplan. In Deutschland kommen sie bisher kaum zum Einsatz. Dabei punkten Insekten mit vielerlei Nährstoffen: Einzelne Arten bestehen bis zu 80 Prozent aus Proteinen. Andere sind reich an Omega-3-Fettsäuren, B‑Vitaminen, Mineralstoffen und ungesättigten Fettsäuren.
Auch die Ökobilanz überzeugt: Weil Insekten deutlich weniger Wasser, Land und Futtermittel verbrauchen, ist deren Aufzucht nicht nur weniger klimaschädlich als die von Rind, Schwein und Huhn. Sie ist auch kostengünstiger. Gleichzeitig ist der essbare und somit verwertbare Anteil am Tier viel größer. So können Insekten zu einem wichtigen Nahrungsmittel der Ernährungswende werden. Auch wenn pflanzliche Lebensmittel in der Ökobilanz immer noch besser abschneiden.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!Nischenprodukt oder Normalität?
Werden essbare Insekten also auch hierzulande bald zur Normalität? 70 Prozent der Deutschen stehen dem noch skeptisch gegenüber. Wenn überhaupt dürften Fertigprodukte aus Insektenmehl wie Nudeln oder Proteinriegel Chancen auf dem Markt haben. Krabbeltiere, bei denen noch Augen, Fühler und Beinchen erkennbar sind haben es hierzulande schwer. Fest steht trotzdem: Weltweit wächst das Marktvolumen für essbare Insekten unaufhörlich. In Europa soll der Umsatz dieses Jahr auf rund 261,5 Millionen US-Dollar steigen.
Die Schrippen beim Bäcker um die Ecke werden wohl trotzdem nicht so bald mit Insektenmehl gebacken. Dafür ist beispielsweise das hochwertige Hausgrillen-Mehl im Vergleich zu den herkömmlichen Alternativen noch viel zu teuer.
Potenzial für nachhaltigere Nutztier-Fütterung
Dennoch ist schon heute klar: Insekten können zu einer nachhaltigeren Nutztierhaltung beitragen. Bislang werden Hühner, Schweine und Rinder zur Fleischproduktion vor allem mit Sojaschrot oder Fischmehl gefüttert, um den hohen Proteinbedarf der Tiere zu decken. Die Umweltbelastung von Sojaanbau und Fischerei sind enorm. Hier können Insekten eine Chance sein, die negativen Folgen von herkömmlichem Futter zu minimieren.
Eine Zukunft ohne massive Entwaldung und leergefischte Ozeane ist dank essbaren Insekten tatsächlich denkbar.
Auch wenn ich selber aus ethischen Gründen keine Insekten essen möchte, suche ich gezielt bei dem Futtermittel meiner Katze, auf die die mit Insekten produziert sind um die Umwelt zu entlasten.
Prinzipiell kann man darüber nachdenken. Allerdings finde ich es im Hinblick auf das Artensterben, welches vor allem Insekten betrifft, den falschen Ansatz. Wir bedienen uns damit an solchen Nahrungsmitteln, die von Vögeln und Amphibien dringend benötigt werden. Nur um dem Menschen Proteine zu verschaffen, sollten wir nicht gefährdete Tierarten unter noch größeren Überlebensstress setzen. Besser wäre hier auf Hülsenfrüchte zu setzen, um einem Proteinmangel entgegen zu wirken. Solange es pflanzliche Alternativen gibt, sollte hier weitergedacht werden
Ich stelle mir vor, dass diese Insekten eigens dafür gezüchtet werde. “Mehlwürmer” z.B. sind Mottenlarven. Die sind ganz bestimmt nicht vom Aussterben bedroht und stehen auch als Nahrung für bedrohte Tierarten reichlich zur Verfügung, ebenso wie Wanderheuschrecken etc.
Hallo,
zur Info: die für Lebensmittel verwendeten Insekten werden natürlich eigens in “Farmen”, meist vertical farming, gezüchtet. Auf gängigen Videoportalen gibt es dazu auch interessante Dokus. Ein Sammeln in der freien Natur wäre viel zu aufwändig (und teuer), außerdem müssen bei Lebensmitteln entsprechende Vorschriften hinsichtlich Hygiene etc. beachtet werden. Heißt: hier wird keinem Vogel oder anderen Tieren die Nahrung weggenommen.
Das Angebot ist inzwischen recht groß, von Nudeln, Proteinriegeln, und Schokolade, über Mehl und Snacks bis zu den “ganzen” Insekten. Der Shop https://www.protein-revolution.de/shop/ hat Produkte von verschiedenen Anbietern im Sortiment, also perfekt um Sachen auszuprobieren. Ich habe schon ein paar Sachen gegessen und war positiv überrascht.
VG
Chris
Ich habe auch überhaupt kein Problem mit Insekten zu essen ganz im Gegenteil ich habe sogar schon mal gemacht und es hat gut geschmeckt.
Schnell und einfach Insekten in Lebensmitteln erkennen — mit der Insekten Warn App. http://www.insektenwarnung.de oder im Google Play Store oder Apple App Store unter “Insekten Warn App” zu finden.