Auf dem Totenschein steht Herz-Kreislauf-Versagen, Schlaganfall oder Lungenkrebs. Ärzt:innen diagnostizieren Bluthochdruck, Diabetes oder Demenz. Zivilisationskrankheiten! Zu den Gründen für ein vorzeitiges Ableben gehören aber nicht nur ungesunde Ernährung, anfällige Gene oder ein exzessiver Lebensstil, sondern immer öfter auch die Klimakrise.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!Luftverschmutzung
Der Smog in unseren Städten ist eine Nebenwirkung des fossilen Zeitalters, das noch immer nicht zu Ende geht. Abgase aus Fabriken, Schornsteinen, Kraftwerken und Auspuffen nehmen uns die Luft zum Atmen. Fünf Millionen Tote gehen jedes Jahr auf das Konto verschmutzter Luft. Infarkte, Herz-Rhythmus-Störungen und Asthma gehören zum Krankheitsbild Etwa zwei Drittel der Luftverschmutzung stammen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Deshalb ist Klimaschutz gleichzeitig ein Rezept gegen diverse Zivilisationskrankheiten.
Hitze
Die verdreckte Luft ist nicht der einzige Krankmacher, der direkt mit der Klimakrise zusammenhängt. Auch die Erderwärmung selbst macht uns zunehmend zu schaffen. Im Jahr 2023 wurden die höchsten globalen Temperaturen seit mehr als 100.000 Jahren beobachtet. Das zurückliegende Jahrzehnt war die heißeste jemals registrierte Dekade, und auf allen Kontinenten wurden regelmäßig Hitzerekorde gebrochen.
Das bleibt nicht ohne Folgen: Gesundheitsgefährdende hohe Temperaturen treffen vor allem ältere oder ohnehin angeschlagene Menschen. Hitze schwächt den Körper und führt zu Schwindel, Bewusstlosigkeit, Herz-Kreislauf-Problemen bis hin zum Tod.
Eine Expertenkommission der medizinischen Fachzeitschrift The Lancet setzt sich regelmäßig mit der Thematik auseinander. In ihrem Bericht von 2023 konstatieren die Wissenschaftler:innen eine 85prozentige Zunahme der hitzebedingten Todesfälle bei Kleinkindern und Menschen über 65 Jahren; in nur einem Jahrzehnt! Beunruhigend sind auch die Zahlen des Robert Koch Instituts. Demnach forderte die Sommerhitze 2023 allein in Deutschland über 3.000 Todesopfer. Das dürfte kein Ausnahmejahr bleiben. Die Expert:innen von The Lancet befürchten, dass sich die hitzebedingten Todesfälle bis Mitte des Jahrhunderts mehr als verdreifachen.
Extremwetter macht krank
Es wird nicht nur immer wärmer, sondern das Wetter wird auch immer extremer. Gewaltige Überflutungen wechseln sich ab mit lang anhaltenden Dürren. Wirbelstürme und Waldbrände richten gewaltige Schäden an und verschlingen Unsummen für den Wiederaufbau. Sie kosten zugleich Millionen Menschen das Leben. Nicht nur akute Naturkatastrophen fordern ihren Tribut. Immer häufigere Hitzewellen und Dürren führen dazu, dass der Hunger wieder zunimmt. Die Zahl der Unterernährten hat in wenigen Jahren um mehr als 120 Millionen zugenommen. Die Klimakrise führt zu Hunger, und Hunger macht krank.
Infektionskrankheiten
Mit dem Klima verändert sich das Verbreitungsgebiet von Krankheitserregern. Blutsaugende Insekten dringen in Gegenden vor, in denen sie bislang wenig Überlebenschancen hatten. Und sie bringen Krankheiten mit, die man bislang nur aus den Tropen kannte. Das Vordringen der Tigermücken oder die Vermehrung von Zecken fördern die Verbreitung von Infektionskrankheiten wie Dengue, Zika oder das West-Nil-Fieber. Auch vereinzelte Fälle von Malaria wurden bereits in Europa beobachtet. In dem schon genannten Lancet Bericht rechnen die Mediziner:innen damit, dass das Übertragungsrisiko für das Dengue-Fieber – eine fiebrige Krankheit, die mit Kopf‑, Muskel‑, Glieder‑, Knochen- oder Gelenkschmerzen einhergeht bis Mitte des Jahrhunderts um über 35 Prozent zunimmt.
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Durch die Erwärmung der Weltmeere gehören krankmachende Vibrionen zu den Gewinnern der Klimakrise. Es handelt sich um Bakterien, die in den Ozeanen vorkommen und sich bei höheren Temperaturen besonders stark vermehren. Gelangen sie in den Körper, können sie Brechdurchfall und Infektionen verursachen. Durch die ansteigenden Meerestemperaturen finden die Bakterien optimale Bedingungen. Inzwischen leben 1,4 Milliarden Menschen in gefährdeten Küstenabschnitten und sind dem Risiko ausgesetzt, sich mit den Erregern zu infizieren.
Die Klimakrise birgt gewaltige Herausforderungen für die Gesundheitssysteme, insbesondere in den Entwicklungsländern. Das erfordert viel Geld und ein ganzheitliches Denken. Die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ist eng miteinander verbunden. Mit dem so genannten „One-Health-Ansatz“ wird versucht, darauf zu reagieren. Ziel ist es, die Bedrohungen für die Gesundheit und den Zustand unserer Ökosysteme gemeinsam in den Blick zu nehmen und Maßnahmen gegen die Klimakrise auf den Weg zu bringen. Es spricht vieles dafür, dass sich dieser integrierte Ansatz noch einigen Herausforderungen stellen muss. Denn es wird immer deutlicher: Die Klimakrise ist auch eine Gesundheitskrise.
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