Fast 30 Prozent der bekannten Tier- und Pflanzenarten weltweit sind laut der Internationalen Roten Liste in ihrem Bestand bedroht! Jedes Jahr verlieren wir unwiderruflich hunderte Arten, wie etwa im letzten Jahr den Schwertstör. Weil wir Menschen ihre Lebensgrundlagen vernichten, ihre Lebensräumen zerstören und das Klima durch unsere Emissionen aufheizen. Hinzu kommt: Wir sammeln, jagen und fischen viele zu viele Tiere und Pflanzen.
Neuste Erhebungen gehen davon aus, dass sich das Aussterben durch menschliche Einflüsse um etwa den Faktor 1000 gegenüber der natürlichen Rate erhöht hat.
Lazarus-Effekt: Die Wiederkehr ausgestorbener Arten
Immer wieder gibt es aber auch Fälle, bei denen Tier- und Pflanzenarten wieder auftauchen, die schon als ausgestorben galten. Die Wissenschaftler nennt es das Lazarus-Phänomen – nach dem Mythos von Lazarus, der von den Toten auferstanden sein soll.
Dazu gehört zum Beispiel die Galapagos Riesenschildkröte Chelonoidis nigra phantasticus. Sie galt mehr als hundert Jahren als ausgestorben, bis vor zwei Jahren ein verdächtiges Weibchen auf der Galápagos-Insel Fernandina gesichtet wurde. Genanalysen der Yale-Universität in den USA haben jetzt ergeben, dass es sich tatsächlich um ein Tier der ausgestorbenen Spezies handelte.
Oder das Voeltzkow-Chamäleon, das seit mehr als 100 Jahren als ausgestorben galt. Forscher:innen der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) fanden jetzt die verschollene Art bei einer Expedition auf Madagaskar.
Hier sind fünf der prominentesten Fälle:
1) La-Gomera-Rieseneidechse
Forscher beschrieben die Art erst im Jahr 1985 anhand von historischen Knochenfunden. Umso größer war die Überraschung, als spanische Biologen auf der berühmten ehemaligen Hippie-Insel sechs lebende Individuen fanden. Der Fundort war ein Steilhang direkt über einem Strand.
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Von den bis zu einem halben Meter langen Tieren existieren heute rund 100 Tiere in Freiheit. Etwa 50 weitere leben in einer Zuchtanlage. Die Internationale Rote Liste führt die Art als vom Aussterben bedroht.
2) Chaco-Pekari
Auch große Säugetiere können in schwer zugänglichen Lebensräumen lange unentdeckt bleiben. Taxonomen beschrieben die Chaco-Pekaris erstmals 1930 anhand von Knochenfunden. Man ging davon aus, dass sie ausgestorben wären. Erst 1974 bestätigten Wissenschaftler in Argentinien lebende Exemplare. Ihr Lebensraum ist das trockene, heiße und deshalb zumindest damals noch dünn besiedelte Chaco. Heute gelten sie in ihrem Verbreitungsgebiet in Argentinien, Paraguay und Bolivien als stark gefährdet. Denn das Chaco verliert große Flächen durch Rodung, aus denen Viehweiden und Soja-Plantagen entstehen.
3) Bayerische Kurzohrmaus
Den Lazarus Effekt gibt es auch bei uns vor der Haustür. Die Bayerische Kurzohrmaus wurde erst 1962 bei Garmisch-Partenkirchen entdeckt. 23 Tiere wurden gefangen und als neue Art bestimmt. Und schon direkt danach galt sie wieder als verschollen. Erst im Jahr 2000 fanden Forscher im benachbarten Tirol eine neue Population.
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Gerettet ist sie damit noch nicht. Lange konnten weder in Deutschland noch in Österreich weitere Vorkommen festgestellt werden. Immerhin gelang es den Österreichern vier Exemplare für den Innsbrucker Alpenzoo zu fangen. Dort vermehren, sich die Tiere erfolgreich. Einige der Mäuse wurden bereits zur Nachzucht an andere Zoos abgegeben. In Freiheit bleibt die Lage für die Nager weiter kritisch. Die IUCN stuft sie wegen ihres sehr kleinen Lebensraums und der dortigen Habitatzerstörung als „vom Aussterben bedroht“ (Critically Endangered) ein. In Deutschland galt die Art als ausgestorben bis 2023 ein weiter Nachweis in Bayern gelang.
4) Sehuencas-Wasserfrosch
Der Sehuencas-Wasserfrosch war eigentlich noch nicht ausgestorben. Nur sehr einsam. Der vermeintlich letzte seiner Art lebte alleine in einem Aquarium in einem Naturkundemuseum in Bolivien. Wissenschaftler entdeckten in einem Bach am Fuße eines Wasserfalls fünf Sehuencas-Wasserfrösche. Darunter auch Weibchen. Die Forscher hoffen, dass sich die Frösche fortpflanzen und so die seltene Art vor dem Aussterben bewahren.
5) Quastenflosser
Die Wissenschaft war sich sicher: Den Quastenflosser gibt es nicht mehr. Und zwar seit fast 70 Millionen Jahren. Bis der urtümliche Fisch 1938 bei den Komoren wiederentdeckt wurde. 1997 fanden Zoologen vor der indonesischen Insel Sulawesi dann sogar noch eine sehr ähnliche zweite Art, den Manado-Quastenflosser (Latimeria menadoensis).
Unfassbar was die Natur noch verbirgt…
Es ist schon sehr beeindruckend, was in der Natur wieder zum Vorschein kommt. Es ist sehr spannend.
Das ist soooooo spannend. Mir hat man immer beigebracht der Quastenflossler wäre ausgestorben.