Grüne Wiesen, Fachwerkhäuser, ländliche Idylle — der absolute Großteil der Fleisch und Wurstprodukte in unseren Supermärkten wird genau so beworben. Und wie sieht die Realität aus? Eines ist wohl klar: Diese bundesweit verkauften Produkte können bei der schieren Masse Fleisch gar nicht aus diesen idyllischen Höfen stammen. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat daher einmal genauer hingeschaut. Der Großteil der Fleischprodukte stammt aus der Intensivtierhaltung, bei der die Schweine, Puten und Hähnchen keinen Auslauf haben, hochkalorisches Futter erhalten, um möglichst schnell an Gewicht zuzulegen und — wie im Fall der Schweinehaltung — die Schwänze kupiert bekommen.
Beispiele für die idyllischen Bauernhöfe?
“Bauernglück — Qualitätsfleisch aus Deutschland“
Das Logo erweckt den Eindruck, Tiere und Bauern leben alle gemeinsam glücklich auf einem Bauernhof in Deutschland. Über die tatsächliche Tierhaltung erhielt die Verbraucherzentrale jedoch keine Informationen. Auf einer Internetseite soll man einen Produktcode eingeben, um so weitere Informationen zu erhalten. In der Theorie zumindest. In der Praxis erhält man gar nichts.
“Hofgut — Gutes Essen”
Ein kleiner, alter Bauernhof, der mir sagen soll: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Das Fachwerkhaus ist gezeichnet, als wäre es ein ebenso altes Logo, das schon seit vielen Jahren verwendet wird.
Wie es wirklich auf dem ehrwürdigen “Hofgut” aussieht, weiß man nicht. Es gibt keinerlei Informationen über die Bedingungen der Tierhaltung. Es ist nicht möglich, etwas über die Lieferketten zu erfahren.
Nicht wie bei Oma
Natürlich weiß jeder: Mit der Realität der intensiven Nutztierhaltung ist schwer zu werben. Die Verbraucher haben jedoch inzwischen gar keine Ahnung mehr, wie Fleisch und Wurst hergestellt wird. Dass Nutztiere heute eben nicht mehr auf einem vielfältigen Bauernhof mit Kreislaufwirtschaft leben, sondern hochspezialisierte Betriebe unsere Steaks und Würste produzieren. Die Verbraucher wurden bei dieser Entwicklung einfach im Glauben gelassen, die Landwirtschaft funktioniere noch immer wie in den 1950er Jahren.
Fleisch-Werbung trägt zur Entfremdung bei
Wir müssen uns als Verbraucher aber auch fragen, ob wir nicht zu bequem waren. Es ist einfach, sich vorzustellen, alles wäre noch wie bei Omas Hofschlachtung auf dem heimeligen Bauernhof. Dass der Großteil der Tiere unter unwürdigen Bedingungen leben muss, wird dann gern von uns ausgeblendet oder wir wissen es schlicht gar nicht. Ich spreche die Verbraucher nicht frei von Schuld, aber die Werbung hat einen exzellenten Job gemacht, genau diese Idylle vorzugaukeln.
Dafür habe ich noch ein besonders gelungenes Beispiel:
“Bärchen – Streich aus Privatfleischerei“
Das klingt doch nach einer kindgerechten Ernährung, hergestellt in der hauseigenen Fleischerei. Das Bild unterstützt diesen Endruck: Der Hof scheint sogar ein beliebtes Ziel für Familienausflüge zu sein, wo Kinder spielen und mit ihrem Hund herumtollen.
Die Wurst besteht aus Schweine- und Putenfleisch. Doch auf dem Bild fehlt jede Spur von ihnen. Auf der Packung steht “natürlich”, was das auch immer heißen soll. Über die Haltungsbedingungen erfährt man nichts. Eine Rückverfolgung zu den Landwirten ist auch nicht möglich.
Was ich mir wünsche?
Eine klare Kennzeichnung der Haltungsbedingungen wäre für mich der richtige Schritt, um dem Verbraucher die Chance zu geben, zu entscheiden: Fleisch von Tieren kaufen, die ohne Auslauf auf ihrer eigenen Scheiße leben und intensiv gemästet werden, oder eben die tiergerechtere Alternative — Bio-Fleisch, Wild- oder Weidefleisch aus der Region.
Dafür braucht der Verbraucher die nötige Informationen und nicht den Werbeschleier, der sagt: Alles ist gut.
Oder was haltet ihr von diesem Etikettenschwindel?
Ja, das ärgert mich maßlos. Aber ich fürchte, der “normale” Verbraucher will das so.
Die meisten Fleischesser behaupten ja “Natürlich bin ich ein Tierfreund. Ich liebe doch meinen Hund / meine Katze…” Und da ist es einfach sehr schwer, sich einzugestehen, dass man auf der anderen Seite tagtäglich sehr vielen Tieren sehr viel Leid antut.
Also ist es einfacher, sich die Augen + Ohren zuzuhalten (wie kleine Kinder es tun) und an die Märchen der Werbung glauben zu wollen.
Man gucke sich mal die idyllischen Bilder auf den allermeisten Viehtransportern an…
Ich halte es da mit Paul McCartney… “Wenn Schlachthöfe Fenster hätten, wäre jeder Mensch Vegetarier.”
Aber die Werbung würde sich damit ja — im wahrsten Sinne es Wortes — ins eigene Fleisch schneiden.
Was wir imho bräuchten, wären faire, gesunde, wohlschmeckende, erschwingliche alternative Produkte, welche ohne Tierleid hergestellt werden!
Hallo Markus,
ja, das ärgert mich alles sehr. Auf der anderen Seite frage ich mich aber auch: Wer glaubt den ganzen Mist eigentlich? Die wahnsinnigen Mengen an Fleisch, die die Menschen tagtäglich essen, können nicht auf idyllischen Bauernhöfen produziert werden. Das kann sich wohl kaum jemand einreden.
Die Lösung ist einfach: Entweder nur sehr wenig oder möglichst gar kein Fleisch essen. Denn auch Demeter — Tiere werden nicht totgestreichelt.… (wobei es ihnen wahrscheinlich massiv besser geht als dem Tier, das oben auf dem Foto in der Packung gelandet ist).
Vielleicht sollte es Pflicht sein, dass jede Schulklasse einmal bei laufendem Betrieb eine Schlachterei besichtigt oder in eine Massentierhaltung hineinschauen kann. Dann würde der Anteil von Vegetariern und Veganern in unserer Gesellschaft massiv in die Höhe schnellen und wir bräuchten uns keine Gedanken über verlogene Fleischwerbung machen.…
Als Werbetreibender mit fleischverarbeitendem Betrieb auf der Kundenliste steht man leider auch machtlos da. Das Thema existiert nicht in unserem Alltag! Außer wenn gesagt wird: “Wir erwähnen gar nicht was für ein Fleisch da drin ist (außer auf der Zutatenliste), denn der Verbraucher soll sich darum gar keine Gedanken machen, sondern sich in unsere unbeschwerte Welt einkaufen.”
Als verantwortungsbewusster Mensch muss ich eigentlich nicht nur auf Fleisch verzichten, sondern auch den Job wechseln. Die wirtschaftliche Macht dahinter ist beratungsresistent.
Es gehört eine reale Kennzeichnung mit Bildern drauf. Wie bei Zigaretten. Außerdem Hinweise welche gesundheitlichen Schäden zuviel Fleisch und das ganze Antibiotika anrichten können
Sehr , sehr gute Kampagne.
Weiter so! Danke.
Mit nachhaltigen Grüßen
Ich bin erst seit ca. 2 Jahren Veganer, und beschäftige mich seither mit gesunder Ernährung. Habe aber auch früher nicht sehr viel Fleisch gegessen. Wenn ich aber sehe, was gekauft und z.B. in Restaurants für Portionsgrößen aufgetischt wird, bin ich am Verzweifeln. In den Nachrichten hörte ich, dass 2014 so viel Fleisch in Deutschland produziert und verzehrt wurde, wie nie zuvor.Dabei müßten wir eine Trendwende haben, um unser Klima noch zu retten. Man merkt ja schon, wie die meisten Deutschen ticken, als mal der Vorschlag kam, einen Fleischlosen Tag einzuführen, was gab es da einen Aufschrei! Ich fürchte, ohne gesetzlichen Druck ist da nicht viel zu machen, und das wird die Regierung tunlichst vermeiden. Aber ich muß für die Folgekosten der Übergewichtigen immer mehr in die Krankenkasse einzahlen!
Seit nunmehr 5 Jahren betreiben wir den Hockmannshof, auf dem eine Familienrotte von 60 — 90 rotbunten Husumer Landscheinen so leben kann, wie man sich das gerne wünschen würde.
Die Tiere werden auf der Weide geboren, sie leben zusammen mit Ihren Müttern bis Sie groß sind. Wenn Sie gerne mal Bilder sehen wollen einfach https://www.hockmannshof.de/Rotbuntes-Husumer-Landschwein.html in Ihren Browser eingeben so können die Tiere bei uns leben.
Ein Schwein welches mehr als 800 m² Platz pro Tier hat bewegt sich natürlich auch um ein vielfaches mehr als eines mit nur 1,4 m² Platz pro Tier. Das hat zur Folge, dass die Tiere ca. 3–4 mal soviel Zeit brauchen um das gleiche Gewicht auf die Waage zu bringen wie ein Mastschwein. Dazu kommt noch, dass die Tiere nicht mit Industriefutter gefüttert werden sondern ausschließlich nur Futter erhalten, welches auf dem Hof selbst angebaut wird und die natürlich je nach Jahreszeit.
Bei uns ‚leben die Tiere 24 Monate in freier Natur und haben dann am Ende eines interessantem und abwechslungsreichen Lebens ein so tolles dunkel rotes Fleisch welches von Geschmack nur so überläuft.
Was darf so was kosten ?
Wir haben im laufe der Jahre viele schöne und vor allem Genussvolle Produkte entwickelt.
Wer sich dafür Interessiert unser Shop http://www.feinschmecker-schwein.de/
Jetzt sind wir sehr oft auch auf Genuss Märkten und verkaufen unsere Produkte dort direkt.
z.B. 125 Gramm feine Leberwurst im Glas ohne jeden Zusatzstoff und mit einem herrlichen Aroma für € 7,50 — 8,50 je Glas.
Auf einem normal großen Markt haben wir ca. 200 — 450 Kunden pro Tag am Stand diese können bei uns auch gerne alles Probieren.
100 von 450 Besuchern sagen: Schmeckt ja super, wie früher aber zu teuer.
Weitere 100 Besucher sehen das Preisschild und laufen gleich weiter ohne zu probieren.
100 fragen nach dem Preis und sind dann Vegetarier.
und 50 bis 150 Besucher kaufen mit Freude.
Wie passt das, oder was darf ein Schweineleben / Tier kosten.
Unsere Erfahrung: Selbst wenn das Produkt deutlich und sofort nachvollziebar besser schmeckt als das was man so kennt, ist die Preis Barriere bei unter 4,00 je 125 Gramm.
Am Stand neben an, wir Hand gemachte Seife mit 100 Gramm pro Stück für € 6,50 verkauft da geht deutlich mehr über den Tresen.
Gerne können Sie mich anmailen um mit mir das Thema zu vertiefen
Mit freundlichen Grüß
Heinrich Hock
Hallo Markus,
Ich denke eine korrekte Etiketten Bezeichnung ist der richtige Weg! Meiner Meinung nach sollte man abschreckende Bilder (z.B. von der abartigen Tierhaltung) auf die Verpackungen drucken, wie wir es von Zigarettenschachteln kennen. Ist sowas nicht möglich?? Ich kann allen Menschen, die sagen ‘ist doch Quatsch’ die Dokumentation “Erdlinge” sehr empfehlen, seitdem kaufe ich nur noch Biofleisch! 😉