Ver­sor­gungs­eng­pass: Fischen bis nichts mehr geht


Der Fisch, den wir in Europa zu viel essen, fehlt in anderen Ländern. © James Morgan, WWF
Der Fisch, den wir in Europa zu viel essen, fehlt in anderen Ländern. © James Morgan, WWF

Immer mehr Men­schen essen immer mehr Fisch. Ein Satz, ein Fakt, lei­der kei­ne gute Tendenz.

Wenn ich mir die Sta­tis­ti­ken und Stu­di­en anse­he, ler­ne ich:

  • dass zur Mit­te des Jahr­hun­derts fast 10 Mil­li­ar­den Men­schen auf der Erde leben werden,
  • dass die wach­sen­den Ein­kom­men und Lebens­stan­dards heu­te schon über­all die Nach­fra­ge nach Fisch ankurbeln
  • und dass die Fische­rei heu­te und seit Jah­ren schon das Maxi­mum aus den Wild­fisch-Bestän­den entnimmt.

Es wird ganz deut­lich: Da kommt was auf uns zu. Eine „Eiweiß­lü­cke“, ein Ver­sor­gungs­eng­pass, eine Unsi­cher­heit in der welt­wei­ten Nah­rungs­ver­sor­gung. Ein schwer­wie­gen­des Problem.

Die Fischerei-Industrie fischt am Limit. © Hans-Ulrich Roesner, WWF
Fische­rei-Indus­trie fischt am Limit. © Hans-Ulrich Roes­ner, WWF

Über­fi­schung mit Folgen

Seit etli­chen Jah­ren betrei­ben wir auf allen Mee­ren einen ganz unge­sun­den Raub­bau an den Fisch­res­sour­cen. Die Wild­fi­scher­trä­ge von heu­te sind nicht mehr zu stei­gern. Und nur wenn die Erho­lung der zahl­rei­chen über­fisch­ten Bestän­de gelingt, kön­nen wir die Fang­men­gen von etwa 80 Mil­lio­nen Ton­nen über­haupt län­ger­fris­tig sichern. Heu­te ist die größ­te Gefahr für die Gesund­heit unse­rer Mee­re tat­säch­lich die Über­fi­schung. Und die ist nicht nur ein Pro­blem für die natür­li­chen Res­sour­cen, sie ist auch ein mas­si­ves sozio-öko­no­mi­sches Problem.

Euro­pa geht der Fisch aus

Wenn es in Euro­pa Eng­päs­se in der Selbst­ver­sor­gung mit Fisch gibt, dann glei­chen wir das als welt­größ­ter Fisch­im­por­teur eben über Ein­fuh­ren aus. Der­zeit sind das rund 60 Pro­zent des hier kon­su­mier­ten Fischs. Sta­tis­tisch gese­hen geht Euro­pa also zur Mit­te des Jah­res der eige­ne Fisch aus. Aber das beein­träch­tigt unse­ren Kon­sum nicht im Gerings­ten. Ab dem Tag, an dem Euro­pas Abhän­gig­keit von impor­tier­tem Fisch beginnt, essen wir im Grun­de Fisch, der anders­wo fehlt – als Nah­rung, aber auch als Stüt­ze von loka­len Wirtschaftsstrukturen.

#Fish­for­ward: Ver­ant­wor­tung zeigen

Ich fin­de, dar­aus lei­tet sich eine Ver­ant­wor­tung für uns in Euro­pa ab. Eine Ver­ant­wor­tung, die (auch) dar­in besteht, die Nah­rungs- und Lebens­grund­la­gen der Men­schen in Ent­wick­lungs­län­dern abzu­si­chern. Die Euro­päi­sche Uni­on hat aus die­ser Absicht ein gan­zes Jahr gemacht, das „Euro­päi­sche Jahr für Ent­wick­lung, EYD 2015“.

Fischer in Madagascar © natureplcom, Inaki Relanzon, WWF
Fischer in Mada­gas­car © nature­plcom, Ina­ki Rel­an­zon, WWF

Wir vom WWF wid­men uns in einem aktu­el­len Pro­jekt genau die­sem The­ma: Von 2015 bis 2017 läuft “Fish For­ward”, das Pro­jekt lei­ten die öster­rei­chi­schen WWF-Kol­le­gen. Es wird von der EU mit finan­ziert und will zwi­schen Nord­see und Adria mit einer breit ange­leg­ten Auf­klä­rungs­kam­pa­gne das Bewusst­sein aller Akteu­re dafür schär­fen, dass es Zusam­men­hän­ge gibt zwi­schen dem Fisch­kon­sum in der ent­wi­ckel­ten Welt und den Lebens­be­din­gun­gen der Men­schen in Entwicklungsländern.

Jeder kann etwas tun

Als Ver­brau­che­rIn in Euro­pa habe ich die Wahl – ich muss sie nur ken­nen! Uns steht täg­lich Fisch in vie­len For­men und Far­ben zur Ver­fü­gung. Die­se Wahl haben die meis­ten Men­schen in den Ent­wick­lungs­län­dern nicht, im Gegen­teil: Sie sind abhän­gig von genau dem, was ihnen ihr Küs­ten­meer zur Ver­fü­gung stellt. Wir kön­nen aber durch unse­re Kauf­ent­schei­dung Ein­fluss neh­men, damit die nach­hal­ti­ge Fische­rei, hin­ter der wir hier­zu­lan­de so her sind, für die Men­schen vor Ort Gestalt annimmt.

Damit das gelingt, müs­sen wir vie­le Infor­ma­tio­nen sam­meln und auch ganz neue erhe­ben. Bei­spiels­wei­se wol­len wir ermit­teln, wie viel Fisch im Jahr 2050 aus den Mee­ren gefischt wer­den kann — unter gleich blei­bend schlech­ten und unter nach­hal­ti­gen Bedin­gun­gen. Dafür haben wir uns gute Part­ner an die Sei­te geholt, wir machen das zusam­men mit der Uni Kiel. Mit­te die­ser Woche geht´s los, ich bin sehr gespannt.

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4 Kommentare

  1. Sascha Gröhling
    12. August 2015
    Antworten

    Die Poli­tik soll­te den Fisch­fang ein­fach mal für 10 Jah­re ver­bie­ten, dann wäre mal wie­der rich­tig was los in den Mee­ren. Eiweiß bekommt man locker genug über die rein Pflanz­li­che Ernäh­rung wenn sie rich­tig prak­ti­ziert wird.

    • Avatar-Foto
      13. August 2015
      Antworten

      Hal­lo Sascha,
      Die welt­wei­te Ernäh­rungs­fra­ge — und vor allem die zukünf­ti­ge Ernäh­rungs­si­che­rung — treibt auch uns beim WWF um. Und Du hast voll­kom­men Recht mit Dei­nem Hin­weis auf die pflanz­li­che Ernäh­rung, zumin­dest was uns als Kon­su­men­ten auf der Nord­halb­ku­gel betrifft.
      In ärme­ren Län­dern ist das Vege­ta­rier­tum lei­der auch Aus­druck einer Not­si­tua­ti­on und qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ger Pro­te­in­er­satz nicht immer zu haben. Uns wird in einer Welt, die immer mehr Men­schen beher­ber­gen und ernäh­ren muss, die Fra­ge beschäf­ti­gen, wie es eine gerech­te­re Ver­tei­lung der vor­han­de­nen Res­sour­cen geben kann. Und dabei spielt die Poli­tik eine sehr wich­ti­ge Rolle.

  2. Schaefer
    12. August 2015
    Antworten

    War­um weißt der WWF auch nicht in den Ent­wick­lungs­län­dern auf ein Grund­übel hin, der Überbevölkerung!

  3. Regine Schöniger
    12. August 2015
    Antworten

    Ich bin auch gegen das leer fischen ‚denn soviel Fisch wid nicht gegessen !
    das ist doch nur der Spaß an der Freu­de ‚Hop­py ect.
    Ich esse zwar auch Fisch, aber nur 1 mal in der Woche
    Mat­jes, Forel­len­fi­let , oder Filet­sor­ten dies bei Lidl oder Aldi gibt !
    Eine gesetz­än­de­rung muss her;
    Die Fischer müs­sen strän­ger kon­trol­liert werden!

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