Wir lieben unser Essen. Unsere Gewohnheiten, vererbte Familienrezepte unsere eigen(artig)en Vorlieben – all das drückt aus wer wir sind und woher wir kommen. Für viele Menschen gehört Fleisch zu einer Mahlzeit einfach dazu, jedoch wird dessen Konsum aus Ethik- und Umweltgründen immer umstrittener.
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Fleisch ganz und gar verbieten? Geht gar nicht! Aber auch schon Diskussionen um eine Verringerung des Angebots von Fleischgerichten in Kantinen und Mensen stößt auf große Widerstände. Wie lassen sich die Menschen davon überzeugen, dass tierische Produkte, insbesondere Fleisch, nicht nur der Gesundheit wegen, sondern auch für die Umwelt nur in Maßen gegessen werden sollten?
Schockbilder auf Lebensmitteln?
Macht es vielleicht zukünftig Sinn, Produkte, die Fleisch oder andere tierische Zutaten enthalten, mit einem Warnhinweis zu kennzeichnen – und damit den Schockfaktor zu erhöhen? Dieser Frage sind verschiedene Forscherteams, etwa in Deutschland und Großbritannien nachgegangen. Ergebnisse einer Studie der Durham University zeigen, dass mit Warnsymbolen versehene Fleischgerichte zwischen 7 und 10 Prozent weniger häufig ausgewählt wurden. Die Warnungen beinhalteten einen kurzen Text und ein Bild, so wie man es von Zigarettenschachteln kennt. In diesem Fall wurde darauf hingewiesen, dass Fleisch sich negativ auf die Gesundheit auswirkt, schlecht für die Umwelt ist und das Pandemierisiko erhöht.
Sollten wir vor Fleischverzehr also genauso warnen wie vorm Rauchen? Naja, wenn man es mal genauer betrachtet, ist Fleisch vielleicht wirklich nicht so viel besser als Zigaretten.
Viel Fleisch essen macht krank
Große Langzeitstudien aus den USA und Europa zeigen, dass ein langfristiger Verzehr von rotem und insbesondere verarbeitetem Fleisch zu einem erhöhten Risiko für Gesamtmortalität, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Darmkrebs und Typ-2-Diabetes führt. Bereits 2015 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO rotes Fleisch als wahrscheinlich krebserregend und verarbeitetes Fleisch als krebserregend eingestuft. Dazu hat sie die Empfehlung ausgesprochen, den Verzehr deutlich zu reduzieren. Verarbeitetes Fleisch steht somit auf der gleichen Liste wie Tabak und Asbest. Im gleichen Zug wird darauf hingewiesen, dass die Stoffe in ihrer Gefährlichkeit nicht gleichzusetzen sind.
Aber irgendwie sind diese Fakten keine große Überraschung. Jede:r von uns kennt die Ernährungspyramide mit ihren Empfehlungen und weiß, welche Lebensmittel sich an der Spitze und an der Basis befinden. Und trotzdem essen wir gern Süßes, Salziges, Fettes und auch tierische Produkte. Dieses Erbe haben wir unseren Vorfahren zu verdanken, die in einer Umgebung lebten, in der Essen ein rares Gut war. Sie lernten Fleisch dem Gemüse vorzuziehen, weil es mehr Kalorien enthielt. Heute leben wir in Deutschland aber im Überfluss – Essen ist immer verfügbar.
Der Fußabdruck unserer Ernährung
Und was ist mit den Auswirkungen auf die Umwelt? Bei den Klimakillern und Umweltverschmutzern denken die meisten Menschen zunächst an Autos, Flugzeuge oder Kohlekraftwerke. Tatsächlich hat unsere Ernährung jedoch einen enormen negativen Einfluss auf unseren Planeten, insbesondere bei der Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen, Artenverlust sowie Überdüngung.
Der Fußabdruck unserer Ernährung passt nicht zu den Kapazitäten unserer Erde. Etwa beträgt der Fußabdruck einer Person in Deutschland 2.022 Quadratmeter pro Jahr – das ist heute schon zu viel und im Jahr 2050 werden jedem von uns auf Grund von Bevölkerungs- und Wohlstandswachstum nur noch 1.700 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Wir sind mit unserem Konsum also auf zu großem Fuß unterwegs.
Sich ändern fällt schwer
Nun sind diese negativen Effekte keine Neuigkeiten mehr, sondern seit Jahrzehnten bekannt. Warum fällt es uns dann trotzdem so schwer, unser Verhalten zu ändern? Die Zeit läuft uns schließlich davon. Tick tack… Klimakrise… Tick tack… Biodiversitätskrise… Tack tack… Gesundheitskrise. So gesehen ist es gar keine so schlechte Idee, Fleischprodukte mit Warnungen zu versehen und möglicherweise auch Werbemaßnahmen für die Produkte zu beschränken.
Das, was diese Fotos und Warnhinweise leisten, ist am Ende Aufklärungsarbeit für Konsument:innen im Supermarkt oder im Restaurant. Mittels einer auf die Spitze getriebenen Kommunikation und Verbildlichung. Das kann bei einigen Konsument:innen zu einem Umdenken führen, wie das Experiment zeigt. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten über die Auswirkungen aufzuklären. Der freiwillige Nutri-Score informiert heute schon über die Gesundheitsauswirkungen. Der Planet- und Eco-Score klärt über die Umweltauswirkungen auf. Allerdings sind Produkte sind schon genug mit Labeln übersät. Solche Warnhinweise erweisen sich sicherlich nur bei ausgewählten Produkten als sinnvoll. Darüber hinaus können auch groß angelegte Informationskampagnen zur Sensibilisierung beitragen
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass die Konsument:innen nicht die Hauptverantwortlichen der Arten- und Klimakrise sind. Ihnen allein nicht-nachhaltigen Konsum anzulasten wäre schlicht unfair. Hier sind sowohl die Unternehmen selbst, die derlei Produkte überhaupt herstellen gefragt, als auch die Politik. Wir brauchen Rahmenbedingungen, die eine gesunde und nachhaltige Ernährung zur einfachen und günstigen Alternative machen.
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