Mode ist bekanntlich Geschmackssache und über Geschmack lässt sich trefflich streiten. Unstrittig ist dagegen der tiefe ökologische Fußabdruck, den unser Wunsch nach schicken Outfits hinterlässt.
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Im Jahr 2022 gaben deutsche Privathaushalte rund 65,2 Milliarden Euro für Kleidung aus – so viel wie nie zuvor. Durchschnittlich 60 Kleidungsstücke kauft jeder Mensch hierzulande pro Jahr. Socken und Unterhosen sind dabei noch nicht einmal eingerechnet. Der Überkonsum führt nicht nur zu überfüllten Schränken, sondern hat zugleich auch heftige Auswirkungen auf unsere Umwelt.
7.000 Liter Wasser für eine Jeans
Baumwolle zum Beispiel ist eine sehr durstige Pflanze. Pro T‑Shirt rechnet man mit über 2. 000 Litern. Für eine Jeans gehen sogar 7.000 Liter drauf. Wasser, das an anderer Stelle fehlt – etwa für die Versorgung der Bevölkerung. Was das bedeutet, lässt sich am Aralsee im Grenzgebiet von Kasachstan und Usbekistan beobachten. 90 Prozent des einst viertgrößten Sees der Erde haben sich bereits in Wüste verwandelt, weil seit Jahrzehnten Wasser für die intensive Bewässerung von Plantagen genutzt wird. Dort wird nicht nur aber vor allem Baumwolle angebaut.
Hinzu kommt, dass auf Plantagen jede Menge Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Die Rede ist von einem Kilo Chemikalien pro Kilo Baumwolle! Das belastet das Grundwasser, gefährdet die Gesundheit der Menschen, die auf solchen Feldern arbeiten und schadet der Natur.
Noch mehr Plastik
Inzwischen geht der Trend zu Kunstfasern. Rund 80 Prozent unserer Hosen, Hemden und Hoodies bestehen inzwischen aus Polyester, Nylon und anderen Kunstfasern. Für die Herstellung wird zwar weniger Wasser benötigt – dafür aber mehr Energie. Zudem basieren viele dieser Materialien auf Erdöl. Kunstfasern mögen zwar gut sitzen, sind aber schlecht fürs Klima und tragen zur Flut von Mikroplastik bei.
Nun wird sich nicht jede:r ein eigenes Schaf zulegen und stricken lernen. Auch nackt herumlaufen dürfte nur in Einzelfällen eine Lösung sein. Was aber helfen könnte: eine Art „Tempolimit für den Kleiderschrank“. Weniger kaufen und länger tragen.
Das Geschäft mit den Trends
Davon sind wir allerdings weit entfernt. Der Zeitgeist setzt auf „Fast Fashion“. Die Labels werfen alle paar Wochen eine neue Kollektion auf den Markt und der letzte Schrei von heute gilt schon morgen als out. Das Geschäft mit den Trends hat dazu geführt, dass sich Kleidungskäufe in den vergangenen zwei Jahrzehnten nahezu verdoppelt haben. 40 Prozent der Klamotten werden jedoch nie oder nur selten getragen. Oft verschwinden sie im Kleiderschrank und wandern später in den Altkleidersack. Eine Verschwendung, ähnlich der im Lebensmittelbereich.
Die Entsorgung von Textilien führt zu neuen Problemen. Müllhalden aus teils neuwertiger Kleidung in Chiles Atacamawüste oder mit Altkleidern überschwemmte Märkte in Ghana zeugen von der Überhitzung des Systems.
Den Preis zahlen die anderen
Der Preis der schönen bunten Modewelt ist hoch. Ihn zahlen aber nicht die Modejunkies in den Industrieländern, sondern die Landwirt:innen in Afrika oder die Näher:innen in Bangladesch und Indien. Bei ihnen kommt in der Regel nicht einmal ein Prozent des Kaufpreises an.
Billigmode trägt sicher zum Erfolg von Fast Fashion und der hohen Nachfrage bei. In den 60er Jahren mussten die Menschen noch tief in die Tasche greifen, um sich ein neues Kleid oder einen Anzug leisten zu können. Damals gingen zwölf Prozent des Gehalts und mehr für die Anschaffung von Kleidern und Schuhen drauf. Heute ist es nicht einmal mehr die Hälfte, trotz des massiv wachsenden Konsums.
Mit dem WWF-Newsletter nichts mehr verpassen!Aber auch wer zu Luxusartikeln greift, hat keinesfalls die Garantie, dass ein sauberes Stück im Schrank hängt. Dafür dürfte zumindest die Wahrscheinlichkeit steigen, dass eine hochwertigere Jacke länger genutzt und damit die Umwelt entlastet wird.
Wie es nachhaltiger geht
Bleibt festzuhalten: Mode bewusste Umweltschützer:innen haben es nicht leicht. Ihre Klamotten sollten nicht nur schick und trendy sein, sondern zugleich fair, langlebig und giftfrei. Nur selten passt das wie angossen. Textilsiegel können zwar eine erste Orientierung geben. Doch es ist nicht leicht, hier den Durchblick zu behalten. Wer seine Kleidung lange trägt, Löcher auch mal stopfen lässt und öfter Mal beim Second-Hand-Shop reinschaut, macht jedenfalls schonmal Vieles richtig.
Mehr zum Thema könnt ihr in unserer Podcast-Folge “Der letzte Schrei” nachhören.
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