Muss es unbe­dingt ech­ter Fisch sein?


Das ist veganer Lachs aus Möhren von Madgalena Schwarzenlander © Keine Maerchen
Das ist veganer Lachs aus Möhren von Madgalena Schwarzenlander © Keine Maerchen

800 Mil­lio­nen Men­schen sind auf Fisch ange­wie­sen – dazu zäh­le nicht ich.  

Fisch essen ist schlecht. Zumin­dest für die Mee­re, deren Fisch­be­stän­de jetzt schon unter der Last der indus­tri­el­len Fische­rei lei­den. Hin­zu kom­men hoher Bei­fang, zer­stör­te Öko­sys­te­me, ille­ga­le Fische­rei und als wäre das nicht genug auch noch der Kli­ma­wan­del, der den Mee­ren ordent­lich zusetzt Klingt alles in allem so mit­tellecker 

Ich esse nur eins, zwei­mal im Monat Fisch. Das ist schon mal gut. Denn wenn Fisch nur als sel­te­ne Deli­ka­tes­se genos­sen wird, wird auch weni­ger gefan­genMein Ver­zicht ändert natür­lich nix dar­an, dass die Mee­re immer mehr Men­schen ernäh­ren müs­sen. Welt­weit sind 800 Mil­lio­nen Men­schen auf Fisch als wich­tigs­te Nah­rungs­grund­la­ge ange­wie­sen — vor allem in Asi­en und Afri­kaFür sie gibt es kaum Alter­na­ti­venDas kann ich schwer ändern. Mei­ne eige­ne Betei­li­gung am Raub­bau der Meere aber schon. 

© James Suter / Black Bean Pro­duc­tions / WWF-US

Fisch­lo­se Alter­na­ti­ven:  

Mein Kol­le­ge Klaus will es wis­sen und stellt dem­nächst in einem Selbst­test vega­nes Lachs­fi­let aus Karot­ten her. Und weil ihm das Expe­ri­ment allein nicht aus­reicht, bat­telt er sich auch gleich mit unse­rer Lachs­er­satz-erprob­ten Kol­le­gin Rebec­ca. Wie er das genau ange­stellt hat und ob es ein Erfolg wird? Wir hal­ten euch auf dem Lau­fen­den auf unse­rem Tik­Tok-Kanal!

Für mich, Mut­ter von drei klei­nen Kin­dern, ist das zuviel Arbeit. Hier muss es schnell gehen und trotz­dem gesund sein. Gott sei Dank gibt es sie: fisch­lo­se Alter­na­ti­ven aus dem Kühl­re­galAm ehes­ten hät­te ich noch unech­te Fisch­stäb­chen erwar­tet. Die gibt es und sie wer­den anstands­los von mei­nen Kids akzep­tiert. Aber was ist mit anspruchs­vol­le­ren Pro­duk­ten, die nicht mit fet­ter Pana­de über unech­ten Fisch­ge­schmack hin­weg­täu­schen kön­nen? 

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Der Markt an Fisch­sub­sti­tu­ten boomt 

Die gro­ße Aus­wahl über­rascht mich: Sie reicht von vega­nen Fisch­stäb­chen und Fisch­bur­ger über Lachsfilet und vega­nen Kavi­ar bis hin zu vega­nen Rie­sen­gar­ne­len und Scam­pi. Es gibt nahe­zu alles, wonach es Fisch­lieb­ha­ber gelüs­tetAber was ist drin? Oft wird Soja, Wei­zen­ei­weiß und Tofu als Basis für vega­ne Fisch­al­ter­na­ti­ven genutzt. Klingt etwas fade. Damit die Pro­duk­te auch nach Fisch schme­cken, wer­den Algen unter­ge­mischt. Jetzt dreht sich dir der Magen um? Nicht nötig, denn was vie­len Verbraucher:innen viel­leicht nicht bewusst ist: Der uns bekann­te Fisch­ge­schmack kommt sowie­so von Algen, weil Fische sich ent­we­der von Algen ernäh­ren oder eben von klei­ne­ren Fischen, die ihrer­seits Algen fres­sen.  

Karottenlax als vegane Alternative zu Fisch © Keine Maerchen
Karot­ten­lachs als vega­ne Alter­na­ti­ve zu Fisch © Kei­ne Maerchen

Und was ist mit Omega‑3? 

Immer wie­der lese ich, man dür­fe kei­nes­falls auf Fisch ver­zich­ten wegen der wert­vol­len Ome­ga-3-Fett­säu­ren. Rich­tig ist, Omega‑3 ist gesund für uns Men­schen. Aber wenn es nur dar­um geht, dann tun es auch drei Walnüs­se am Tag, um die benö­tig­te Men­ge an Omega‑3 zu decken oder Lein­sa­men im Müs­li oder Algen­öl aus dem Reform­haus. Kein Grund also, des­we­gen gleich einen Fisch auf dem Gewis­sen zu haben. Wo wie gera­de beim The­ma sind… 

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Sind Algen die Lösung gegen Über­fi­schung? 

Ob Mikro­al­gen die Lösung für die Ent­las­tung der Welt­mee­re bedeu­ten könn­ten, wird der­zeit noch erforscht1Fakt ist: Mikro­al­gen wären eine aus­ge­zeich­ne­te zusätz­li­che Quel­le für Ome­ga-3-Fett­säu­ren und Pro­te­in. Noch ist die Fra­ge zu klä­ren, ob sie umwelt­freund­li­cher in der Her­stel­lung sind als Fisch. 

Gemäß den Forscher:innen ver­ur­sacht die Mikro­al­gen­zucht aktu­ell noch ver­gleich­ba­re Umwelt­kos­ten wie die Fisch­pro­duk­ti­on. Aller­dings braucht die Algen­pro­duk­ti­on für die glei­che Men­ge an Ome­ga-3-Fett­säu­ren deut­lich weni­ger Flä­che als die Aqua­kul­tur und kann sogar auf unfrucht­ba­ren Böden erfol­gen. Sicher­lich kön­nen Algen Fisch als Nah­rung nicht kom­plett erset­zen. Aber auf jeden Fall könn­ten die aus ihnen gewon­ne­nen Ome­ga-3-Fett­säu­ren als Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel nicht nur uns in Euro­pa, son­dern auch Men­schen in Ent­wick­lungs­län­dern mit lebens­wich­ti­gen Spu­ren­ele­men­ten ver­sor­gen.  

Und nun? 

Per­sön­lich wer­de ich nun wohl häu­fi­ger auf vega­ne Fisch­pro­duk­te zurück­grei­fen. (Vor allem die vega­nen Gar­ne­len haben es mir ange­tan und sind deut­lich gesün­der als ihre anti­bio­ti­ka­ver­such­ten Ori­gi­na­le).  Wenn es doch mal „ech­ter“ Fisch sein soll, nut­ze ich die Fisch­rat­ge­ber-App des WWF (iOS, Android). Damit bin ich immer auf der siche­ren Sei­te und kann mich für den Fisch ent­schei­den, der die gerings­ten Aus­wir­kun­gen auf die Über­fi­schung hat. Vega­ne Fisch­pro­duk­te bekommt ihr am ehes­ten im Bio­super­markt eures Ver­trau­ens. Ich bin über­zeugt, dass sich sol­che Pro­duk­te in den nächs­ten Jah­ren auch ver­mehrt im kon­ven­tio­nel­len Super­markt fin­den lassen. 

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6 Kommentare

  1. Markus Beck
    1. Februar 2021
    Antworten

    Die Sub­sti­tu­ti­ons­pro­duk­te fin­de ich klasse. 

    Beim Fisch­fang gene­rell muss ein Umden­ken statt­fin­den. 80 Jah­re zurück.

    Indus­tri­el­le Fische­rei ver­bie­ten und klei­ne Fie­sche­rei unterstützen.
    Dies bringt vie­len Klein­fi­schern Arbeits­plät­ze und der Fisch wird als Deli­ka­tes­se verkauft!

  2. Monika Depping
    6. Februar 2021
    Antworten

    Kein Fisch muss für uns lei­den und ster­ben. Fische emp­fin­den auch Schmer­zen! Als Vega­ner brau­chen wir auch kei­nen Lachs­er­satz oder vega­ne Riesengarnelen.…warum muss es in einem vega­nen Pro­dukt ein tier­li­ches Wort geben? Bei uns ist sel­ber machen ange­sagt, ver­mei­det u.a. auch Müll. Algen ent­hal­ten Schad­stof­fe und Schwer­me­tal­le! Fol­gen­de Satz habe ich gele­sen : Mehr Mensch­lich­keit durch weni­ger Menschen!

  3. Michael Schmid
    6. Februar 2021
    Antworten

    Das Haupt­pro­blem unse­res Pla­ne­ten ist der Mensch !
    Es gibt viel zu vie­le ! Und trotz bes­sern Wis­sens wird nichts dage­gen unternommen.
    Ist der Mensch wirk­lich die Kro­ne der Schöpfung ?
    Intel­li­gent ist es aus mei­ner Sicht jeden­falls nicht, wenn man trotz bes­se­ren Wis­sens wei­ter macht wie bisher.
    Und kon­kret zum The­ma Fischer­satz­pro­duk­te: Hört sich in der Theo­rie gut an. Aber braucht es dafür nicht auch Ressourcen ?
    Wo kommt denn das Soja her ?
    Was hat der Soja­ver­brauch für Kon­se­quen­zen für die Umwelt ?

    Die Lösung für die Pro­ble­me unse­res Pla­ne­ten kann nur sein, weni­ger Menschen !
    Aber das wider­spricht natür­lich der auf alles aus­ge­rich­te­ten Wachstumspolitik.

    Weni­ger Men­schen bedeu­tet aber weni­ger Pro­ble­me für die Erde.
    Damit löst man Pro­ble­me wie
    — Flächenverbrauch
    — Abhol­zung der Wälder
    — Überfischung
    — das Müllproblem
    — Über­dün­gung der Böden
    — Plas­tik in den Mee­ren (mit das größte
    Pro­blem, was wir haben !)

    Bin gespannt, ob die Mensch­heit das begrei­fen wird — bevor es zu spät ist.

    PS: die Mensch­heit will ja ins Welt­all… man ist ja auf der Suche nach einer „zwei­ten Erde“.
    Ich hof­fe, das wird nie gelingen !
    Denn es ist schon eine Schan­de, was wir unse­ren Pla­ne­ten antun. Wol­len wir nun tat­säch­lich einen wei­te­ren Pla­ne­ten zerstören ?
    ✌️

  4. Jörg
    6. Februar 2021
    Antworten

    Vie­len Dank für die­sen Bei­trag! Es ist sehr erfreu­lich, dass sich auch mal eine Natur­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on an das The­ma vega­ne Alter­na­ti­ven her­an­traut. Da ich als lang­jäh­ri­ger Vega­ner gene­rell gegen Tier­aus­beu­tung bin, ver­mis­se ich den ethi­schen Aspekt etwas, da auch Fische füh­len­de Lebe­we­sen sind und nicht nur als Res­sour­ce betrach­tet wer­den soll­ten, son­dern auch einen Eigen­wert haben.

  5. Peter Beutel
    6. Februar 2021
    Antworten

    Ich lie­be Fisch im Aqua­ri­um und vor allem beim Tau­chen. Mich ärgert wenn ich sehe was bei den Fischern so als Bei­fang ankommt und wie damit umge­gan­gen wird.Von mir aus esse ich wenig Fisch, denn ich mag den Geschmack nicht. Also tra­ge ich mei­nen Teil dazu bei die Über­fi­schung zu redu­zie­ren. Ome­ga 3 hole ich mir über Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel. Vega­ne “Fisch-Gerich­te” sind für mich eine Mogel­pa­ckung. Das Wort Fisch soll­te da gar­nicht auf­tau­chen. Das gilt auch für Fleisch und Wurst.

  6. Urkrates
    7. April 2021
    Antworten

    Wenn es doch mal „ech­ter“ Fisch sein soll, nut­ze ich die Fisch­rat­ge­ber-App des WWF (iOS, Android).”

    War­um soll­te es doch mal ech­ter Fisch sein, Frau Hüben­be­cker? War­um nicht gänz­lich drauf ver­zich­ten? Gehen Sie doch mal mit gutem Bei­spiel vor­an und erzäh­len Sie der Welt, dass sie gänz­lich auf das Fal­sche ver­zich­ten. Die­ser Mut wird sicher­lich mit eini­gen Fol­lo­wern belohnt, da Sie dann näm­lich ech­te Pio­nier­ar­beit leisten.

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