True story: Neulich stand ein Vertriebsmitarbeiter eines Stromversorgers mit einem Tablet bewaffnet vor meiner Wohnung. Er wollte mich zu einem Anbieterwechsel bewegen. Als er mich nach meinem Stromverbrauch fragte, machte er große Augen und dachte sich verhört zu haben. Seit Jahren verbrauche ich weniger als 400 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. „Sie meinen tausend?“, sagte er ungläubig. „Das ist ja erstaunlich“ hörte ich ihn noch einige Male fast mehr zu sich selbst sagen. Trotzdem wollte er mir noch zeigen, dass ich bei einem Anbieterwechsel eventuell weniger bezahlen würde. Überrascht musste er dabei feststellen, dass der Schieberegler seiner Tablet-Software gar nicht unter die Grenze von 500 kWh bewegt werden konnte…
Unser Gespräch dürfte einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen haben. Doch auch mir gab es zu denken. Ok, ich bin überdurchschnittlich genügsam. Aber beim Blick auf den Stromspiegel für Deutschland scheint es in vielen Haushalten große Einsparpotenziale zu geben.
Und es stellen sich eine Menge Fragen:
- Verschwenden wir Unmengen an Strom und belasten damit unnötig die Umwelt?
- Wie viel ließe sich problemlos einsparen?
- Auf wie viele Emissionen CO2 könnten wir dadurch vielleicht sogar verzichten?
Ja, wir verschwenden Strom, Geld und Umwelt
In Deutschland verbrauchten die privaten Haushalte 2018 insgesamt 129 Terawattstunden (TWh) Strom. Das ist mehr als ein Viertel des Gesamtstromverbrauchs. Die Deutsche Energie-Agentur dena gibt an, dass rund ein Drittel also 40 TWh des Stromverbrauchs in Haushalten eingespart werden kann. 40 Milliarden Kilowattstunden, das entspricht in etwa der jährlichen Stromerzeugung von vier Kernkraftwerken oder einiger größerer Kohlekraftwerke. Im Jahr 2019 hat in Deutschland der Verbrauch einer Kilowattstunde im Schnitt die Emission von 427 Gramm CO2 verursacht. Bei 40 TWh sind das 17 Millionen Tonnen CO2.
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Damit belasten wir unnötig Umwelt und Klima. Denn was nicht verbraucht wird, müsste gar nicht erst aufwändig erzeugt und mit Übertragungsverlusten transportiert werden. Mehr Strombedarf heißt auch mehr Eingriffe in Natur und Landschaften. Wo zum Beispiel Braunkohle gefördert wird, werden ganze Dörfer abgebaggert und Landstriche verwüstet. Jahrhundertealte Ortschaften gehen unwiederbringlich verloren. So wurde auch das Lausitzer Dorf Horno, in dem meine Großeltern gelebt haben, dem Braunkohletagebau Jänschwalde geopfert.
Wir werfen Geld zum Fenster raus
Aber auch Geld schmeißen wir damit zum Fenster raus. Rechnerisch verschwenden die Haushalte hierzulande bei einem durchschnittlichen Strompreis von knapp 30 Cent pro Kilowattstunde jedes Jahr zwölf Milliarden Euro. Dabei ist weniger Strom zu verbrauchen einfach, sofort umsetzbar, entlastet die Umwelt und spart Geld. Laut Verbraucherzentrale könnten Haushalte im Schnitt eine jährliche Ersparnis von mehreren Hundert Euro erzielen. Allein der Standby-Stromverbrauch von Geräten, die im Ruhezustand sind, aber immer noch Strom aus der Steckdose ziehen, kann in manchen Haushalten Kosten von über 100 Euro pro Jahr verursachen.
Zur Energiewende gehört zuvorderst Energieeffizienz
Weniger Strom verbrauchen spart Geld und schont die Umwelt – ein echter Win-Win. Zum Gelingen der Energiewende gehört darum neben dem Umstieg von Kohle, Öl, Gas und Kernkraft auf erneuerbare Energien auch ein effizienterer Umgang mit Energie. Denn noch besser als eine Kilowattstunde aus erneuerbaren Energien ist eine, die gar nicht erst erzeugt werden muss.
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So gelingt eure persönliche Stromwende:
Vermeidet unnötigen Verbrauch!
- Wäsche aufhängen, statt energieintensiv in den Wäschetrockner.
- Licht aus in Räumen, in denen sich niemand aufhält. Das gilt übrigens auch im Büro.
- Schaltet Geräte vollständig aus, wenn sie nicht mehr genutzt werden. Damit keine Standby-Stromverbräche entstehen: Stecker raus oder nutzt schaltbare Steckerleisten.
- Auch den WLAN-Router aus, wenn ihr offline geht. Gönnt dem Internet mal eine Pause. Mehr Tipps, gerade für das “grüne” Homeoffice? Hier entlang.
- Taut regelmäßig das Gefrierfach ab – sonst wirkt der Eispanzer wie eine isolierende Schicht und der Gefrierschrank verbraucht zu viel Energie.
- Nur die wirklich benötigte Wassermenge in den Wasserkocher. Wer nur eine Tasse Tee will, braucht nicht 1,5 Liter heißes Wasser.
- Wer einen Balkon oder Platz außerhalb seiner Wohnung hat, kann in der kalten Jahreszeit den Kühlschrank getrost ausschalten. Die Lebensmittel einfach von der Außenluft kühlen lassen, z.B. in einer Kühlbox. Bei mir ist der Kühlschrank mehrere Monate einfach außer Betrieb. Funktioniert übrigens auch ganzjährig — anstatt Kühl- und Tiefkühlware gibt’s dann eben frische Kost die schnell verbraucht wird 😉
Setzt auf Effizienz!
- Messt mit einem Strommessgerät, wie viel Strom eure Geräte verbrauchen.
- Achtet beim Kauf von Beleuchtungsmitteln, Kühlschränken, Waschmaschinen und anderen Elektrogeräten auf den Energieverbrauch und die Effizienzklassen. Aber Achtung: ab März 2021 erhalten Elektrogeräte eine neue Energieverbrauchskennzeichnung. Aus dem bekannten A+++ bis D wird dann eine Einteilung von A bis G. Vergleiche ökologischer Spitzenprodukte findet ihr hier.
- Kocht im Topf am besten mit Deckel, denn so entweicht weniger Wärme und das Essen wird auch niedrigerer Herdstufe gar.
- Nutzt Sparprogramme und niedrige Temperaturen bei Spül- und Waschmaschine.
- Stellt beim Kühlen „wärmere“ Temperaturen ein: Im Kühlschrank reichen sechs bis sieben Grad aus und im Tiefkühlschrank oder in der Gefriertruhe genügen minus 18 Grad.
- Duschen statt baden spart nicht nur Warmwasser, sondern bei elektrischen Durchlauferhitzern auch jede Menge Strom. Für Fortgeschrittene: kaltes Duschen spart noch mehr, belebt und macht müde Geister munter😊
Nutzt Ökostrom und macht euch für die Energiewende stark
- Wenn es geht: Erzeugt euren eigenen Ökostrom. Zum Beispiel mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder engagiert euch bei eurem Vermieter für erneuerbaren Mieterstrom.
- Wechselt zu einem Ökostromanbieter, der die Energiewende aktiv vorantreibt, indem er beispielsweise den Bau von Neuanlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien aus Wind, Sonne oder Geothermie fördert. Einige Anbieter findet ihr hier.
- Engagiert euch: Sei es an der Wahlurne, vor Ort durch die Teilnahme an Demonstrationen oder digital durch Beiträge in den sozialen Medien oder die Unterzeichnung von Petitionen. Teilt euer Wissen mit eurer Familie und im Bekanntenkreis.
Weitere nützliche Stromspartipps findet ihr hier.
Helft mit! Zusammen sparen wir viele klimaschädliche Emissionen ein — und bringen so die Energiewende voran!
Obwohl ich viel selbst koche und Desktop-PC sowie ein Spülmaschine nutze, liegt mein Verbrauch meist bei 900 kw im Jahr. Habe überall LED Leuchten und E‑Geräte sind alle sehr sparsam. Aber die Hauptersparnis habe ich durch die LEDs erreicht. Stand by gibt es bei mir auch nicht. Nur mein Wlan Router kann ich nicht in der Nacht deaktivieren, da mein Festnetztelefon dann nicht aktiv ist. Das ist aber wichtig, da ich sonst im Notfall nicht erreichbar wäre für Teile meiner Familie. Die älteren Leute wie mein alter Herr haben es nicht so mit Handy.
DIEJENIGEN, DIE ÖKO — STROM BEZIEHEN,
BRAUCHEN KEINE ÖKO — STEUERN ZU BEZAHLEN !!!