Ess­ba­res Gemü­se aus dem Meer


Der Mönchsbart stammt ursprünglich aus italienischen Po-Ebene - und ist nicht das einzige Gemüse, dass vom Strand kommt.
Der Mönchsbart stammt ursprünglich aus der italienischen Po-Ebene © Stephan Lutter

Es soll ja Leu­te geben, die ger­ne See­gur­ken essen. Dabei han­delt es sich nicht um Gemü­se, son­dern um soge­nann­te Sta­chel­häu­ter. Das sind Tie­re, die eng mit den See­ster­nen und ‑igeln ver­wandt sind. Fisch und Mee­res­tie­re esse ich natür­lich, aber nur aus nach­hal­ti­gen Quel­len. See­gur­ken blei­ben für mich als Mee­res­bio­lo­gen daher nur Objek­te wis­sen­schaft­li­cher Begier­de. Wenn schon Gur­ken, dann doch lie­ber Salat­gur­ken direkt aus mei­nem Schre­ber­gar­ten. Womit wir schon beim The­ma wären…

Lecke­res Gemü­se: Meer­fen­chel und Mönchsbart

Meerfenchel liebt die salzige Seeluft.
Meer­fen­chel liebt die sal­zi­ge See­luft. © Ste­phan Lutter

Wuss­tet ihr, dass vie­le Strand- und Salz­pflan­zen unse­rer Küs­ten ess­bar sind? Man­che unse­rer heu­ti­gen Gemü­se­sor­ten stam­men von ihnen ab. Da ich dem Meer nicht nur beruf­lich, son­dern auch in der Frei­zeit ver­bun­den und zugleich Hob­by­gärt­ner bin, inter­es­sie­re ich mich sehr für die­se Zusam­men­hän­ge. Eini­ge Sor­ten gibt es daher auch in mei­nem Gar­ten. Salat aus Algen und Tan­gen ist in Irland, Schott­land oder auch Japan durch­aus üblich. Aber soweit muss man ja nicht gleich gehen — außer­dem woll­te ich ja von mei­nem Gar­ten berichten.

Da wächst zum Bei­spiel der wür­zi­ge “Meer­fen­chel” in mei­nem Kräu­ter­beet. Er stammt eigent­lich aus ande­ren Regio­nen: von den mil­den, vom Golf­strom ver­wöhn­ten Fels­küs­ten der bri­ti­schen Inseln. Auch ohne sal­zi­ge See­luft hält er es bei mir aus. Oder kennt ihr den “Mönchs­bart”? Er kommt aus den Salz­wie­sen der ita­lie­ni­schen Po-Ebe­ne, braucht daher viel Wär­me und wohnt in mei­nem Gemü­se-Gewächs­haus. Als kna­cki­ges Früh­lings­ge­mü­se, das nur kurz blan­chiert und wie Spi­nat geges­sen wird, hat­te ich den Mönchs­bart auf dem Münch­ner Vik­tua­li­en­markt ken­nen­ge­lernt. Das Saat­gut habe ich schließ­lich bei einem Ver­sand gefunden.

Quel­ler im Glas

Salicorne ist der französische Name für den Queller. Eingelegt gilt er in der Bretagne als Delikatesse.
Sali­cor­ne ist der fran­zö­si­sche Name für den Quel­ler. Ein­ge­legt gilt er in der Bre­ta­gne als Deli­ka­tes­se. © Ste­phan Lutter

Der “Quel­ler” ist ein naher Ver­wand­ter des Mönch­bar­tes. Er wächst als so genann­te Pio­nier­pflan­ze in den Schlick­flä­chen des Wat­ten­meers. In Kriegs- und Not­zei­ten dien­te er auf den Nord­see­inseln als will­kom­me­ne Vit­amin-C-Quel­le, eben­so wie der Strand­we­ge­rich. In der Bre­ta­gne hin­ge­gen essen die Leu­te bis heu­te noch fast alles, was das Meer her­gibt: Aus­tern eben­so wie Mee­res­schne­cken, wahr­schein­lich auch See­gur­ken. Gera­de bin ich von einer EU-Kon­fe­renz im bre­to­ni­schen Saint-Malo zurück­ge­kom­men. The­ma waren so genann­te “mari­ne Natu­ra 2000-Gebie­te” in euro­päi­schen Gewäs­sern. Ein­mal habe ich mich für eine Stun­de aus der Ver­an­stal­tung gestoh­len — nicht wei­ter­sa­gen — um nach regio­na­len Spe­zia­li­tä­ten für mei­ne Gour­met­kü­che zu stö­bern. Und da fand ich ihn: Quel­ler als Kon­ser­ve. Er ist dort als “Sali­cor­ne” bekannt.

Der Urahn der Kohlköpfe

Wer schon mal auf Hel­go­land war oder durch die Vor­dü­nen von Amrum wan­der­te, hat viel­leicht den Meer­kohl bemerkt. Er gilt als Urform unse­rer Kohl­sor­ten. Als rei­ner Blatt­kohl ist er mit sei­nen grau­grün bis vio­let­ten, gewell­ten Blät­tern in mei­nem Gar­ten eine Augenweide.

Und nun hof­fe ich, dass euch das Was­ser im Mund zusam­men gelau­fen ist. Guten Appetit!

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