Es soll ja Leute geben, die gerne Seegurken essen. Dabei handelt es sich nicht um Gemüse, sondern um sogenannte Stachelhäuter. Das sind Tiere, die eng mit den Seesternen und ‑igeln verwandt sind. Fisch und Meerestiere esse ich natürlich, aber nur aus nachhaltigen Quellen. Seegurken bleiben für mich als Meeresbiologen daher nur Objekte wissenschaftlicher Begierde. Wenn schon Gurken, dann doch lieber Salatgurken direkt aus meinem Schrebergarten. Womit wir schon beim Thema wären…
Leckeres Gemüse: Meerfenchel und Mönchsbart
Wusstet ihr, dass viele Strand- und Salzpflanzen unserer Küsten essbar sind? Manche unserer heutigen Gemüsesorten stammen von ihnen ab. Da ich dem Meer nicht nur beruflich, sondern auch in der Freizeit verbunden und zugleich Hobbygärtner bin, interessiere ich mich sehr für diese Zusammenhänge. Einige Sorten gibt es daher auch in meinem Garten. Salat aus Algen und Tangen ist in Irland, Schottland oder auch Japan durchaus üblich. Aber soweit muss man ja nicht gleich gehen — außerdem wollte ich ja von meinem Garten berichten.
Da wächst zum Beispiel der würzige “Meerfenchel” in meinem Kräuterbeet. Er stammt eigentlich aus anderen Regionen: von den milden, vom Golfstrom verwöhnten Felsküsten der britischen Inseln. Auch ohne salzige Seeluft hält er es bei mir aus. Oder kennt ihr den “Mönchsbart”? Er kommt aus den Salzwiesen der italienischen Po-Ebene, braucht daher viel Wärme und wohnt in meinem Gemüse-Gewächshaus. Als knackiges Frühlingsgemüse, das nur kurz blanchiert und wie Spinat gegessen wird, hatte ich den Mönchsbart auf dem Münchner Viktualienmarkt kennengelernt. Das Saatgut habe ich schließlich bei einem Versand gefunden.
Queller im Glas
Der “Queller” ist ein naher Verwandter des Mönchbartes. Er wächst als so genannte Pionierpflanze in den Schlickflächen des Wattenmeers. In Kriegs- und Notzeiten diente er auf den Nordseeinseln als willkommene Vitamin-C-Quelle, ebenso wie der Strandwegerich. In der Bretagne hingegen essen die Leute bis heute noch fast alles, was das Meer hergibt: Austern ebenso wie Meeresschnecken, wahrscheinlich auch Seegurken. Gerade bin ich von einer EU-Konferenz im bretonischen Saint-Malo zurückgekommen. Thema waren so genannte “marine Natura 2000-Gebiete” in europäischen Gewässern. Einmal habe ich mich für eine Stunde aus der Veranstaltung gestohlen — nicht weitersagen — um nach regionalen Spezialitäten für meine Gourmetküche zu stöbern. Und da fand ich ihn: Queller als Konserve. Er ist dort als “Salicorne” bekannt.
Der Urahn der Kohlköpfe
Wer schon mal auf Helgoland war oder durch die Vordünen von Amrum wanderte, hat vielleicht den Meerkohl bemerkt. Er gilt als Urform unserer Kohlsorten. Als reiner Blattkohl ist er mit seinen graugrün bis violetten, gewellten Blättern in meinem Garten eine Augenweide.
Und nun hoffe ich, dass euch das Wasser im Mund zusammen gelaufen ist. Guten Appetit!
Kein Kommentar