Angefangen hatte bei mir alles mit einer großen Frage: Was ist eigentlich „nachhaltige” Ernährung? Diese ist jedoch nicht zu beantworten, ohne dass weitere Fragen gestellt werden müssen, wie ich leider feststellte. Wie viele Lebensmittel landen denn eigentlich in Deutschland im Müll? Und warum überhaupt?
WWF-Studie: Das große Wegschmeißen
Im Jahr 2012 haben wir die Studie “Tonnen für die Tonne” veröffentlicht. Darin untersuchten wir, was es mit der Lebensmittelverschwendung auf sich hat. Inzwischen ist es zu meinem Schwerpunktthema geworden – beruflich für den WWF, aber auch für mich ganz privat. Denn schon die ersten Ergebnisse zeigten uns, dass wir uns diese absurde Verschwendung in Zukunft ganz sicherlich nicht mehr leisten können und sollten. Mit unserer neuen Studie “Das große Wegschmeißen” nähern wir uns diesem Thema noch einmal und zeigen auf, wer vom Acker bis zum Teller welchen Anteil an der Lebensmittelverschwendung trägt und vor allem, wie hoch das Vermeidungspotenzial ist.
Hilf mit, die Lebensmittel- verschwendung zu beenden: Unterschreibe unsere Petition an den Deutschen Bundestag!
Unvorstellbare 1,3 Milliarden Tonnen essbarer Lebensmittel werden laut der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) derzeit unnötigerweise weggeworfen. Deutschland macht bei der Verschwendung keine Ausnahme. Über 18 Millionen Tonnen an Lebensmitteln landen bei uns pro Jahr im Müll. Dies entspricht fast einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs Deutschlands (54,5 Millionen Tonnen). Und: Bereits heute wären davon fast 10 Millionen vermeidbar.
Unser Verhalten ist ökologischer Wahnsinn
Diese Zahlen sind erschreckend. Sie zeigen, wie unverantwortlich unser Umgang mit Nahrungsmitteln ist. 10 Millionen Tonnen — 313 Kilogramm pro Sekunde. Das ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch ökologischer Wahnsinn — eine Ressourcenverschwendung von ungeheurem Ausmaß. Erst recht, wenn es tierische Lebensmittel sind, die einfach weggeschmissen werden.
Um das zu erklären, ist es wichtig zu wissen, wie unser Essen hergestellt wird. Um 10 Millionen Tonnen überhaupt erst einmal zu produzieren, werden schätzungsweise 2,6 Millionen Hektar Anbaufläche benötigt. Das entspricht einer Fläche so groß wie Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland zusammen. Aber das ist noch nicht alles: Für 10 Millionen Tonnen Lebensmittel werden zudem 22 Millionen Tonnen Treibhausgas in die Atmosphäre geblasen (Düngung, Transport, Lagerung usw.). Das entspricht der Klimabelastung einer 180 Milliarden Kilometer langen Autofahrt. Alles für Essen, welches irgendwann im Müll landet.
Bis 2020 Lebensmittelverschwendung um 50% reduzieren
Die eigenen Verhaltensweisen zu ändern, ist schwierig genug. Eine gesamtgesellschaftliche Diskussion in Gang zu bringen, in der alle – vom Landwirt über den Weiterverarbeiter bis hin zum Restaurantbesitzer — in die Pflicht genommen werden, noch einmal schwieriger. Aber genau das ist unser Ziel. Denn fest steht: Lebensmittelverschwendung will keiner und sowohl die EU als auch die Bundesregierung Deutschlands haben sich bis 2020 das Ziel gesetzt, diese Abfälle zu halbieren.
Nur: Passiert ist bislang gar nichts
Es gibt keine nationale Strategie, keinen Aktionsplan, der darlegt, wie dieses Ziel erreicht und vor allem wie es gemessen und kontrolliert werden sollte. Nach wie vor ist auch die Datengrundlage, wie viel Lebensmittelabfall wo entlang der Wertschöpfungskette anfällt, nicht ausreichend. Die Schätzungen für den Bereich Lebensmittelindustrie reichen von 210.000 Tonnen bis zu 4.580.000 t pro Jahr. Da fragt man sich, bei welchem Wert die Hälfte erreicht sein soll.
Der WWF fordert die Bundesregierung auf, noch in 2015 mit der Erarbeitung eines nationalen Aktionsplans zu beginnen, der alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette mit in die Pflicht nimmt. Die Ergebnisse des Aktionsplans sollten Grundlage für die Entwicklung einer nationalen Strategie gegen Lebensmittelverschwendung sein, die konkrete Ziele und Arbeitsaufgaben enthalten sollte: Datenlücken sollten so schnell wie möglich gefüllt werden; branchenspezifische Handlungsleitfäden (gute fachliche Praxis) erarbeitet und eine gesamtgesellschaftliche Diskussion angestoßen werden.
UNFASSBAR: 313 Kilo genießbares Essen landen pro Sekunde in Deutschland im Müll! Die negativen Auswirkungen auf die…
Posted by WWF Deutschland on Donnerstag, 18. Juni 2015
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