Murks in Mur­cia: land­wirt­schaft­li­che Was­ser­nut­zung im süd­li­chen Spanien


Trockenheit ist in Südspanien ein großes Problem. © Global Warming Images
Trockenheit ist in Südspanien ein großes Problem. © Global Warming Images

Erd­bee­ren, Brok­ko­li, Salat – Obst und Gemü­se aus Spa­ni­en ist das gan­ze Jahr über in deut­schen Super­märk­ten im Ange­bot. Die Regi­on um Mur­cia ist einer der Gemü­se­gär­ten Euro­pas. Von dort aus star­tet täg­lich eine Last­wa­gen­flot­te, um die Erzeug­nis­se in den küh­len Nor­den zu brin­gen – von son­nen­ge­reif­ten roten Toma­ten bis lila schil­lern­den Auber­gi­nen. Doch wie sieht die Arbeit hin­ter den Kulis­sen aus?

Dazu zeig­te die ARD in der Sen­dung Report Mainz am 22. Mai einen Bei­trag, der die Pro­duk­ti­ons­tech­ni­ken eini­ger Land­wir­te offen­leg­te. Um Geld zu spa­ren, wur­de in der sehr tro­cke­nen Regi­on ille­gal Trink­was­ser gezapft und Abwäs­ser unge­klärt ins Meer abge­lei­tet oder ander­wei­tig ver­klappt. Mit in der Ver­ant­wor­tung so die Jour­na­lis­ten: Der deut­sche Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del, der die Pro­duk­te wei­ter­hin anbie­tet, aber in sei­ner Wer­bung von Nach­hal­tig­keit und Umwelt­schutz spricht.

Report-Mainz-Recher­che über ille­ga­le Prak­ti­ken: Was ist dran an den Vorwürfen?

Als Was­ser­ex­per­te und beim WWF für die Mate­rie in der Ede­ka Part­ner­schaft zustän­dig, liegt mir eine Lösung des Pro­blems am Her­zen. Ich begrü­ße es , dass es an öffent­li­cher Auf­merk­sam­keit gewinnt. Im Bericht wur­de in die­sem Zusam­men­hang auch das Logo des WWF, der Pan­da, aus einem TV-Spot von EDEKA gezeigt. Die­se Dar­stel­lung ist nicht rich­tig und gibt nicht wie­der, was wir in der Part­ner­schaft mit EDEKA machen. Mehr dazu im Folgenden.

In Süd­spa­ni­en herrscht Was­ser­knapp­heit, nicht nur rund um Mur­cia. Den­noch wer­den dort bis zu vier Ern­ten im Jahr ein­ge­fah­ren. Vie­le Ober­flä­chen­ge­wäs­ser sind stark über­nutzt, jeder Spa­ni­en­ur­lau­ber kennt den Anblick aus­ge­trock­ne­ter Flüs­se. Grund­was­ser­spei­cher sin­ken in bedroh­li­chem Maße. Die Flüs­se wer­den unter ande­rem mit Nitrat ver­schmutzt. Dar­un­ter lei­det die Natur mas­siv. Das UNESCO-Welt­erbe, der Natio­nal­park Coto de Doña­na bei­spiels­wei­se ist das wich­tigs­te und arten­reichs­te Feucht­ge­biet des Lan­des und bekommt nicht genü­gend sau­be­res Was­ser. Allein in der Regi­on rund um Doña­na gibt es schät­zungs­wei­se mehr als 1.000 ille­ga­le Brunnen.

Kollegen des WWF Spanien arbeiten an einer nachhaltigeren Bewässerung von Erdbeeren in Doñana © Franko Petri / WWF
Kol­le­gen des WWF Spa­ni­en arbei­ten an einer nach­hal­ti­ge­ren Bewäs­se­rung von Erd­bee­ren in Doña­na. © Fran­ko Petri / WWF

Der WWF kämpft seit Jahr­zehn­ten gegen Was­ser­pro­ble­me in Spanien

Gegen die­se nicht hin­nehm­ba­ren Zustän­de in Spa­ni­en ist der WWF seit Jahr­zehn­ten aktiv. Sowohl hier in Deutsch­land, als auch vor Ort. Der WWF Spa­ni­en arbei­tet seit 20 Jah­ren an einer Ver­bes­se­rung auf ver­schie­de­nen Ebenen:

  • mit Land­wir­ten, um nach­hal­ti­ge­re Prak­ti­ken zu fördern
  • mit Behör­den, um eine bes­se­re und gerech­te­re Regu­lie­rung und Kon­trol­le umzusetzen
  • mit Gerich­ten, um ille­ga­le Was­ser­nut­zung zu ver­fol­gen und zu ahnden
  • mit dem Han­del, um auf­zu­klä­ren und bes­se­re Was­ser­kri­te­ri­en in die Pro­dukt­an­for­de­run­gen aufzunehmen
  • mit den Medi­en, um über nicht-nach­hal­ti­gen Umgang mit Was­ser im Feld zu sprechen

Dabei arbei­ten wir vom WWF Deutsch­land eng mit unse­ren spa­ni­schen WWF-Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen zusammen.

Seit 2012 ist das The­ma Süß­was­ser zudem auch ein Bestand­teil der Part­ner­schaft von WWF Deutsch­land mit EDEKA – einem der größ­ten deut­schen Lebens­mit­tel­ein­zel­händ­ler mit 12 Mil­lio­nen Kun­den täg­lich. So gibt es seit 2015 bei­spiels­wei­se ein gemein­sa­mes Pro­jekt zum umwelt­freund­li­che­ren Anbau von kon­ven­tio­nel­len Oran­gen und Man­da­ri­nen aus Spa­ni­en. In der Regi­on Sevil­la set­zen mitt­ler­wei­le acht Land­wir­te Nach­hal­tig­keits­maß­nah­men um. Was­ser­nut­zung ist eines der Kern­the­men. Teil­nah­me­vor­aus­set­zung für die Far­men ist es, legal zu bewäs­sern. Sie küm­mern sich um spar­sa­me­re Was­ser­nut­zung, ver­rin­gern den Gebrauch von Pflan­zen­schutz­mit­teln und schüt­zen und för­dern die Bio­di­ver­si­tät. Dar­über hin­aus arbei­ten sie nach den Prin­zi­pi­en der Alli­ance for Water Ste­ward­ship.Der Stan­dard berück­sich­tigt nicht nur die Was­ser­nut­zung im eige­nen Betrieb, son­dern auch das Enga­ge­ment der Farm in ihrem Fluss­ge­biet. So ver­an­stal­te­te die Fin­ca Ibe­respar­ra­gal bei­spiels­wei­se einen Work­shop mit ande­ren Far­men, loka­len Behör­den und NGOs, um Erfah­run­gen aus­zu­tau­schen und für ein nach­hal­ti­ge­res Was­ser­ma­nage­ment im Fluss­ge­biet zu werben.

Unser Ziel: Nach­hal­ti­ge­re Was­ser­nut­zung in den welt­wei­ten Flussgebieten

Ziel ist es, die Was­ser­nut­zung im gesam­ten Fluss­ge­biet nach­hal­ti­ger zu machen und mög­li­che Was­ser­ein­spa­run­gen nicht zur Aus­wei­tung der Anbau­flä­che oder was­ser­in­ten­si­ve­re Sor­ten zu nutzen.

Vie­le Lese­rin­nen und Leser ken­nen sicher­lich die EDE­KA-Pro­duk­te mit dem Pan­da­lo­go. Als eigen­stän­di­ger Part­ner kön­nen wir das Sor­ti­ment von EDEKA nicht von heu­te auf mor­gen ändern, aller­dings arbei­ten wir kon­ti­nu­ier­lich an Ver­bes­se­run­gen. So erhal­ten Pro­jek­toran­gen und –man­da­ri­nen einen ent­spre­chen­den Hin­weis. Obst und Gemü­se aus kri­ti­schen Anbau­ge­bie­ten wer­den expli­zit nicht mit unse­rem Logo ange­bo­ten – selbst wenn sie aus Bio-Anbau stam­men.  Das ver­hin­dert eine sorg­fäl­ti­ge Prüfung.

Das Pan­da-Logo auf EDEKA Eigen­mar­ken macht auf Pro­duk­te auf­merk­sam, die nach aner­kann­ten Umwelt­stan­dards zer­ti­fi­ziert sind (EU-Bio­sie­gel, Natur­land, Bio­land oder ver­gleich­ba­re Bio­ver­bän­de, MSC, FSC oder Blau­er Engel). Zusätz­lich wird auch die Ein­hal­tung von Sozi­al­stan­dards gecheckt. Da die meis­ten Bio­stan­dards nach­hal­ti­ge Was­ser­nut­zung nicht aus­rei­chend berück­sich­ti­gen, wer­den die­se Arti­kel auf ihre Was­ser­ri­si­ken mit­hil­fe des WWF Water Risk Fil­ters geprüft. So erhält das Obst und Gemü­se aus Mur­cia bei­spiels­wei­se kei­ne Pan­da-Kenn­zeich­nung– auch Bio­pro­duk­te nicht

WWF-Part­ner­schaft mit EDEKA: Was­ser ist ein Schwerpunktthema

Doch die Part­ner­schaft mit EDEKA umfasst mehr. In Pro­jek­ten, wie dem zu Oran­gen und Man­da­ri­nen in Spa­ni­en oder dem zu Bana­nen in Kolum­bi­en und Ecua­dor gestal­ten wir die Was­ser­nut­zung nach­hal­ti­ger. Sowohl auf den Far­men, als auch in den jewei­li­gen Fluss­ge­bie­ten. Dar­über hin­aus imple­men­tie­ren wir zur­zeit ein Was­ser­ma­nage­ment­sys­tem mit EDEKA für das gesam­te Eigen­mar­ken­sor­ti­ment, dass es ermög­licht Was­ser­ri­si­ken auto­ma­tisch zu erken­nen und sys­te­ma­tisch zu redu­zie­ren. Außer­dem kann Ede­ka damit Lie­fe­ran­ten und Pro­du­zen­ten unter­stüt­zen, umwelt­freund­li­cher zu wirt­schaf­ten und sich in ihrem Fluss­ge­biet für eine nach­hal­ti­ge Was­ser­nut­zung stark zu machen. Den­noch ist es lei­der nicht in Sicht, dass Pro­duk­te aus was­ser­ar­men Regio­nen Spa­ni­ens nicht mehr in den deut­schen Super­märk­ten auf­tau­chen. Selbst in deut­schen Bio­super­märk­ten sind sie zu fin­den. Das The­ma Was­ser im Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del muss noch viel mehr Beach­tung fin­den und dar­an arbei­tet der WWF. Wer selbst etwas tun möch­te, greift im Super­markt am bes­ten zu regio­na­len, sai­so­na­len Bio-Produkten.

Mit dem EDEKA Water Risk Tool können Wasserrisiken erkannt und systematisch reduziert werden. © WWF
Mit dem EDEKA Water Risk Tool kön­nen Was­ser­ri­si­ken erkannt und sys­te­ma­tisch redu­ziert wer­den. © WWF

Für mehr öffent­li­che Debat­te um das The­ma Was­ser in der Landwirtschaft

Ich wün­sche mir auch in Zukunft eine rege öffent­li­che Bericht­erstat­tung über Was­ser­nut­zung in der Land­wirt­schaft, nicht nur in Spa­ni­en. Das The­ma bedarf drin­gend einer höhe­ren Auf­merk­sam­keit. Auch die schwe­ren Dür­ren in Süd­afri­ka und Kali­for­ni­en haben gezeigt, wie unser Lebens­mit­tel­kon­sum mit Was­ser­pro­ble­men welt­weit zusam­men­hängt. Die­se Schief­la­ge wol­len wir, als eine der welt­weit aktivs­ten NGOs zu dem The­ma, nicht nur öffent­lich auf­zei­gen, son­dern direkt ange­hen. Der Pan­da steht seit Jahr­zehn­ten neben vie­len The­men auch für mehr Nach­hal­tig­keit im Was­ser­ma­nage­ment. Und wenn es um die Part­ner­schaft zwi­schen EDEKA und WWF geht, gilt es immer zu berück­sich­ti­gen wel­che Zie­le wir uns gesetzt haben und wo die Gren­zen unse­rer Zusam­men­ar­beit liegen.

 

Wie hat Dir die­ser Bei­trag gefallen? 

Sehr schön, das freut uns! Viel­leicht magst Du ja… 

…die­sen Bei­trag jetzt teilen: 

Scha­de, dass Dir der Bei­trag nicht so gut gefal­len hat. 

Dein Feed­back wäre sehr wert­voll für uns. 

Wie könn­ten wir die­sen Bei­trag Dei­ner Mei­nung nach optimieren? 

Fol­ge uns in Social Media:
Facebook
Twitter
Youtube
Instagram
LinkedIn
TikTok
Newsletter
Vorheriger Beitrag Richtig oder falsch: Fakten zur Klimakrise in Deutschland
Nächster Beitrag Stop Kohle - Wie Du uns helfen kannst

1 Kommentar

  1. 28. Februar 2024
    Antworten

    Bit­te mehr Infos zu den früchten

Einen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert