Der Wind hat endlich nachgelassen. Und auch die Temperaturen sind auf Rügen gestiegen. Gute Bedingungen für eine Ausfahrt mit unserem hochauflösenden Sonar. Es geht weiter mit der systematischen Detektion von verloren gegangenem Fischereigerät – der Suche nach Geisternetzen.
Geisternetzen auf der Spur — das tut der WWF
Zu dieser Jahreszeit kommen auch die Heringe aus dem Kattegat zum Laichen in die Flachen Gewässer rund um die Insel. Und wo der Hering in großen Zahlen ist, sind die Kegelrobben auch nicht weit. Daher schnell die guten Bedingungen ausnutzen: Früh morgens fahre ich mit einer Kollegin vom Deutschen Meeresmuseum auf den Greifswalder Bodden. Doch der Wasserpegel ist noch zu hoch. Die erhoffte große Ansammlung von Robben, auf einem Steinriff liegend, treffen wir nicht an. Nur einzelne Köpfe schauen aus dem Wasser.
Frühling: Heringszeit ist Kegelrobbenzeit
In der Ostsee sind Robben von der Gefahr durch verlorenes Fischereigerät betroffen. Tauchen sie den Beutefischen hinterher und verfangen sich im Netz oder in einer Reuse, können sie nicht mehr zum Atmen auftauchen und verenden. Handelt es sich um ein Geisternetz, dient dieses Netz nicht mal mehr dem Menschen zum Fischfang. Das ist nur einer der vielen Gründe, verlorene Fischernetze vom Grund der Ostsee zu entfernen. Dazu muss man sie aber erstmal finden.
Es geht zügig weiter nach Saßnitz, wo schon unser Bootsführer wartet, um mit seinem speziell für die Sonarsuche ausgestattetem Aluminiumboot auf die Ostsee vor der Kreideküste zu fahren. Der Wind bleibt aus, so dass die Bedingungen optimal sind. Das besondere an unserer Sonartechnik ist, dass wir die Sonde immer in der gleichen Wassertiefe über dem Grund führen. So bleibt die hohe Auflösung der Bilder vom Meeresgrund auch in größeren Tiefen gewährleistet. Dies ist wichtig, um die filigranen Strukturen von Stell- und Schleppnetzen zu erkennen. Sie können die gleichmäßigen Muster der Sandrippel unterbrechen, zwischen Steinen oder auf dem weichen Schlick liegen.
Das Sonargerät sendet – wie beispielsweise Zahnwale auch – Schallwellen aus, die auf den Meeresgrund treffen. Dessen unterschiedliche Beschaffenheit reflektiert die Schallwellen unterschiedlich stark. Die Meeressäuger gehen so auf Jagd und orientieren sich. Wir nutzen die reflektierten Schallwellen zur Erstellung des Bildes.
Je härter das Objekt, desto intensiver die Reflektion und heller die Darstellung auf dem Sonarbild. So entstehen beeindruckende Bilder des Meeresgrundes, in denen wir die Strukturen von alten Netzen erkennen können. Aber ob es das Tau eines Netzes ist oder doch vielleicht doch ein altes Kabel, stellen danach Taucher fest, wenn sie unter Wasser die Verdachtspositionen abklären.
Mit GPS und Sonar auf der Suche nach Geisternetzen
Damit die Taucher die Verdachtsposition gut finden, ist es wichtig, dass bei der Aufzeichnung des Meeresgrundes auch ein GPS-Gerät die Position der Sonarsonde möglichst genau bestimmt.
An diesem Tag hat alles super geklappt. Es gab keine technischen Probleme und das Wetter hat mitgespielt. Die aufgezeichneten Sonardaten waren auf den ersten Blick vielversprechend. Die Daten müssen jetzt an Land in Ruhe und mit geschultem Blick ausgewertet werden, um dann eine Liste mit Positionen zu erstellen, die dann mit Tauchern abgeklärt werden. Erst dann kommt der nächste Schritt, die Bergung der alten und teils noch fängigen Kunststoffnetze.
Geisternetze per App finden und bergen
GPS Positionen von Stellen, die auf Geisternetze hindeuten, in die WWF Geistertaucher-App eingepflegt (erhältlich im Android und Apple App-Store oder unter geistertaucher.de). Sporttaucher haben über diese App die Möglichkeit, die Positionen zu checken und ein Foto des Fundes am Meeresgrund hochzuladen. So erhalten wir ein Bild, was sich unter den verdächtigen Sonarpositionen wirklich verbirgt. Die Unterstützung der Sporttaucher gibt uns Sicherheit, dass nicht umsonst mit teurer Ausstattung eine vermeintliche Bergungsstelle angefahren wird.
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